ARD-Doku über Namibia: Rundfunkrat fällt vernichtendes Urteil

Moderatorin Aminata Belli hat durch die kontroverse Namibia-Dokumentation geführt.

Die Dokumentation "Deutsche Schuld – Namibia und der Völkermord" schlägt weiter hohe Wellen. Der Film über die Folgen der deutschen Kolonialgeschichte und ihre Aufarbeitung in Namibia stand heftig in der Kritik, weil er die Lage in dem Land falsch darstellen soll.

Sogar der ehemalige deutsche Botschafter in Namibia hatte sich in einem offenen Brief an den NDR gewandt und die Doku über Namibia scharf kritisiert. Ende 2023 hat sich die ARD, unter deren Dach der NDR agiert, dann dazu entschieden, die Dokumentation aus ihrer Mediathek zu entfernen.

Zu dem Schritt, auf eine weitere Ausstrahlung zu verzichten, hieß es damals: "Wir sehen darin auch eine Chance, die aufgeheizte Diskussion zu befrieden, zu versachlichen und die an unserer Produktion Beteiligten zu schützen." Man biete in diesem besonderen Fall den Film nicht mehr an, "weil schutzbedürftige Protagonistinnen und Protagonisten, denen diese Doku eine Stimme geben sollte, sich missverstanden und in einen falschen Kontext gestellt fühlen".

Nun hat auch der Rundfunkrat ein Urteil über die Namibia-Dokumentation gefällt – und das hat es in sich.

ARD-Doku über Namibia: Rundfunkrat positioniert sich klar

Demnach verstößt der Film gegen den Rundfunkstaatsvertrag. Mit knapper Mehrheit fällt der Rat dieses Urteil. Nach rund zwei Stunden Diskussion hieß es also, mit 22 zu 20 Stimmen bei einer Enthaltung: Die Namibia-Dokumentation des NDR verstößt gegen geltendes Rundfunkrecht im Staatsvertrag. Darin werden die Sender unter anderem zur Wahrheit verpflichtet.

Zugleich würdigte das Gremium, dass der Sender den Beitrag zunächst korrigiert und dann, als sich diese Korrekturen als nicht ausreichend erwiesen, freiwillig aus der Mediathek genommen hat. Dietmar Knecht, Vorsitzender des NDR-Rundfunkrates, sagte dazu: "Dass die Dokumentation dauerhaft aus allen Ausspielwegen des Programms herausgenommen wurde, ist Ergebnis einer intensiven fachlichen und sachlichen Aufarbeitung der Vorwürfe auch unter Beteiligung unserer Gremien."

Es habe sich gezeigt, dass der Einsatz sogenannter Presenter-Formate für Dokumentationen über komplexe historische Zusammenhänge "kritisch zu hinterfragen" ist. Knecht sagte weiter: "Das denkbar knappe Abstimmungsergebnis zeigt, dass wir uns die Entscheidung, welche Konsequenzen aus der missglückten Dokumentation zu ziehen sind, nicht leicht gemacht haben."

Die Dokumentation war nach ARD-Angaben seit Mitte September in der ARD Mediathek zu sehen und wurde Ende September im NDR Fernsehen ausgestrahlt. Der Film ist eine Koproduktion des NDR, Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) und des Südwestrundfunks (SWR).

(mit Material von dpa)