Ex-Bayerntrainer Nagelsmann zum BVB – was ist dran an dem Gerücht? Nagelsmanns Vertrag beim DFB läuft nach der EM aus, seine Zukunft ist bislang ungeklärt. Seit es bei Dortmund nicht mehr rund läuft, gibt es immer wieder Gerüchte um eine Anstellung als BVB-Trainer.

Nach der EM wäre der aktuelle Bundestrainer Nagelsmann wieder zu haben und wird unter anderem mit Borussia Dortmund in Verbindung gebracht. (© IMAGO/Eibner-Pressefoto/Florian Wiegan)

Nagelsmanns Vertrag beim DFB läuft nach der EM aus, seine Zukunft ist bislang ungeklärt. Seit es bei Dortmund nicht mehr rund läuft, gibt es immer wieder Gerüchte um eine Anstellung als BVB-Trainer.

Ein bisschen komisch ist das ja schon: Am Samstag und am Dienstag saß Hans-Joachim Watzke in seiner Funktion als DFB-Offizieller auf der Tribüne und sah Julian Nagelsmann live in Aktion. Und damit auch den Fußball, den die deutsche Nationalmannschaft zu spielen imstande ist: mutig, attraktiv, aktiv, resilient, planvoll.

Watzke beobachtete also den aktuellen deutschen Bundestrainer, den sich nicht wenige auch ziemlich gut als Trainer bei Borussia Dortmund vorstellen könnten. Und über den Watzke in seiner anderen Funktion als Geschäftsführer von Borussia Dortmund womöglich ähnlich denkt - oder zumindest schon einmal darüber nachgedacht hat.

Wie fest sitzt Terzić beim BVB noch?

Der BVB beschäftigt Edin Terzić, der noch einen Vertrag bis Sommer 2025 besitzt. Und den ein enges Band mit seinem Vorgesetzten Watzke verbindet. So eng, dass Watzke dereinst das bedingungslose Bekenntnis formuliert hatte: "Wir gehen die nächsten Jahre den Weg mit Edin Terzić. Punkt, aus", wie die "Bild"-Zeitung berichtet.

Das war im letzten Sommer, als Reaktion auf die verpasste Meisterschaft und wohl auch, um ein wenig Ruhe zu haben vor den immergleichen Fragen - welche die Borussia in den letzten Jahren mit immer noch einem weiteren Trainerwechsel beantwortet hatte. Watzke hat das klare Statement von damals mittlerweile schon wieder etwas aufgeweicht, zumindest seine Wortwahl hinterfragt.

"Ich weiß nicht, ob ich das so nochmal sagen würde", sagte der 64-Jährige im Januar blaut Bericht. Und weiter: "Fußball ist ein Ergebnissport. Wenn man 15-mal hintereinander verliert, ist es egal, was man mal gesagt hat. Dann wird es schwierig. Meine Überzeugung war und ist aber einfach die, dass Edin ein hervorragender Trainer ist."

Wie plant der BVB für das schlimmste Szenario?

Mit dem Start in die Schlussphase der Saison dürften sich die Ereignisse in Dortmund nun aber besonders zuspitzen. Noch liegen die Mannschaft und ihr Trainer - abgesehen vom Ausscheiden im DFB-Pokal - im Soll. In der Liga ist das Minimalziel Platz vier aus eigener Kraft zu erreichen, in der Champions League hat es der BVB unter die besten acht Mannschaften Europas geschafft.

Nur werden die Aufgaben schon ab dem kommenden Samstag mit dem Auswärtsspiel beim FC Bayern deutlich schwerer. Und die Gefahr, noch mehr Ziele als "nur" den DFB-Pokalsieg zu verpassen, ist kaum zu leugnen. Dafür präsentiert sich die Mannschaft in ihren Leistungen immer noch zu wankelmütig und hat in der Hinserie in den Partien gegen die anstehenden Gegner in der Liga aus den Top 5 nur einen einzigen Punkt geholt.

Natürlich muss ein Klub wie der BVB im Hintergrund also längst auch das schlimmste Szenario durchspielen, das da hieße: keine Champions-League-Qualifikation in der Liga und kein Triumph in der aktuellen Kampagne der Königsklasse. Bei diesem, durchaus realistischen Saisonausgang wäre der Cheftrainer wohl kaum noch zu halten. Und spätestens dann käme auch wieder Julian Nagelsmann ins Spiel. Eigentlich.

