Schleswig-Holstein ersetzt Windows und Microsoft Office durch Linux und LibreOffice

Die Landesregierung Schleswig-Holsteins hat beschlossen, dass die 30.000 Beschäftigten der Landesverwaltung künftig mit Linux und LibreOffice statt mit Windows und Microsoft Office arbeiten sollen. Wie die Staatskanzlei in Kiel in dieser Woche verkündet, hat das Kabinett einen entsprechenden Beschluss zur flächendeckenden Einführung quelloffener Software mit dem Ziel digitaler Souveränität des Landes gefasst.

Neben dem Umstieg auf Linux und LibreOffice sollen schrittweise Open-Source-Produkte wie Nextcloud sowie Open Xchange und Thunderbird eingesetzt werden. Dazu soll ein quelloffener Verzeichnisdienst konzipiert werden, um Microsofts Active Directory zu ersetzen – der existiert also offenbar noch gar nicht. Ferner soll es eine Bestandsaufnahme der Fachverfahren (also der IT-Lösungen für Verwaltungsaufgaben) geben, bei der Kompatibilität und Interoperabilität mit LibreOffice und Linux zu prüfen ist. Auch eine neue, quelloffene Telefonie-Lösung soll entwickelt werden, um Telekom-Flexport abzulösen.

„Unabhängig, nachhaltig, sicher.“

Die verpflichtende Umstellung auf LibreOffice als Standard-Office-Anwendung soll kurzfristig erfolgen, Termine oder Fristen hierfür nennt die Staatskanzlei jedoch nicht. Wo es nicht so schnell geht, sollen Ausnahmen vereinbart werden. Niedrigschwellige Schulungsangebote für die Verwaltungsbeschäftigten seien vorhanden und würden fortgeschrieben.

Der Umstieg auf quelloffene IT-Lösungen soll das Land in die Position bringen, Herr über die Daten der Verwaltung und der Bürger zu bleiben. Bei proprietärer Software (wie Windows oder Microsoft Office) könne man sich nie sicher sein, ob und wohin Daten abfließen, meint Schleswig-Holsteins Digitalisierungsminister Dirk Schrödter. Man müsse sicherstellen, stets Herr über die eingesetzten IT-Lösungen zu sein. Auch wolle man Steuergelder besser in Programmierleistungen der heimischen Digitalwirtschaft stecken als in Lizenzgebühren. Diese „digitale Souveränität“ sei „fester Bestandteil der Digitalstrategie“ und „mindestens so wichtig wie Energiesouveränität“.

Vorgeschichte: LiMux in München, Suse in Niedersachsen

Vor etwa 20 Jahren hatte die Stadt München mit dem Projekt „LiMux“ (Kofferwort aus Linux und München) einen Versuch gestartet, ungefähr 15.000 IT-Arbeitsplätze auf Linux und OpenOffice umzustellen. Die 2006 begonnene Migration wurde im Herbst 2013 als weitgehend abgeschlossen angesehen. Im Jahr 2017 erfolgte der Beschluss des Stadtrats, bis 2020 wieder auf Windows umzustellen. 2020 beschloss die neue Stadtregierung, doch wieder mehr auf Open Source zu setzen, der Weg zurück zu Microsoft wurde jedoch fortgesetzt. Auch in Niedersachsen wurde ab 2012 ein Teil der IT auf Linux (Suse) umgestellt, namentlich in der Finanzverwaltung. Hier gab es 2018/19 die Rolle rückwärts.

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