Ebrahim Raisis (1969-2024) "Der Schlächter von Teheran"

Ebrahim Raisis ©Vahid Salemi/Copyright 2021 The AP. All rights reserved

Die Meldung vom plötzlichen Tod Ebrahim Raisis erreicht die Welt in einer Zeit, in der der Nahe Osten erschüttert ist, durch den Krieg zwischen Israel und der Hamas. Im Verlauf dieses Krieges hat Raisi unter dem geistlichen Oberhaupt des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, im vergangenen Monat einen beispiellosen Drohnen- und Raketenangriff auf Israel gestartet. Es war der erste direkte Angriff der Islamischen Republik auf Erzfeind Israel in der Geschichte des Landes.

Raisi kam 2021 mit der Unterstütung des Ayatollahs an die Macht. Unter Raisi hat der Iran nach dem Scheitern des internationalen Atomabkommens Uran angereichet, das sich mehr denn je dem waffenfähigen Zustand nähert. Das hat zu weiteren Spannungen mit dem Westen geführt. Ebenso wie die Lieferung von Angriffsdrohnen an Russland für Putins Krieg in der Ukraine.

Während Raisis Amtszeit ist es im Iran zu Massenprotesten gekommen, gegen die schiitische Theokratie, wegen der schwächelnden Wirtschaft und für die Rechte der Frauen. Nach dem Tod der jungen Masha Jina Amini, die 2022 von der Sittenpolizei verhaftet wurde, weil sie ihren Hidschab nicht korrekt und enge Jeans trug, stand das Land kurz vor einer Revolution.

In seiner Heimat wird Raisi wohl am besten unter dem bezeichnenden Namen "der Schlächter von Teheran" in Erinnerung bleiben. Bereits kurz nach seiner Wahl zum Präsidenten zeigte er sich hart und trotzig, als er zu den Massenhinrichtungen von 1988 befragt wurde. Menschenrechtsgruppen schätzen, dass damals nach Scheinverurteilungen bis zu 5.000 politische Gefangenen hingerichtet wurden.

Während der Präsidentschaft von Raisi wurde 2022 der schwedische Staatsbürger Johan Floderus verhaftet, der für das Afghanistan-Referat der EU tätig war. Ihm wird vorgeworfen, für Israel spioniert zu haben, und die Staatsanwaltschaft fordert die Todesstrafe.

Floderus wird als EU-Bürger willkürlich unter umstrittenen strafrechtlichen Vorwürfen festgehalten und ist das jüngste Beispiel von Irans "Geiseldiplomatie".

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