Basler sicher: Nagelsmann wird BVB-Coach

Die Gerüchte und Diskussionen um den BVB-Trainer halten sich mittlerweile seit Monaten hartnäckig. "Terzic war vor der Winterpause am Ende, der wusste nicht mehr weiter mit dieser Mannschaft. Ich glaube, dass Terzic die Saison zu Ende coachen wird. Danach wird der BVB einen anderen Trainer holen, vermutete Mario Basler schon Ende Februar in der Sendung "Fan-Talk" von "Sport1". Und natürlich hatte Basler, zu dessen Geschäftsmodell es gehört, bei öffentlichen Auftritten so forsch und polarisierend wie möglich zu sein, auch schon einen geeigneten Nachfolger ausgemacht: Julian Nagelsmann.

"Das könnte passen. Ich weiß, dass man sich schon mit Nagelsmann beschäftigt hat, bevor er zur Nationalmannschaft gegangen ist. Eigentlich wollte man ihn schon letztes Jahr. Deswegen glaube ich, dass Julian Nagelsmann nächste Saison Trainer bei Borussia Dortmund sein wird", prophezeite Basler.

Verlängert Nagelsmann beim DFB?

Nun haben sich seit Baslers Vermutung ein paar Kleinigkeiten verändert: Die deutsche Nationalmannschaft etwa hat mal wieder nicht nur eins, sondern sogar zwei Spiele am Stück gewonnen. Und das auch noch so überzeugend und erfrischend, dass sich ihr ebenfalls leicht angeschlagener Trainer ein wenig befreien konnte.

Nagelsmann geht als großer Gewinner der beiden März-Länderspiele hervor und soll wohl nicht nur wegen des Stimmungsumschwungs doch mehr als "nur" eine Interimslösung sein für den DFB. Nagelsmanns Vertrag endet nach dem EM-Turnier im eigenen Land. Die Aussicht auf eine Vertragsverlängerung von Sportchef Rudi Völler, zu dem der Bundestrainer ein sehr enges Verhältnis pflegt, könnte noch von Bedeutung werden.

Auf die Frage, ob er sich einen Verbleib als Nationaltrainer vorstellen und den Vertrag - wie von DFB-Präsident Bernd Neuendorf gewünscht - noch vor dem EM-Turnier verlängern könnte, reagierte Nagelsmann am Samstag im "ZDF" noch etwas reservier - aber auch nicht ganz abgeneigt. "Das liegt natürlich ein bisschen am Angebot, das ist ja klar." Generell freue er sich, "wenn die Protagonisten zufrieden sind mit dem Trainerteam. Wenn man da eine Zufriedenheit herstellt, ist das schon mal ein guter erster Schritt."

Weiter sagte er: "Ich möchte erstmal schauen, was Sache ist, um das zu bewerten. Wenn es ausgeschlossen wäre, dass ich verlängere, hätte ich es gesagt und dann müssten sie mir auch nichts vorlegen. Es ist nicht ausgeschlossen, aber auch nicht selbstverständlich. Die EM steht im Fokus, dennoch muss man mit der gewissen Ruhe herangehen. Die Ruhe hat man, wenn alles geklärt ist."

Finanzielle Aspekte spielten in der Debatte keine Rolle, wie Nagelsmann mit Nachdruck klarstellte.

Ausgangslage hat sich verändert

Das alles führt zu einer pikanten Situation: Der BVB würde gerne mit seinem aktuellen Trainer über den Sommer hinaus weiterarbeiten, kann sich dessen aber aufgrund des Erfolgsdrucks im Moment nicht sicher sein. Eine mögliche Alternative könnte nun aber so schnell wieder vom Markt sein, dass die Borussia gar nicht mehr rechtzeitig reagieren könnte.

Bis auf Weiteres pflegen Terzic und Nagelsmann einen ganz normalen Austausch, will Dortmunds Trainer dafür sorgen, dass es wieder mehr als nur ein Spieler ins Aufgebot der DFB-Auswahl schafft und die Heim-EM auch zu einer BVB-EM wird.

Hans-Joachim Watzke sitzt derweil als starker Mann des deutschen Fußballs irgendwie komplett zwischen allen Stühlen. Natürlich wünscht er sich wie Terzić ein beschwingtes EM-Turnier.

"Genau das Gleiche, das wir von uns erwarten, erwarten wir auch von der Nationalmannschaft: Dass es im Sommer ein richtiges Fest wird, dass wir erfolgreichen Fußball spielen", sagte Terzic laut "Sportschau". Bis vor ein paar Wochen konnte Julian Nagelsmann noch als eine Option in der Hinterhand für die Borussia gelten. Das könnte sich mit der wachsenden Euphorie rund um die Nationalmannschaft und der Konstellation im Verband um Sportchef Völler aber ganz schnell auch ändern.

Und auch die Ausgangslage für den BVB könnte sich verändern. Die beiden Siege der Nationalelf verstärken zumindest den Eindruck, dass die Zusammenarbeit zwischen dem Verband und seinem Bundestrainer über den Sommer hinaus fortgeführt wird.

Quellen