Barmer Krankenkasse stellt Analyse vor: Diese Berufsgruppe ist am häufigsten krank

Die Pflege ist eine anstrengende Arbeit und kann körperlich wie psychisch zur Belastung werden.

Psychische Belastungen gehören für immer mehr Menschen zum Alltag. Manche sind temporär und für die Betroffenen aushaltbar, andere wirken sich langfristig negativ aus. Die Folgen können Stressgefühle, Ermüdung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hoher Blutdruck, Magen-Darm-Probleme und Rückenbeschwerden sein.

Auch am Arbeitsplatz sind Menschen psychischen Belastungen ausgesetzt. Der AOK zufolge stieg die Zahl der psychischen Erkrankungen und der daraus resultierenden Fehltage zwischen 2010 und 2022 um 56 Prozent. Die DAK spricht für den Zeitraum 2000 bis 2019 sogar von einem Anstieg um 137 Prozent.

Die Barmer Krankenkasse berichtet jetzt von einem neuen Negativrekord bei den psychisch bedingten Krankentagen – und nimmt besonders Arbeitnehmende in der Pflege in den Fokus.

Altenpflege: Krankentage der Beschäftigten steigen

Daten der Krankenkasse zufolge gibt es unter Erwerbstätigen in Rheinland-Pfalz in keiner anderen Berufsgruppe mehr krankheitsbedingte Fehlzeiten als in der Altenpflege. Im vergangenen Jahr meldeten sich dort Altenpfleger:innen im Schnitt an 39,7 Tagen krank, wie aus einer Auswertung des aktuellen Barmer-Gesundheitsreports für die Nachrichtenagentur dpa hervorgeht.

Der Wert übertrifft den Negativrekord des Vorjahres 2022 von 36,4 Tagen. Die Krankheitstage liegen pro Kopf 61 Prozent über dem Wert aller bei der Barmer Versicherten in Rheinland-Pfalz (24,6 Tage).

In Rheinland-Pfalz sind Altenpfleger:innen besonders häufig krank.

In Pflegeberufen insgesamt verzeichnete die Techniker Krankenkasse (TK) im vergangenen Jahr im Schnitt 31,7 Krankheitstage. Das waren 11,3 Tage mehr als der Schnitt aller Berufsgruppen (20,4 Tage).

Laut Mitteilung der TK sei eine Stärkung von Resilienz zu befürworten, da Pflege nicht nur körperlich, sondern häufig auch psychisch anstrengend sei. "Für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege können Arbeitgeber sorgen. Dazu gehören möglichst planbare und familienfreundliche Arbeitszeiten", sagte Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Pflegedienste und Heime müssten dazu auch verstärkt Ausbildungsplätze für Pflegehilfskräfte anbieten.

Psychische Erkrankungen sorgen für Fehltage in der Pflege

Aus dem Gesundheitsreport geht hervor, dass psychische Erkrankungen Grund für die meisten Fehltage in der rheinland-pfälzischen Altenpflege waren. Rund 9,4 Tage waren Beschäftigte aufgrund entsprechender Diagnosen wie etwa Depressionen krankgeschrieben. Darauf folgten Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen (8,6 Tage), Atemwegserkrankungen wie Schnupfen und Husten (5,8 Tage) sowie Verletzungen wie etwa Verstauchungen und Bänderrisse (3,7).

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"Arbeitgeber in der Pflege müssen ihr Engagement beim betrieblichen Gesundheitsmanagement ausbauen. Übungen zur Vorbeugung von Rückenschmerzen sowie Kursen gegen Stress und psychische Belastung sollte mehr Raum gegeben werden", sagte Kleis. Allgemein sei die psychische Belastung für Pflegekräfte hoch. Dazu trage auch die Konfrontation mit schweren Krankheitsverläufen sowie dramatischen Todesfällen bei.

Erkrankungen und Tode von Patienten können Pflegekräfte stark belasten.

4 von 10 Pflegekräften gehen krank zur Arbeit

Regelmäßige Krankentage und Ausfälle – vielen Arbeitnehmenden ist das unangenehm oder sie fürchten sogar um ihr Arbeitsverhältnis. Bereits im März hatte die Barmer mitgeteilt, dass vier von zehn Pflegekräften einer Studie zufolge oft krank zur Arbeit gehen.

Das gelte vor allem für Beschäftigte, die seit mehr als 16 Jahren im Betrieb arbeiten.Fast die Hälfte von ihnen habe angegeben, häufig oder sehr häufig trotz Krankheit zu arbeiten.

Der sogenannte Präsentismus ist nach Angaben der Barmer weniger ausgeprägt bei Pflegekräften, die weniger als zehn Jahre für ihren Arbeitgeber tätig waren. Von ihnen hätten 31 Prozent gesagt, dass sie oft oder sehr oft trotz eigener Krankheit arbeiteten.

Meldung

Die Barmer analysierte zusammen mit dem Institut für betriebliche Gesundheitsberatung die Ressourcen und Belastungen von rund tausend Pflegekräften in der stationären oder ambulanten Versorgung. Präsentismus stehe meist im direkten Zusammenhang mit Stress, mangelhafter Unternehmenskultur und Arbeitszufriedenheit, teilte sie mit.

"Trotz knapper Ressourcen sollten sich Fachkräfte niemals verpflichtet fühlen, krank bei der Arbeit zu erscheinen", erklärte der Barmer-Vorstandsvorsitzende Christoph Straub. Er forderte "deutlich mehr Entlastung" in der Pflege.

(mit Material der dpa und afp)