"ZDF Magazin Royale": Jan Böhmermann trollt Zahnärzte

Jan Böhmermann widmet sich dieses Mal einem neuem Thema.

Sie müssten "schon weit daneben bohren, bis mal jemand stirbt", so fasste Jan Böhermann am Freitagabend die berufliche Verantwortung von Zanhärzt:innen zusammen. Nach der Sendung des "ZDF Magazin Royale" am 8. März dürfte es eine weitere Gruppe geben, die nicht besonders gut auf den Satiriker zu sprechen ist. Böhmermann führte pointiert aus, wie viel dran ist am Rat, sich halbjährlich einer professionellen Zahnreinigung zu unterziehen. Darüber hinaus ging es auch um das Fortbilden von Zahnärzt:innen.

Böhmermann zerlegt Fortbildungsprogramm der Zahnmedizin

Der Tenor der "ZDF Magazin Royale"-Sendung: Es gebe wenig wissenschaftliche Evidenz für die zwei häufigsten Leistungen, die Patient:innen aus eigener Tasche bezahlen müssen: Zahnreinigungen und Zahnspangen. Und dann war da noch die Sache mit der Fortbildung. Inspiriert von echten, recht amüsanten Fortbildungen der Zahnärztekammern mit Titeln wie"Preiserhöhungen umsetzen, ohne Patienten zu verlieren", jubelte das Team um den Satiriker den Kammern noch absurdere unter.

Doch zuerst nahm Böhmermann genüsslich die professionelle Zahnreinigung auseinander. Die "Cashcow" der Zahnarztpraxen, meinte er. Es würden die Hälfte der Einnahmen von Zahnmediziner:innen aus privat bezahlten Leistungen stammen. Bei regulären Arztpraxen sei es ein Viertel. Der Satiriker selbst leiste sich "jeden Tag" eine Zahnreinigung, verkündete er mit gefletschten Zähnen und blutendem Zahnfleisch.

Nutzen von Zahnreinigungen "nicht eindeutig belegt"

Eine lange Reihe von Gags über Menschen mit extrem weißen Zähnen, unter anderem Jürgen Klopp, mündete in eine ernüchternde These aus einem Beitrag des Norddeutschen Rundfunks: Es sei "nicht eindeutig belegt", dass es etwas bringe, sich einmal im Jahr das Zahnfleisch aufreißen zu lassen.

Das bestätigte im NDR-Beitrag dann auch Nadine Schlüter, Zahnmedizinerin von der Medizinischen Hochschule Hannover. Die so entfernten Zahnbeläge, seien "nach zwei bis drei Tagen" wieder da. Deshalb immer gründlich die Zähne putzen. Im Gegensatz zur Zahnsteinentfernung, die von der Krankenkasse übernommen werde, sei nicht klar, ob eine professionelle Zahnreinigung wirklich zur Gesundheit beitrage. Empfohlen wird sie dennoch häufig. Die Verbraucherzahlen geben ein Preisspektrum von 80 bis 120 Euro an.

Keine wissenschaftlichen Belege für die Zahnspange

Deutlich teurer wird eine Zahnspange. Besonders festsitzende Zahnspangen könnten schnell einmal tausende Euro kosten, berichteten Verbraucherzentralen. Aber: "Zahnspangen sind super wichtig", meinte Böhmermann. Zumindest, würden diejenigen das sagen, "die mit Zahnspangen Geld verdienen". Kieferorthopäden würden selbst die Notwendigkeit von Spangen beurteilen. Dies, so ein Bericht des Gesundheitsministeriums, den Böhmermann zitierte, entbehrt demnach jeglicher Grundlage. 2019 habe es nämlich "weltweit keine Studie" gegeben, die den medizinischen Nutzen von Zahnspangen belege.

Das nannte Böhmermann dann einen "Schlag in die polierte Fresse der Zahnmedizin".Ob es etwa sein könne, "dass Zahnärzte etwas verkaufen wollen?", fragte er und präsentierte prompt einen Fiebertraum von einem Verkaufsseminar für Zahnärzt:innen. Ein Mann im Frack vor einem goldenen Vorhang erzählte den Anwesenden, ihre Branche sei "an der medizinischen Indikation hängen geblieben".

Zahnarzt-Fortbildung zu "Face-Mapping"

Inwieweit dieses Seminar Teil des offiziellen Fortbildungsprogramms der Zahnärztekammern war, ließ Böhmermann offen. Zahnärzt:innen seien zu Fortbildungen, die bei der Kammer zumeist akkreditiert werden müssen, verpflichtet, erklärte der Moderator. Böhmermann präsentierte etwa eine Tagung auf der Luxusferieninsel Sylt, bei der in einem Workshop das Einmaleins der Überzeugung anhand des wahrgenommen Persönlichkeitsmusters des Patienten gelehrt wurde.

Natürlich stecke dahinter das Ziel des Verkaufens. Persönlichkeitsmuster am Gesicht zu erkennen, wurde demnach auch in der Fortbildung "Face-Mapping – Charaktereigenschaften am Gesicht erkennen" gelehrt.

Das "ZDF Magazin Royale"-Team fand auch ein Video mit dem Face-Mapping-Coach, der behauptete, Persönlichkeiten aus der Form von Ohren abzulesen. Inspiriert hiervon entschied sich die Redaktion selbst dazu, ein paar Fortbildungen "für echte Zahnärzt:innen" anzubieten. Und so akkreditierte demnach die Hamburger Kammer eine Vorlesung zu "Interaktiver und kreativer Praxis", die "Brainstorming" mit den Patient:innen, erklären solle. Die Böhmermann-Redaktion ging sogar noch einen Schritt weiter.

"Hypnose", "Heilsteine" und "Asbest" für den esoterischen Zahnarzt

Und sie jubelte demnach der Kammer in Sachsen-Anhalt eine Fortbildung zur "Zahnfleischhypnose" unter, die ihr auch per E-Mail die Akkreditierung bestätigte. In Baden-Württemberg fand die Redaktion einen Kalender vor, in den sie einfach Termine eintragen konnte.

Das Motto lautete: "Heilsteinen NEIN zu Zahnfleischentzündungen sagen". Eine andere befasste sich mit dem Einsatz von "Asbest-Implantaten", dem krebserregenden Brandhemmer. Theoretisch könnten Zahnärzt:innen, so Böhmermann, für all diese Veranstaltungen Punkte bekommen, um ihrer Fortbildungspflicht zu erfüllen.