Urlaub in Zypern: 15 Tage für 315 Euro – meine Erfahrung mit RSD-Reisen

Klares Wasser, wunderschöne Strände – und das alles zum Schnäppchenpreis, ist das möglich?

200 Euro für 15 Tage Zypern inklusive Hotelübernachtungen, Sightseeing, Flüge und Frühstück in der ersten Woche. Das kann nur Betrug sein, dachte ich, als das Angebot damals in meinen Briefkasten lag.

Der Preis war so lachhaft niedrig, fast schon geschenkt, dass ich allein aus Skepsis nie gebucht hätte.

Da das Angebot als Beilage zu einer Zeitung geliefert wurde, die ich abonniert hatte, kam es mir doch seriös genug vor – seriös genug, um einfach zu buchen.

Aus den 200 Euro wurden am Ende dann doch 315 Euro pro Person, weil ein Flughafen- und Saisonzuschlag dazukamen.

Schnäppchen-Urlaub mit Horror-Rezensionen

Erst nach dem Buchen checkte ich die Rezensionen über den Veranstalter namens RSD Reise Service Deutschland GmbH. Die waren, gelinde gesagt, vernichtend.Menschen echauffierten sich über schimmlige Schlafzimmer und Sightseeing im Stil von Kaffeefahrten, bei denen Druck ausgeübt worden sei, Tausende Euros für Lederjacken und Teppiche dazulassen.

Von da an erzählte ich niemandem mehr enthusiastisch von meinem anstehenden Trip. Schon jetzt fühlte ich mich naiv und ein wenig betrogen.

Rentner in Paradise

An einem grauen Morgen im Februar ging es dann los. Berlin war kalt und nass und nun freute ich mich doch ein bisschen. Selbst, wenn das ein Horrortrip werden sollte – dann war er doch immerhin bei 20 Grad und Sonnenschein. Und immerhin war ich nicht allein, mein Freund reiste mit.

Am Gate angekommen, scannte ich meine potenziellen Mitreisenden. Der Altersschnitt lag schätzungsweise bei 70 Jahren. Ich kann gut mit älteren Menschen, das ist für mich gar kein Problem. Aber ungewohnt war es dann doch, mit Mitte 20 unter 150 Renter:innen zu sein.

"In anderen Gruppen soll die Angst bestanden haben, dass jemand auf der Reise das Zeitliche segnet."

Skurril war auch, dass wir nicht wie anfangs gedacht in Antalya umstiegen, sondern dort nur die Crew wechselte. Der Grund: Nordzypern ist kein anerkannter Staat, kein Flugzeug darf den Flughafen Ercan aus Deutschland direkt ansteuern. Daher der Weg über die Türkei, da diese Nordzypern als einziges Land der Welt anerkennt. 1974 hatten türkische Streitkräfte eine Seite der Insel okkupiert.

15 Tage in drei Hotels: So übernachtet man zum Schnäppchenpreis

Insgesamt übernachteten wir in drei Hotels. Die erste Hälfte waren wir auf Rundreise, die restlichen sieben Tage verbrachten wir ohne Aktivitäten an ein und demselben Ort.

Die erste Unterkunft war wirklich schön. Sie war klein, aber fein, zentral gelegen und vor allem sauber. Mein Highlight war die Dachterrasse, von der man auf die vom Himmel rosa eingefärbten Dächer der Stadt Nikosia blicken konnte. Nicht alle kamen allerdings in denselben Hotels unter. Bei einem Ausflug erzählte mir eine Frau, dass sie dieses Mal unzufrieden sei. Sie habe ein Raucherzimmer und auf dem Kühlschrank hätte man für sie und ihren Mann eine Schale Nüsse und eine Packung Kondome drapiert.

Zum Baden gehen war es Ende Februar leider noch zu kalt.

Das zweite Hotel ließ dagegen ein wenig zu wünschen übrig. Der Duschvorgang der Badewanne hatte etliche gelb-braune Verfärbungen, die Toilette auch. Die Anlage war ansonsten in Ordnung.

Hotel Nummer drei lag in der Nähe von Famagusta, übertraf sämtliche Erwartungen und hatte alles zu bieten: Indoor- und Outdoorpools, eine Sauna, einen Club, Live-Musik, einen hoteleigenen Strand und ein gigantisches Buffet. Es gab sogar vegane Nuggets.

Hier haben wir uns dann doch für ein Verpflegungspaket entschieden und für die letzten sieben Tage All-inclusive gebucht. Kostenfaktor: 288 Euro pro Person.

Somit kostete uns die Reise bereits 603 Euro.

Das letzte Hotelzimmer hatte Meerblick.

Extra-Ausflüge und Pinkelpausen-Business

Langschläfer darf man bei der Reise allerdings nicht sein: Die Ausflüge starteten meistens schon zwischen 7 und 8 Uhr. Es ging in antike Städte oder Klöster. Zwischendrin gab es etliche Pinkelpausen, bei denen Souvenir-Verkäufer:innen schon auf uns warteten.

