Sand Land im Test: Seichtes, aber spaßiges Wüstenabenteuer mit starker Motorleistung

Belzebub, Rao, Sheef und Ann suchen die legendäre Quelle in Sand Land (Bildquelle: Screenshot und Bearbeitung GIGA)

Fans des Mangas „Sand Land“ von Akira Toriyama kommen derzeit voll auf ihre Kosten. Nach dem Film vom Vorjahr und der Disney-Plus-Serie dieses Jahr kommt jetzt auch noch das offizielle Videospiel zu Sand Land. Dieses präsentiert sich in unserem Test als eine Art kindgerechte Version von Mad Max mit Fokus auf abwechslungsreiche Fahrzeug-Action.

Hinweis: Getestet wurde die PS5-Version 1.0.2.

Was erwartet euch im Spiel zu Sand Land?

In Sand Land wird die Geschichte einer trostlosen Welt erzählt, die durch immerwährende Konflikte und Kriege verwüstet wurde. Überall werden die Wasservorräte knapp, und der selbstsüchtige König des Landes beansprucht die wenigen Wasserquellen für sich oder verkauft sie abgefüllt in Flaschen teuer an sein Volk.

Der resolute Sheriff Rao will das nicht länger mitansehen und bittet daher Belzebub, den Prinzen der Dämonen, und seinen treu ergebenen Diener, Meisterdieb Sheef, darum, ihn bei der Suche nach der legendären Quelle zu begleiten und der Wasserknappheit ein Ende zu setzen.

Dies ist der Auftakt eines Abenteuers, das euch nicht nur in alle Winkel von Sandland (so die Schreibweise in der deutschen Version) führt, sondern auch den Story-Strang von Waldland erzählt, den der leider erst kürzlich verstorbene Mangaka Akira Toriyama exklusiv für das Spiel und die Disney-Plus-Serie entworfen hat. Dieser fügt mit Mechanikerin Ann zudem ein weiteres Partymitglied hinzu.

Spielerisch lässt sich Sand Land am ehesten als Rollenspiel Light beschreiben, in dem ihr fast ausschließlich die Rolle von Belzebub übernehmt, während die anderen Partymitglieder euch passiv unterstützen. Der eindeutig größte Fokus liegt dabei auf dem Aufbau der Stadt Spino und dem Fahrzeug-Gameplay mit über einem Dutzend verschiedener Vehikel.

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Zu Fuß pfui, im Panzer hui

Als Dämonenprinz hat Belzebub einiges auf Lager und kann in Kämpfen gegen Soldaten, Banditen und wildes Getier gehörig austeilen. Das Kampfsystem ist allerdings recht simpel aufgebaut. Es gibt ein paar Schlagtasten, ein paar Spezialfähigkeiten und ihr könnt ausweichen. Rao, Sheef und später auch Ann können euch dabei passiv unterstützen, ihr könnt sie allerdings nie selbst steuern.

Ausnahme ist Sheef, den ihr in ein paar Schleicheinlagen steuern dürft. Dabei müsst ihr euch geduckt fortbewegen und Soldaten ausweichen. Entdecken sie euch, schlagen sie Alarm, und ihr müsst den Abschnitt von vorne beginnen. Das Schleichen ist also in manchen Bereichen nicht optional.

Sowohl das Kampfsystem zu Fuß als auch die Schleich-Mechanik wirken eher halbgar in den Spielverlauf integriert und hätten auch weggelassen werden können. Denn das eindeutige Herzstück des Spiels ist die Fortbewegung und der Kampf mit den vielen Fahrzeugen im Spiel. Hier kann Sand Land die Muskeln spielen lassen und sein wirkliches Potenzial entfalten.

Sandland ist sehr weitläufig gestaltet, und Fahrzeuge sind das A und O im Spielverlauf. Es gibt Motorräder für die schnelle Fortbewegung, Sprung-Bots, um erhöhte Ebenen zu erreichen, oder ein Schwebeauto, um über Wasserflächen zu gelangen. Am wichtigsten sind aber euer Kampfpanzer, den ihr schon sehr früh erhalten werdet, und die Battle Armor. Letztere ist ein Kampf-Bot, der sowohl flink als auch schlagkräftig ist.

In der Werkstatt von Spino könnt ihr Fahrzeuge und auch Teile bauen, um sie zu modifizieren. Dies zeigt sich auch in optischen Veränderungen (Bildquelle: Screenshot und Bearbeitung GIGA)

Vor allem sind die vielen Fahrzeuge ein echter Hingucker. Das einzigartige, kapselartige Fahrzeugdesign, wie man es nur von Akira Toriyama kennt, kommt hier voll zur Geltung. Umso mehr, da ihr alle Fahrzeuge auch in mehreren Kategorien modden könnt. Neben Haupt- und Nebenwaffe könnt ihr etwa den Motor auswechseln, was sich nicht nur leistungstechnisch auswirkt, sondern die Fahrzeuge auch optisch verändert. Hinzu kommen verschiedene Lackierungen und Aufkleber, mit denen ihr eure Fahrzeuge weiter individualisieren könnt.

