Welche Alternativen gibt es, wenn der Kaffee zu teuer wird? Inflation und Klimawandel treiben den Kaffeepreis in die Höhe. Warum das so ist, welche Produkte im Handel günstiger bleiben und welche Alternativen es noch gibt.

Kaffee wird aufgrund des Klimawandels deutlich teurer werden. (© Getty Images/apomares)

Inflation und Klimawandel treiben den Kaffeepreis in die Höhe. Warum das so ist, welche Produkte im Handel günstiger bleiben und welche Alternativen es noch gibt.

Kaffee ist das beliebteste Heißgetränk in Deutschland: Im Jahr 2022 lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Bohnenkaffee bei durchschnittlich rund 167 Litern. Das ist etwas mehr als die durchschnittliche Füllmenge einer Badewanne. Auch ich trinke gerne Kaffee, allerdings – deutlich! – weniger als eine Badewanne.

Erst als ich in der Corona-Pandemie den Spagat zwischen Arbeit und kleinen Kindern im Familien-Homeoffice hinbekommen musste, wurden die Kaffeepausen zu Hause zu einem wichtigen Moment im Tagesablauf. Nur schmeckte der Kaffee so ganz anders als in einem Café.

Also beschäftigte ich mich mit den Herkunftsländern, bestellte Probier-Pakete verschiedener Röstereien und testete mich durch. Inzwischen finde ich: Man kann das Getränk, was meine French Press (Stempelkanne) liefert, wirklich genießen.

Klimawandel: Bisherige Kaffee-Anbauflächen in Gefahr

Doch mit dem täglichen Genuss von größeren Mengen Kaffee könnte es bald vorbei sein: Zukünftig wird es aufgrund des Klimawandels weniger geeignete Anbauflächen geben, die Ernten werden voraussichtlich geringer ausfallen.

In einer Studie, die im Fachmagazin "Plos One" veröffentlicht wurde, modellierten Schweizer Forschende die Zukunft der Anbaugebiete für Kaffee. Das Ergebnis: Die landwirtschaftlichen Flächen für Arabica-Kaffeesträucher sind am stärksten von Klimafolgen betroffen, weil diese Art besonders anfällig für Temperaturveränderungen ist.

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Nach Einschätzung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wird es das größte Arabica-Anbauland Brasilien am härtesten treffen: Dort könnten 97 Prozent der aktuellen Anbauflächen bis 2050 nicht mehr geeignet sein.

Welche Alternativen bestehen für die Produzenten? Wenn es überall wärmer wird, könnten vielleicht andere Flächen für die Kaffeeplantagen infrage kommen. Doch viele dieser Flächen sind bewaldet. Würden sie für den Kaffeeanbau abgeholzt, verschärfte dies die Klimakrise.

Zudem dürfen Produkte aus Gebieten, die nach 2020 entwaldet wurden, nicht mehr in die EU importiert werden. Das regelt die neue EU-Entwaldungsverordnung.

Kaffee-Vielfalt entdecken

Eine Möglichkeit ist, dass Kaffeebauern und Kaffeebäuerinnen verstärkt auf die weniger empfindliche Robusta-Sorte setzen, die eigentlich Canephora heißt. Robusta enthält das Zwei- bis Dreifache an Koffein, was sie kräftiger und bitterer im Geschmack macht.

Es gibt weit über 100 Arten der Kaffee-Pflanze – neun davon werden kultiviert, darunter auch Arabica und Robusta. Noch sind andere Kaffee-Varianten ein Nischenprodukt. Das könnte sich ändern. Denn im Gegensatz zu den Hochleistungssorten kommen etwa Wild-Kaffeepflanzen oft besser mit dem Klimawandel und damit einhergehenden Stressfaktoren wie extremen Wettereignissen, Schädlingen und Krankheiten zurecht. Nicht zuletzt schützen sie im Gegensatz zu den riesigen Kaffeeplantagen die Artenvielfalt in den Anbaugebieten.

Die Vielfalt im Anbau führt auch zu mehr Abwechslung in der Tasse: Kaffee-Fans bieten sich neue Geschmackserlebnisse. Einige Röstereien und Cafés führen Wildkaffee-Sorten. Es lohnt sich also, beim nächsten Einkauf oder der Bestellung nachzufragen.

Sicher scheint, dass Kaffee nicht nur knapper wird, sondern zudem deutlich teurer. Tchibo reagierte kürzlich bereits auf höhere Weltmarktpreise sowie steigende Kosten und passte die Preise für Röstkaffee an. Zum 15. April erhöhte der Marktführer die Preise je nach Sorte und Herkunftsland zwischen 50 Cent und einem Euro pro Pfund. Tchibo gilt als Signalgeber in der Branche.

Geld sparen trotz höherer Kaffeepreise

Wie bei anderen Produkten auch, empfiehlt es sich immer, Preisvergleiche anzustellen. Und es kann sich lohnen, im Internet in verschiedenen Kaffee-Shops nach Sonderposten zu schauen – etwa in den Bereichen "Sale" oder "Kurzes MHD". Sie können auch mit den Schlagworten "Kaffee MHD abgelaufen kaufen" oder "Kaffee Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen kaufen" suchen.

Außerdem führen einige Anbieter, die sich gegen Lebensmittelverschwendung einsetzen, kostengünstigere Kaffeeprodukte. Auch hier gilt: die Preise besser noch einmal vergleichen.

Der Kaffee ohne Kaffeebohnen

Forschende und Unternehmen arbeiten zudem an Alternativen zum klassischen Kaffee aus Bohnen. Ein Beispiel: Geschrotete Dattelkerne gehören zu den Zutaten, die das Start-up Atomo aus Seattle dafür verarbeitet. Der Clou: Dattelkerne galten bisher als Abfallprodukte. Die Komposition wird am Ende noch mit Aromen und Koffein vermischt – der erste kalt gebrühte Kaffee ohne Kaffeebohnen war geboren.

Das US-amerikanische "Time"-Magazin wählte das Produkt zu einer der 200 besten Erfindungen des Jahres 2022. Im nächsten Schritt entwickelte das Unternehmen heißen Kaffee ohne Bohnen. Atomo selbst gibt an, dass jedes Pfund seines Kaffees 83 Prozent weniger CO2-Emissionen verursache und 70 Prozent weniger Ackerland verbrauche. Die Atomo-Kaffees sind hierzulande noch nicht erhältlich.

Weitere preisgünstige Alternativen zu Kaffeebohnen sind schon längst im Handel: Malzkaffee, Getreidekaffee, Zichorienkaffee, Süßlupinenkaffee – diese allerdings ohne Koffein. Auch Dattelkern-Pulver zum Aufbrühen können Sie in Online-Shops kaufen.

Deutlich erschwinglicher ist es allerdings, nach dem Verzehr der Datteln die Kerne zu sammeln, diese etwa 20 Minuten im Ofen zu rösten, bis sie leicht gebräunt sind und ein angenehmes Aroma verströmen – und dann in der Kaffeemühle fein zu mahlen. Ich muss demnächst erst einmal ein paar Datteln naschen, um aus den Kernen meinen ersten eigenen Kaffee ohne Kaffeebohnen zu brühen. Ob er schmeckt? Ich werde berichten!

Verwendete Quellen