Laut unserem Reiseführer würden die Stopps bereits ein Jahr im Voraus festgelegt werden. Das heißt, die Verkäufer:innen wissen natürlich, wann die Touristenmeute eintrifft.

Am zweiten Tag besichtigten wir das St. Barnabas Kloster.

Doch nicht alle Aktivitäten waren im Reisepreis inbegriffen. An manchen Tagen waren Ausflüge optional und mussten dementsprechend extra bezahlt werden. Kostenpunkt: 60 bis 80 Euro pro Person. Wir haben uns dagegen entschieden.

Meldung

Kaffeefahrt getarnt als Touri-Programm

Gegen Ende der ersten sieben Tage kamen wir dann zu dem Part, vor dem es mir wohl am meisten graute: die "Kaffeefahrten". Es wurde als Teil des Sightseeings verkauft, eine Schmuck-, eine Leder- und eine Teppichfabrik zu besuchen.

Die Fabriken glichen riesigen Warenhäusern, mit astronomischen Preisen und einer Vielzahl von eifrigen Verkäufer:innen. Das Gute: Fragte man nach dem Ausgang, wurde man in einen kleinen Garten geleitet, wo man sich einen Saft kaufen und in der Sonne sitzend auf die anderen warten konnte. Die wenigsten kauften etwas, einige gaben allerdings schon ein paar Hunderte Euro aus.

Dubiose Geschichten vom Reiseleiter

Zudem sprach unser Reiseführer mehrfach das Thema Trinkgeld an. Er suggerierte: Wer wenig gibt, etwa nur fünf Euro bei einer dreiköpfigen Familie, "sollte sich schämen". Untermalt wurden derartige Ansprachen teilweise mit tragischen Lebensgeschichten.

Unter anderem hatte unser Reiseführer auch erzählt, dass unser Busfahrer im Gegensatz zu ihm selbst im Bus schlafen müsse – dabei wurde er immer wieder im Hotel gesehen. Eine Mitreisende ließ sich daraufhin beim Hotelpersonal bestätigen, dass auch die Busfahrer:innen im Hotel übernachten würden. Im Bus waren ihm gegenüber insgesamt einige skeptisch.

Der Abschied von ihm war dennoch herzlich. Jede:r von uns umarmte ihn, er war zu Tränen gerührt.

Unsere Reisegruppe war eine Ausnahme

Nichts wertete diese Reise so auf, wie unsere Reisegruppe. Ja, der Altersschnitt lag bei mindestens 50. Vergleichsweise war das wohl jedoch jung. In anderen Gruppen soll schon die Angst bestanden haben, dass jemand auf der Reise das Zeitliche segnet.

Bei uns war es nicht so. Wir spielten Tischtennis, Volleyball, Dart oder Uno, machten mit den Öffis Ausflüge in die Stadt, gingen schwimmen und trafen uns abends zum Tanzen. Außerdem waren wir als junge Leute nicht ganz allein. Insgesamt waren wir zu fünft als U-40er, vier von uns waren U-30.

Am letzten Abend saßen wir fast alle beieinander, rauchten Shisha und stießen auf die gute Zeit an. Nicht jede RSD-Reise und vor allem nicht jede Reisegruppe ist so angenehm, verrieten mir viele. Dennoch bin ich auf eine Menge überzeugter Stammkund:innen getroffen.

Urlaub zum Spottpreis: Wie finanziert sich das?

Fraglich ist allerdings, wie sich all das finanziert. Seltsam ist etwa, dass die Reisen auf der RSD-Website teilweise das Fünffache kosten. Jemanden getroffen, der diesen Preis bezahlte, habe ich nicht. Fast jede:r ist bei einem Aushang im Discounter auf RSD aufmerksam geworden. Einmal gebucht, erhält man immer wieder personalisierte Prospekte.

RSD selbst erklärt das mit der "Konzentration auf ausgewählte Urlaubsziele" und der "Abnahme riesiger Kontingente". "Zudem konzentriert sich RSD auf die günstige Nebensaison und es findet kein Zwischenhandel über Reisebüros statt", schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung.

Hinzukommen vermutlich Deals mit den vielen Cafés, Raststätten und den Fabriken. Und auch die vielfach beworbenen Pakete für Halbpension, All-inclusive und zusätzliche Ausflüge buchte ein Großteil. Letztendlich hat keiner von uns die beworbenen 200 Euro pro Person bezahlt.

Fazit: Lohnt sich so ein Billig-Urlaub?

Ich schließe dennoch nicht aus, noch einmal bei RSD zu buchen. Mein Gefühl sagt mir, dass man Glück haben muss – mit der Reisegruppe, dem Reiseführer und den Hotels. Für diesen Preis lässt sich über drei aufgezwungene Shoppingtrips und ein dreckiges Hotelbad hinwegsehen. Stammkundin werde ich aber höchstwahrscheinlich keine – dafür mag ich es dann doch lieber flexibel.