Quallen könnten vom Klimawandel profitieren

Quallen könnten von der Erwärmung der Ozeane profitieren. ©Pixabay

Der Klimawandel setzt zahllose Meerestiere unter Druck, doch Quallen könnten von der Erwärmung des Meereswassers sogar profitieren.

Eine Studie von Forschern des deutschen Alfred-Wegener-Instituts (AWI) untersuchte acht verschiedene Arten von arktischen Quallen. Mit Hilfe von Computermodellen setzten sie sie steigenden Wassertemperaturen**,** dem Rückgang des Meereises und anderen veränderten Umweltbedingungen aus.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass bis zur zweiten Hälfte des Jahrhunderts sieben der acht Arten ihren Lebensraum unter diesen Bedingungen polwärts ausdehnen könnten. Die Simulationen zeigten, dass insbesondere die Löwenmähnenqualle - eine der größten Quallenarten - die Größe ihres derzeitigen Lebensraums fast verdreifachen könnte.

Nur bei einer Art, Sminthea arctica, würde sich der Lebensraum geringfügig verkleinern, da sie sich in größere Tiefen zurückziehen müsste, um ihren optimalen Temperaturbereich zu finden.

"Diese Ergebnisse zeigen deutlich, wie dramatisch sich der Klimawandel auf die Ökosysteme des Arktischen Ozeans auswirken könnte", sagt Dmitrii Pantiukhin, Doktorand in ARJEL (Arctic Jellies), einer auf arktische Quallen spezialisierten Nachwuchsforschergruppe am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI).

"Die prognostizierte Ausdehnung der Quallenhabitate könnte enorme, kaskadenartige Auswirkungen auf das gesamte Nahrungsnetz haben."

Trotz ihrer Bedeutung für das marine Ökosystem werden die transparenten gallertartigen Organismen in ökologischen Studien oft vergessen. Diese Forschung schließt eine wichtige Wissenslücke.

Löwenmähnenquallen könnten ihren Lebensraum verdreifachen, wenn sich die Ozeane erwärmen.Oleksandra Kharkova/Getty via Canva

Der Klimawandel könnte einen von Quallen dominierten Ozean bedeuten

Die Forscher sagen, dass Quallen und andere gelatinöse Zooplanktonarten in Zukunft zu den wenigen Organismen gehören könnten, die vom Klimawandel profitieren.

Studien haben bestätigt, dass die als Nesseltiere, Ctenophoren und pelagische Manteltiere bekannten Meeresorganismen nicht nur bei steigenden Wassertemperaturen, sondern auch bei Nährstoffverschmutzung oder Überfischung gedeihen können.

All diese Faktoren zusammengenommen könnten dazu führen, dass sich ein vielfältiges, von Fischen dominiertes marines Ökosystem in ein Meer voller Quallen verwandelt. Viele Forscher warnen bereits vor einer drohenden "Verquallung der Ozeane".

"Quallen spielen eine wichtige Rolle im marinen Nahrungsnetz", erklärt Pantiukhin.

"Jetzt, da der Klimawandel die Meeresorganismen stärker belastet, kann das gallertartige Zooplankton oft einen Vorsprung vor seinen Nahrungskonkurrenten, wie den Fischen, haben.

"Dies wiederum wirkt sich auf das gesamte Nahrungsnetz und letztlich auf die Fische selbst aus: Viele Quallenarten ernähren sich von Fischlarven und -eiern, was die Erholung der bereits unter Druck stehenden Fischpopulationen, die häufig auch vom Menschen stark befischt werden, verlangsamen oder verhindern kann".

Pantiukhin fügt hinzu, dass jeder, der sich dafür interessiert, wie sich Fische - eine wichtige Nahrungsquelle für viele Menschen - in Zukunft entwickeln werden, ein Auge auf Quallen haben sollte.

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