Festnahmen nach Anschlag in Moskau: Russland spricht von Ukraine-Verbindung

Mehr als 130 Menschen sind bei dem Anschlag auf ein Rockkonzert in Moskau am Freitagabend gestorben.

Der terroristische Überfall auf eine Konzerthalle bei Moskau mit mehr als 130 Toten hat weltweite Bestürzung ausgelöst – und Angst vor einer russischen Racheaktion hervorgerufen. Die Terrormiliz IS hatte den Anschlag für sich reklamiert, der Kreml behauptet, die Ukraine sei ebenfalls beteiligt gewesen.

Am Samstag gelang es den russischen Behörden nach einer Verfolgungsjagd im Auto zunächst zwei mutmaßliche Täter festzunehmen. Mittlerweile ist die Anzahl der Festnahmen auf insgesamt elf gestiegen. Damit sind laut den Ermittler:innen alle Täter gefasst worden.

Doch nach wie vor bleiben viele Fragen zu der entsetzlichen Tat in der Crocus City Hall offen. Was bislang bekannt ist, liest du im Folgenden.

Was ist passiert?

Der Angriff wurde von mehreren Bewaffneten auf die Crocus City Hall verübt. Dabei handelt es sich um eine Konzerthalle in Krasnogorsk im Nordwesten von Moskau, in der die russische Rockgruppe Piknik am Freitagabend ein Konzert spielte. Die Zahl der Toten wird von den russischen Behörden auf 133 angeben, darunter sollen mindestens drei Kinder gewesen sein. Rund Hundert weitere Menschen wurden dem Gesundheitsminister zufolge ins Krankenhaus gebracht.

Einem Reporter der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge stürmten Menschen in Tarnkleidung in den Konzertsaal, ehe sie das Feuer eröffneten und eine Granate oder eine Brandbombe warfen, was ein Feuer ausgelöst habe. Die Agentur Interfax berichtete unter Berufung auf Sicherheitsdienste von zwei bis fünf Menschen, die mit automatischen Waffen das Feuer eröffnet hätten.

Videoaufnahmen zeigen die Angreifer in der Crocus City Hall.

Wer sind die Täter?

Der IS, der Russland in der Vergangenheit mehrfach ins Visier genommen hatte, schrieb im Onlinedienst Telegram, Kämpfer hätten "eine große Zusammenkunft (...) am Rande der russischen Hauptstadt Moskau" angegriffen. Russische Spezialkräfte hatten in dem Gebäude zunächst lediglich Waffen und Munition sichergestellt.

Am Samstag meldete der Kreml dann elf Festnahmen, darunter mutmaßlich vier direkt beteiligte Angreifer.Genaue Angaben zu der Identität der Festgenommenen gab es zunächst nicht.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat die westlichen Warnungen vor einem Anschlag nicht ernst genommen.

Expert:innen gehen derweil davon aus, dass das Bekennerschreiben des IS echt ist. Die US-Botschaft in Russland hatte ihre Bürger vor zwei Wochen davor gewarnt, dass "Extremisten unmittelbar bevorstehende Pläne haben, große Versammlungen in Moskau, einschließlich Konzerte, ins Visier zu nehmen". Präsident Wladimir Putin hatte das nach seiner Wiederwahl am vergangenen Sonntag als westliche Provokation abgetan.

USA schließen Ukraine-Beteiligung aus – Russland nicht

Die ukrainische Führung hat Anschuldigungen aus Russland zu einer Beteiligung an dem Angriff als "absurd" zurückgewiesen. Die Ukraine habe nicht die geringste Verbindung zu dem Vorfall, erklärte der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak am Samstag im Kurzbotschaftendienst X.

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hatte nach Angaben der Nachrichtenagentur Tass erklärt, die Angreifer hätten "Kontakte" in die Ukraine und nach ihrer Tat versucht, dorthin zu fliehen. Nach Angaben des russischen Ermittlungskomitees wurden die vier in der Region Brjansk festgenommen, die an die Ukraine und an Belarus grenzt.

Unter den Hunderten Verletzten befinden sich viele in kritischem Zustand.

Die USA warnten am Freitagabend davor, einen Zusammenhang mit der Ukraine herzustellen. "Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Ukraine oder Ukrainer mit den Schüssen zu tun hatten", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, in Washington.

Auch die Ukraine stritt ab, etwas mit dem Anschlag zu tun zu haben. Der ukrainische Militärgeheimdienst beschuldigte "die russischen Spezialdienste", hinter dem Angriff zu stecken, um die Ukraine beschuldigen zu können.

Wie reagiert Russland?

Den russischen Behörden zufolge wurde eine Untersuchung wegen eines "terroristischen Akts" eingeleitet. Präsident Wladimir Putin setzte nach dem Terroranschlag für diesen Sonntag einen nationalen Trauertag für Russland an. Das teilte er in einer Ansprache an die russische Bevölkerung mit.

Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin sagte alle öffentlichen Veranstaltungen für das Wochenende ab. Museen und Theater kündigten Schließungen an. Dem russischen Fernsehen zufolge wurden erhöhte Sicherheitsvorkehrungen getroffen, etwa an den Moskauer Flughäfen und anderen Großstädten des Landes. Die russische Nachrichtenagentur Tass meldete, der Rote Platz in Moskau sei von Sicherheitskräften abgeriegelt worden.