Eine Nacht im Capsule Hostel in Berlin: Schlafen wie im Raumschiff

Schlafplätze in Kapseln sind für viele Hostels platzsparend und lukrativ (Symbolbild).

Es rauscht. Bläulich-weißes Licht umgibt mich und fast erwarte ich, abzuheben. Zu schweben. Aber ich bleibe schwer auf meiner Matratze liegen. Auch der Bordcomputer zu meiner Linken zeigt keine Höhenmeter an, sondern lediglich die Innentemperatur und Uhrzeit. Allerdings befinde ich mich auch nicht im Weltall, sondern in dem wohl kleinsten Hotelzimmer Deutschlands: einer Weltraumkapsel. Mitten in Berlin.

Rund zwei Quadratmeter. Mehr Platz ist es nicht, den ich für meine Traumreise in eine fremde Galaxie diese Nacht habe.

Aus dieser Kapsel träumt man sich in eine ferne Galaxie.

Aber zurück auf Anfang.

Kapsel-Hotel in Berlin: Traumreise in eine fremde Galaxie

Unscheinbarer könnte das Space Night Capsule Hostel von außen nicht aussehen. Grau-braune Fassade, im Erdgeschoss befinden sich eine Drogerie und ein Bäcker. Ein Hostel würde man hier wirklich nicht erwarten. Die Rolltreppen ins Obergeschoss, wo sich das Hostel befindet, funktionieren nicht. Und auch sonst macht der Eingangsbereich einen alles andere als einladenden Eindruck. Was soll's, denke ich und trage meinen Koffer nach oben.

Lautlos gleitet eine schwarze Schiebetür auf. Und plötzlich befinde ich mich in einer anderen Welt, einer anderen Galaxie.

Es ist dunkel. Blaues Neonlicht taucht die Lobby in mystisches Licht. Auf einer Leinwand dreht sich die Erde – weit, weit entfernt von uns. Neben mir schwebt ein Astronaut. Bis auf die instrumentale Musik ist es still.

In Berlin übernachten, aber besonders: Im Space Night Capsule Hostel ist das möglich.

Herzlich willkommen in einer weit, weit entfernten Galaxie.

Ich rolle meinen Koffer zur Rezeption, an der ich binnen kürzester Zeit einchecken kann und erfahre, dass es drei Districts und insgesamt etwa 130 Schlafkapseln gibt. Die Schlafkapseln, denke ich, während ich meinen Blick durch den dunklen Raum schweifen lasse, sehen aus wie eine endlos lange Reihe aufeinandergestapelter Waschmaschinen. Alles Hightech. Alles futuristisch.

Die Rezeptionistin reicht mir eine Chipkarte, mit der ich meine Kapsel und einen für mich reservierten Spind öffnen kann. Außerdem erklärt sie mir, dass es Gemeinschaftsbäder gibt, aber abschließbar und mit eigenem Waschbecken, Dusche und Toilette.

Die Kapseln sehen aus wie gestapelte Waschmaschinen.

Urlaub oder Städtetrip: Wann sich eine Übernachtung in der Kapsel anbietet

Ich bin erleichtert. Auch wenn alles auf einen winzigen Raum komprimiert ist – hier hat man definitiv mehr Privatsphäre als in einem Schlafsaal mit Stockbetten und zahlreichen fremden Menschen um sich herum. Für mich definitiv ein Bonuspunkt.

Ein bisschen aufgeregt verstaue ich Jacke und Koffer in meinem Spind und nehme nur meinen Rucksack samt Buch und Schlafsachen mit zu meiner Kapsel. Nur noch schnell Schuhe ausziehen und dann heißt es für mich endlich: Drei Stufen in die obere Kapsel hinaufklettern.

"Hellhörig ist es definitiv. Sollte die Person in der Kapsel nebenan schnarchen, würde ich das auf jeden Fall mitbekommen."

Das also ist mein "Zimmer" für die Nacht, denke ich und krabbele durch die geöffneten Türen in mein eigenes kleines Raumschiff. Dort ist es geräumiger, als man auf den ersten Blick meinen könnte, dieser Effekt wird auch durch einen Spiegel an der einen Seite der Kapsel verstärkt. Im Schneidersitz setze ich mich, schließe die Türen und verstaue meine Sachen in den Ecken der Kapsel. Stehen kann man hier nicht, aber sitzen ist entspannt möglich.

(T)raumschiff für eine Nacht: Das Kapselhostel in Berlin.

Die Sorge, man könne sich fühlen wie in seinem eigenen Sarg, war jedenfalls unbegründet. Trotzdem bin ich froh, dass ich erst am späten Abend angekommen bin, denn immerhin ist man quasi ans Bett gefesselt.

Außerdem wichtig zu wissen: Frühstück oder etwas anderes zu essen bekommt man im Space Night Capsule Hostel nicht, lediglich ein Snack-Automat mit Schokoriegeln und Chips bewahrt einen vor dem größten Hunger.

Kapselhostel in Berlin: Zeit zu schlafen.

Nach dem Zähneputzen klettere ich zurück in meine Kapsel. Jetzt heißt es für mich: ab ins Bett. Ich bin müde und gespannt, ob ich tatsächlich gut schlafen werde.

Denn auch, wenn die anderen Gäste rücksichtsvoll sind und kaum einer außerhalb der Kapseln spricht oder telefoniert: Hellhörig ist es definitiv. Sollte die Person in der Kapsel nebenan schnarchen, würde ich das auf jeden Fall mitbekommen. Und auch die Lüftung in der Kapsel selbst rauscht einigermaßen laut. Wer also einen empfindlichen Schlaf hat, sollte definitiv Ohrenstöpsel mitbringen. Ich allerdings schlafe ohne Probleme ein – und auch bis zum Weckerklingeln am nächsten Morgen durch.

Wie viele andere Hostel-Gäste muss ich an diesem Morgen früh aufstehen – die Arbeit ruft. Das bedeutet aber auch: Rushhour in den Gemeinschaftsbädern. Ein wenig besorgt mache ich mich samt Handtuch und Duschsachen auf den Weg zu den Badezimmern. Werde ich für meine Dusche Schlange stehen müssen? Nein. Auch hier war meine Sorge unbegründet: Es sind genügend Bäder frei. Und sauber sind sie obendrein.

Übernachtung im Space Night Capsule Hostel: So fällt das ehrliche Fazit aus

Mit Preisen für eine Einzel-Kapsel ab 37 Euro ist das Space Night Capsule Hostel in Berlin wirklich erschwinglich. Allerdings sind die Preise pro Nacht nicht immer so niedrigpreisig, häufig zahlt man auch hier bereits 56 Euro.

Viele Schlafmöglichkeiten auf wenig Raum.

Wer allerdings aufs Geld gucken muss und mehr Privatsphäre will, als in Gemeinschaftsschlafsälen gegeben, der findet hier eine saubere und bequeme Übernachtungsmöglichkeit. Auch die Lage an der Leipziger Straße in Berlin-Mitte ist super: Die Friedrichstraße und der Hauptbahnhof sind nicht weit entfernt, auch Checkpoint Charlie und der Gendarmenmarkt sind fußläufig zu erreichen.

Wer also tagsüber unterwegs ist und lediglich einen sauberen und gemütlichen Rückzugsort für die Nacht sucht, ist in diesem Hostel gut aufgehoben.