Darum ist iOS sicherer als Android

”Ihr iPhone schläft nicht mit Ihnen ein – es brummt vor Aktivität”, schreibt Ernestas Naprys, Senior Journalist bei Cybernews. Dabei greife es auf die Daten und Sensoren der User zu und sende vor allem an die Server von Apple, manchmal aber auch mit Servern in Russland ”hin und her”.

Das gilt nach seinem Test jedenfalls für die jeweils 100 beliebtesten Apps auf der jeweiligen Plattform, wie er in seinem Artikel ”I installed 100 apps and left my iPhone idle: it reached out to Russia” (“Ich habe 100 Apps installiert und mein iPhone im Leerlauf gelassen: Es hat sich nach Russland verbunden”) zusammenfasst.

Android kontaktiert recht häufig China wie auch Russland

Trotz dieser Überschrift schneidet das iPhone mit iOS in dieser Hinsicht deutlich besser ab als Android-Handys mit dem Google-Betriebssystem: ”Nachdem ich mein Android-Telefon getestet und festgestellt hatte, dass es sich ständig mit Servern in Russland oder China verbindet, ohne dass ich es jemals angefasst habe, musste ich wissen, ob das iPhone anders funktionieren würde. Und das tat es.”

Für seine Überprüfung nutzte der Journalist auf einem werkseitig zurückgesetzten iPhone SE ”die 100 wichtigsten Apps aus Deutschland”, wobei er ein paar hier nicht verfügbare Apps durch andere ersetzte. Jede einzelne hat er nach seinen Ausführungen mindestens einmal geöffnet und mit neu erstellten Apple- oder Google-Accounts verbunden, sofern dies möglich war. Dann habe Naprys das iPhone fünf Tage lang ohne eigene Aktivität herumliegen lassen und es “vergessen”.

In der Zwischenzeit verfolgte er jede ausgehende Verbindung des iPhones zu externen Servern mittels eines privaten DNS-Dienstes (NextDNS). Dazu zitiert der Journalist einen Bericht von ”Buildfire”, wonach die User im Durchschnitt mehr als 80 Apps auf ihren Geräten installiert haben, aber ein Viertel davon nach dem ersten Download nie nutzen. Doch selbst ungenutzte Apps können einige Datenschutz- und Sicherheitsprobleme aufwerfen, da sie immer noch auf Daten und Sensoren zugreifen und Informationen über das Internet senden können, hebt Naprys hervor.

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Mehr DNS-Anfragen als Android – aber meistens zu ”Mama Apple” selbst

In fünf Tagen im ”Leerlauf” verzeichnete das iPhone nach seinen Messungen die beeindruckende Zahl von 16.542 DNS-Anfragen. Die Zahl schwankte nach seinen Ausführungen zwischen 2711 und 4178 pro Tag, mit einem Durchschnitt von 3308 Abfragen. ”Das sind 138 Abfragen pro Stunde oder eine Abfrage alle 26 Sekunden.”

Damit sei das iPhone beim ”selbstständigen” Surfen im Internet insgesamt 42 Prozent aktiver gewesen als das Android-Handy, das in 24 Stunden 2323 Suchanfragen stellte. Und das klingt eigentlich nach einem ”Sieg” für das Konkurrenz-Betriebssystem. Allerdings: Die Karte, wohin diese Abfragen gingen, sei völlig unterschiedlich gewesen. Denn 60 Prozent aller Anfragen seien, wie er schreibt, zu ”Mama Apple” gegangen. Der Rest der Abfragen blieb demnach für Dienste von Drittanbietern.

Bei Google-Handys liegt der Anteil, zu welchem die Apps des Entwickler direkt nach Hause ”telefonieren”, nur bei 24 Prozent – die übrigen also gehen an Server von Dritt-Apps. Die Aktivität von Apps sozialer Netzwerke auf dem iPhone sei rückläufig: Facebook war für nur 20 Abfragen pro Tag verantwortlich, Android dagegen kommt auf fast 200. Auf dem iPhone generierte Tiktok während des gesamten Experiments auf dem iPhone insgesamt nur 36 DNS-Abfragen, während die Zahl der Abfragen von Tiktok auf Android eher bei 800 pro Tag gelegen habe!

Das iPhone meidet trotz Leerlauf China

Das iPhone habe trotz einiger installierter chinesischer Apps wie Temu oder Tiktok niemals von sich aus Kontakt zu chinesischen Servern aufgenommen, dagegen mindestens einmal pro Tag Richtung Russland. Fazit: ”Verglichen mit dem Experiment mit Android sind die Abfragezahlen des iPhones zu unfreundlichen Ländern gering”.

Zwar könne dies teilweise auch am Unterschied in den Top-100-App-Listen liegen: Keine einzige App in Apples App Store konnte ”als offensichtliche Adware betrachtet werden”. Hinter allen Apps im App Store standen ”große Plattformen”, und sie waren ”nützlicher als werbefinanzierte Taschenlampen, Streichgeneratoren oder dubiose PDF-Viewer” bei Google Play – was alleine schon als großer Vorteil für das iPhone betrachtet werden darf.

Dies hängt natürlich auch hier und in den anderen Fällen an den strengeren Apple-Richtlinien für Entwickler in seinem geschlossenen Ökosystem in Bezug auf den Datenschutz im Allgemeinen. Gerade hier besteht ja nach Apple ein gewisses Risiko, wenn in der EU nun der Markt auch für App Stores von Drittanbietern geöffnet werden muss. Doch auch damit dürfte man von dem offenen Scheunentor, als das sich der Play Store von Google teilweise präsentiert, noch weit entfernt sein.

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Insgesamt mit iPhone sicherer unterwegs als mit Android-Smartphones

Nun stellt sich die Frage, was dieses Ergebnis für die Sicherheit eines Smartphones konkret bedeutet. DNS-Anfragen sind nicht von sich aus schädlich oder verdächtig – wenn sie jedoch häufig und scheinbar grundlos in, wie es Naprys nennt, ”unfreundliche Länder” geht, sollte man sich doch gewisse Sorgen machen, was das Handy, ohne dass man es will, preisgibt. In der Regel ist, so Naprys, ”eine hohe Netzwerkaktivität selbst verdächtig”, denn sie verweise auf schlecht funktionierende Anwendungen oder fehlerhafte Hintergrundprozesse, die ”manchmal bösartig” sind.

Wogegen die DNS-Abfragen des iPhones sich offenbar größtenteils auf ”Standardvorgänge” beziehen, also vor allem Apple-bezogene Domänen wie Apple.com, iCloud.com, itunes.apple.com und andere, die beispielsweise für die Synchronisierung, App-Updates, Serviceprüfungen und mehr benutzt werden, und insofern ”unverdächtig” sind. Ein letztes Urteil darüber, ob die Android-Smartphones deswegen für reguläre User gefährlicher sind, lässt sich nicht so leicht fällen, weil es auch immer auf die Details ankommt. Doch wenn man ”auf Nummer Sicher” gehen will – dann ist man mit den iPhones und ihrem auch in Bezug auf die Apps gut geschützten iOS ohne Zweifel am besten aufgehoben…