Pilotstudie zur Vier-Tage-Woche: Unternehmen ziehen positive Bilanz

Kürzere Arbeitstage oder einen Tag weniger Arbeit bei gleichem Gehalt: Die Vier-Tage-Woche macht es möglich.

Weniger arbeiten, bei gleichbleibendem Gehalt? Das ist der Traum vieler. Die meisten Angestellten in Deutschland in Vollzeit müssen mindestens fünf Tage die Woche arbeiten. Doch die Vier-Tage-Woche geriet in den vergangenen Jahren vermehrt in den Fokus der öffentlichen Debatte. Es gibt bereits einige wenige Menschen, die aktuell hautnah erleben, wie sich die Vier-Tage-Woche auf ihr Leben und das Unternehmen auswirkt.

Insgesamt 45 Unternehmen beteiligen sich an dem ersten Pilotversuch zu diesem Konzept in Deutschland. Während des Studien-Zeitraums reduziert sich ihre Arbeitszeit sechs Monate lang auf vier Tage pro Woche. Und das, ohne dabei weniger Gehalt zu bekommen. Nach der Halbzeit ziehen Unternehmen jedenfalls eine positive Bilanz.

Pilotstudie zur Vier-Tage-Woche: Unternehmen berichten viel Positives

Die Testphase läuft seit Februar und erstreckt sich bis August. Und bisher läuft offenbar vieles gut. Roland Walter, Geschäftsführer des Architekturbüros Planwerkstatt, betont gegenüber dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND) die Zufriedenheit seiner Mitarbeitenden mit dem neuen Modell. "Ich kann von meinen Kolleginnen und Kollegen sagen, dass sie happy damit sind. Wirtschaftlich hat es bisher auch funktioniert", erklärt er. Das Unternehmen aus Kleve am Niederrhein hat die reguläre Arbeitszeit von 40 auf 36 Stunden reduziert und setzt während der Testphase auf vier Arbeitstage pro Woche.

Walter hebt hervor, dass eine straffere Meetingkultur und konzentrierte Arbeitsphasen dazu beigetragen haben, die Arbeitszeit zu reduzieren. Er betont auch die Bedeutung ungestörter Arbeitsphasen und ermöglicht es den Mitarbeitenden, etwa mit Kopfhörern zu arbeiten. So können Produktivitätsverluste durch Unterbrechungen minimiert werden. Darüber hinaus sieht er die Vier-Tage-Woche als Antwort auf die sich wandelnde Arbeitswelt und hebt die Vorteile für die Work-Life-Balance und die CO₂-Bilanz hervor.

Durch die Optimierung der Abläufe kann die verringerte Arbeitszeit ausgeglichen werden.

Vier-Tage-Woche: Mehr Effizienz durch Einsatz von KI

Auch Manuel Schmid, Inhaber einer Hausverwaltung aus Kitzingen, berichtet von positiven Erfahrungen mit der Viertagewoche. Sein Unternehmen nutze Künstliche Intelligenz, um Arbeitsprozesse zu optimieren, wie er dem "RND" verrät. Die KI unterstützt unter anderem bei der Anrufannahme und der Auswertung von Anrufen. Dies bringe eine gute Zeitersparnis. Schmid plant bereits, die Vier-Tage-Woche dauerhaft einzuführen.

Neben Unternehmen, die auf KI setzen, sehen auch andere Firmen Erfolge bei der Implementierung der Vier-Tage-Woche. Das Kinderhaus Nürnberg hat die Arbeitszeit von 38,5 auf 36 Stunden reduziert und Effizienzgewinne erzielt. 6,5 Prozent weniger Arbeit, auch für Teilzeitkräfte. Für ältere Mitarbeitende ab 60 Jahren gelten sogar nur noch 34 Wochenstunden als neue Vollzeit. Und zwar, ohne die Qualität der Arbeit zu beeinträchtigen, wie Geschäftsführerin Carola Weise erklärt.

Positiver Nebeneffekt der Vier-Tage-Woche: Mehr Bewerbungen

Außerdem bietet das Kinderhaus allen Mitarbeitenden optional eine Vier-Tage-Woche an. Bisher haben rund 10 Prozent diese Option gewählt.Für die meisten anderen ist es weiterhin attraktiver, an fünf Tagen, aber dafür kürzer zu arbeiten.

Wie das alles möglich ist? Laut Weise mithilfe von Effizienzsteigerungen durch straffere Besprechungen und optimierte Vorbereitungszeiten.

Die Vier-Tage-Woche lockt neue Mitarbeitende an.

Das neue Konzept erfreut sich nicht nur unter den Mitarbeitenden großer Beliebtheit, sondern zieht auch neue Bewerber:innen an. Carola Weise berichtet von einem dreifachen Anstieg der Bewerbungseingänge im Vergleich zum Vorjahr. Diese positive Resonanz bestärkt Unternehmen in ihrem Vorhaben, die Vier-Tage-Woche dauerhaft zu implementieren.

Insgesamt zeigen die bisherigen Erfahrungen mit dem Modell, dass es nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigert, sondern auch zu Effizienzsteigerungen und einer verbesserten Work-Life-Balance führt. Für Arbeitnehmer:innen bleibt zu hoffen, dass damit mehr Unternehmen das Modell für sich entdecken.