Putin: Vorerst keine Eroberung Charkiws geplant

Satellitenaufnahme eines zerstörten MiG-31-Kampfflugzeugs auf dem Luftwaffenstützpunkt Belbek in der Nähe von Sewastopol auf der Krim, 16. Mai 2024. ©AP/Satellite image ©2024 Maxar Technologies

Russland plant nicht die Eroberung Charkiws, vielmehr zielt es bei seiner jüngsten Offensive in der Nordostukraine auf die Schaffung einer Puffferzone ab. Dies erklärte der russische Präsident Wladimir Putin am Freitag während eines Besuchs in China.

Es ist der erste Äußerungen Putins zu der am 10. Mai gestarteten Offensive, mit der eine neue Front eröffnet und innerhalb weniger Tage mehrerer tausend Ukrainer vertrieben wurde hatte.

Moskau habe Angriffe in der Region Charkiw als Reaktion auf den ukrainischen Beschuss der russischen Region Belgorod gestartet, sagte Putin Reportern bei einem Besuch in der chinesischen Stadt Harbin.

„Ich habe öffentlich gesagt, dass wir gezwungen sein werden, eine Sicherheitszone, eine Sanitärzone zu schaffen, wenn es so weitergeht“, sagte er. „Das ist es, was wir tun.“ Die russischen Truppen rückten „täglich planmäßig vor“, sagte Putin und fügte hinzu, es gebe vorerst keine Pläne, die Stadt Charkiw einzunehmen.

Selenskyj: Ausweitung des Krieges stoppen

Für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geht es jetzt darum, „den Versuch Russlands, den Krieg auszuweiten, zu vereiteln und zu verhindern, dass der Besatzer sowohl die Frontlinie als auch unsere Diplomatie durchbricht“.

„Natürlich arbeiten wir daran, der Ukraine mehr Luftverteidigungsschutz zu bieten. Wir arbeiten regelmäßig mit allen unseren Partnern zusammen und überzeugen sie“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache.

Er sprach auch über die aktuelle Situation im Energiesektor der Ukraine angesichts russischer Angriffe auf die Energieinfrastruktur und forderte die Ukrainer auf, sich ihres Stromverbrauchs bewusst zu sein.

Die ukrainischen Truppen versuchen vor allem, den russischen Vormarsch in der Region Charkiw zu stoppen, der Ende letzter Woche begann.

Die jüngsten russischen Angriffe richteten sich auch gegen die Region Donezk sowie die Regionen Tschernihiw und Sumy im Norden der Ukraine und die Region Saporischschja. Ziel der russischen Offensive ist es offenbar die erschöpften ukrainischen Ressourcen noch weiter auszudehnen.

Luftangriffe auf Charkiw und Odessa

Charkiw, die zweitgrößte Stadt der Ukraine, ist fast täglich Luftangriffen ausgesetzt, da in der Region weiterhin heftige Kämpfe stattfinden. Am Donnerstag ertönte der Luftalarm mehr als 16 Stunden lang, ein Rekord seit Beginn des Krieges.

Mindestens zwei Menschen wurden in Charkiw getötet, weitere 25 verletzt.

In Odessa wurde bei russischen Luftangriffen eine Person getötet und acht weitere verletzt. Rettungsteams bekämpften einen Großbrand auf einer Fläche von 8.000 Quadratmetern bekämpften.

Ukrainische Seedrohnen im Schwarzen Meer zerstört

Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte am Freitag Aufnahmen von russischen Kampfflugzeugen und Patrouillenbooten, die sechs Seedrohnen im Schwarzen Meer zerstörten.

Das Ministerium teilte außerdem mit, dass die russische Luftabwehr 51 ukrainische Drohnen über der Krim, weitere 44 über der russischen Region Krasnodar und sechs über der Region Belgorod abgeschossen hat.

Die Drohnenangriffe auf die Krim markierten Kiews Versuch, während der Offensive Moskaus im Nordosten der Ukraine zurückzuschlagen, doch dadurch wird der Druck auf die zahlenmäßig und waffentechnisch unterlegenen ukrainischen Streitkräfte noch verstärkt.

Die Ukraine wartet auf zugesagte Lieferungen wichtiger Waffen und Munition von westlichen Partnern, die sich aufgrund der innenpolitischen Situation in den USA verzögern.

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