Europäisches Gericht: Getty Museum muss antike Bronzestatue an Italien zurückgeben

Die antike Statue steht seit fast 50 Jahren im Getty Museum. ©Nick Ut/Copyright 2015 The AP. All rights reserved.

Seit Jahrzehnten versucht die italienische Regierung, eine antike Bronzestatue wiederzubekommen, die illegal in die USA ausgeführt und im J. Paul Getty Museum aufgestellt wurde. Derzeit steht sie in der Küstenstadt Malibu in Kalifornien. Am Donnerstag hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entschieden, dass das Museum die Statue an Italien zurückgeben muss.

Im Jahr 1964 hatten italienische Fischer die lebensgroße Bronzestatue, die den Namen "Jugendlicher Sieger" trägt und einen nackten Athleten darstellt, im Adriatischen Meer gefunden. Das Getty Museum erwarb sie 1977 in München für 4 Millionen US-Dollar. Die Statue stammt vermutlich aus der Zeit von 300 bis 100 v. Chr und ist derzeit ein wichtiger Bestandteil der Sammlung des Getty Museums. Deshalb hat sich das US-amerikanische Museum geweigert, die antike Statue zurückzugeben.

Griechischer Bildhauer als Schöpfer der Statue

Schließlich landete der Streit vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte mit Sitz in Straßburg. Die Paul Getty Foundation hatte sich über Verletzung des Eigentumsschutzes beschwert. Außerdem hatte die amerikanische Stiftung behauptet, dass die Statue nicht zum italienischen Kulturerbe gehören könne, weil ein griechischer Bildhauer als sein Schöpfer gilt. Obwohl der Künstler unbekannt ist, wird angenommen, dass sie von Lysippos, dem persönlichen Bildhauer Alexanders des Großen, geschaffen wurde.

Man geht davon aus, dass Lysippos der Schöpfer der antiken Statue ist.Flickr Images/SlicesofLight

Das Gericht hat jedoch zugunsten der italienischen Regierung entschieden. Da die Statue illegal aus Italien ausgeführt wurde, hätte sie nicht vom Getty Museum erworben werden dürfen, entschieden die Richter.

"Ein sieg für die Kultur"

"Dies ist nicht nur ein Sieg für die italienische Regierung. Es ist ein Sieg für die Kultur", sagte der Anwalt Italiens, Maurizio Fiorilli, der sich für die Wiedererlangung der aus Italien illegal ausgefahrener Kulturschätze einsetzt. Besonders heftig hat er für die Bronzestatue aus dem Getty Museum gekämpft.

Der italienische Kulturminister Gennaro Sangiuliano freute sich ebenfalls über die Entscheidung und sagte, dass seine Regierung sich nun and die US-Behörden wenden würde, damit die Rückführung der Statue möglichst schnell stattfinden kann.

Im Getty Museum sind auch weitere wertvolle antike skulpturen aufgestellt.Nick Ut/AP

Getty Museum will nicht aufgeben

Trotz der Entscheidung des EGMR könnte es noch dauern, bis die Staute in Italien aufgestellt werden kann, denn das Getty Museum hat versprochen, den Rechtsstreit fortzusetzen. Es sei weder angemessen noch ethisch, zu verlangen, dass ein Kunstwerk, dass sich seit fast 50 Jahren im Besitz eines Museums findet und "weder von einem italienischen Künstler geschaffen noch auf italienischem Gebiet gefunden wurde", der italienischen Regierung gegeben wird, heißt es in einer Erklärung des Getty Museums. Außerdem sei es weder mit dem amerikanischen noch mit dem internationalen Recht vereinbar.

Bei dem Urteil vom Donnerstag handelt es sich von einer Entscheidung der siebenköpfigen Kammer des EGMR. Nun haben Beide Parteien drei Monate Zeit, um zu beantragen, dass die 17 Richter der Großen Kammer die endgültige Entscheidung über den Fall treffen. Das Getty Museum erklärte, es erwäge einen solchen Schritt.

Derek Fincham, Forscher für Kulturerbe am South Texas College of Law, sagte, dass das Urteil "ein großer Gewinn für Italien" und andere Herkunftsländer sei, insbesondere weil das Gericht entschieden hat, dass die Staaten "einen großen Ermessensspielraum haben, wenn es um Fragen des kulturellen Erbes geht".

Im vergangenen Jahr haben die USA bereits 266 gestohlene antike Kulturschätze an Italien zurückgegeben. Sie umfassen etruskische Vasen, alte Münzen und römische Mosaiken.

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