So schön das Gestalten der Fahrzeuge ist, nerviger ist leider die Menüführung sowie der Bau neuer Fahrzeuge ausgefallen. Ein Beispiel: Um ein neues Fahrzeug zu bauen, benötigt ihr erst den Rahmen sowie die einzelnen Bauteile. Die einzelnen Teile müsst ihr erst über das Menü in der Garage bauen. Habt ihr das geschafft, müsst ihr über ein weiteres Menü noch einmal alle Teile auswählen, damit sie dann zusammengesetzt werden.

All das aber immer nur unter der Voraussetzung, dass ihr auch die entsprechenden Materialien habt. Und um zu sehen, was ihr benötigt, müsst ihr euch immer wieder durch die verschachtelten Untermenüs in der Garage klicken. Dann müsst ihr euch noch merken oder aufschreiben, was genau benötigt wird, damit ihr in der Werkstatt die nötigen Ressourcen herstellen oder im Laden kaufen könnt. Hier gibt es gehöriges Verbesserungspotenzial bei Menüführung und Komfortfunktionen.

Der Aufbau der Stadt Spino

Neben den Fahrzeugen ist die Stadt Spino das Herzstück im Spielverlauf. Diese Siedlung im Herzen von Sandland ist bei eurer Ankunft völlig heruntergekommen und will von euch wieder nach und nach zu alter Pracht aufgebaut werden. Dazu könnt ihr über 70 verschiedene Nebenmissionen im Spiel absolvieren. Die NPCs, die ihr in diesen Quests trefft, ziehen dann in euer Dorf und eröffnen teilweise auch Geschäfte, in denen ihr weitere Items für die Werkstatt erhaltet.

Spino entwickelt sich dabei im Spielverlauf automatisch optisch immer weiter, bis es sogar der königlichen Hauptstadt Konkurrenz machen kann. Die Nebenquests sind spielerisch simpel aufgebaut, erzählen aber mehr oder weniger interessante Geschichten mit teilweise unterschiedlichen Enden, die zu verschiedenen Konsequenzen führen. Durch eure Dialogentscheidungen könnt ihr zum Beispiel manchmal bestimmen, welche NPCs nach Spino kommen.

Durch den Abschluss der Nebenquests wächst Spino zu einer lebendigen Stadt heran (Bildquelle: Screenshot und Bearbeitung GIGA)

Spino bleibt allerdings ein rein optionales Spielelement. Wenn ihr euch nur auf die Story konzentrieren wollt, könnt ihr dies ohne weiteres tun und Spino komplett ignorieren.

Was bietet die offene Spielwelt?

In der offenen Spielwelt könnt ihr sowohl Sandland als auch Waldland erkunden. Beide Gebiete unterscheiden sich sowohl optisch als auch architektonisch deutlich voneinander. In Sandland gibt es weite Wüsten, Canyons und offene Bereiche. Waldland ist waldiger, bergiger und eher halboffen. Es gibt hier viele Straßen und Gebirgswege.

Um die Karte Stück für Stück aufzudecken, könnt ihr Funktürme aktivieren und somit auch weitere Aktivitäten und besuchbare Orte in der Nähe freischalten. Dazu gehören Ruinen, Grotten und Hügel, bei denen ihr wichtige Items und Ressourcen für den Gegenstandsbau finden könnt. Zudem gibt es Rennen, Kopfgeldjagden und eine Kampfarena, in der ihr euch austoben dürft.

In Sand Land gibt es nur Open-World-Standard wie das Aktivieren von Funktürmen (Bildquelle: Screenshot und Bearbeitung GIGA)

All das ist allerdings nicht mehr als spielerischer Durchschnitt und wenig aufregend. Man merkt hier leider, dass dies nur Füllinhalte sind, um die weitläufige Spielwelt zu bestücken. Alle Ruinen und Dungeons im Spiel sehen fast identisch aus und werden mit den immer selben Levelbausteinen neu zusammengesetzt.

Fazit zu Sand Land

Bei Sand Land wäre etwas weniger mehr gewesen. Für ein Open-World-Spiel bietet das JRPG insgesamt zu wenig abwechslungsreiche Inhalte, die über die Hauptquest hinaus motivieren. Ein lineares Story-Erlebnis samt dem spaßigen Fuhrpark hätte mir vermutlich etwas mehr zugesagt.

So bleibt Sand Land vor allem ein seichtes, aber spaßiges Actionspiel mit leichten Rollenspielelementen, das vor allem auf ein jüngeres Zielpublikum zugeschnitten ist. Das Spiel verpackt die düstere Ausgangssituation in eine schöne Geschichte rund um die ungewöhnliche Freundschaft von Dämonen und Menschen, die gemeinsam die Welt retten.

Hinweis: Leider gibt es in Sand Land keine deutsche Sprachausgabe, sondern nur deutsche Texte und Untertitel. Optional mit englischer oder japanischer Sprachausgabe.

Stärken und Schwächen

  • Stimmige Spielwelt und Charaktere aus der Feder von Akira Toriyama.
  • Viele verschiedene Fahrzeuge, Panzer und Kampf-Bots sorgen für Abwechslung.
  • Lange Spielzeit (ca. 20 Stunden Story, ca. 30 Stunden Nebenquests und andere Aktivitäten).
  • Aufbau und Entwicklung der Stadt Spino sorgt für Motivation.
  • Halbgares Schleichen und Kampfsystem zu Fuß.
  • Umständliche Menüführung beim Fahrzeugbau.
  • Wenig spannende Open-World-Aktivitäten.