EU-Wahlen: Tausende estnische Russen wollen in Estland wählen gehen

Symbolbild: Waffenlieferungen. ©Sergei Grits/Copyright 2023 The AP. All rights reserved

In Estland leben fast 300.000 ethnische Russen. Sie nehmen regelmäßig an Wahlen teil, so auch bei den bevorstehenden EU-Wahlen.

Russischsprachige Menschen stimmen in der Regel für russischsprachige Kandidaten. Jana Toom von der Estnischen Zentrumspartei ist eine der beliebtesten unter ihnen. Sie kandidiert dieses Jahr für das Europaparlament. Ihr ist es besonders wichtig, dass die russischsprachige Minderheit in Estland nicht mit Russlands Politik gleichgesetzt wird. "Das erste, was wir brauchen, ist eine sogenannte politische Nation. In Estland messen wir sie sozusagen an der DNA. Ich weigere mich absolut, dass russischsprachige Kinder in Estland irgendwie mit dem in Verbindung gebracht werden, was Putin tut", sagt sie.

Ihre Anhänger sind auch pro-europäisch eingestellt. So sagt Swetlana Lukina, eine russischstämmige Estin: "Solidarität mit der EU und den Flüchtlingen in dieser Kriegssituation. Und ich glaube, dass wir in unserem Land ohne die Unterstützung der EU keine großen Fortschritte gegenüber der Sowjetzeit gemacht hätten."

Junge russischstämmige Esten

Junge Esten, die aus russischen Familien stammen, wollen vor allem Brücken zwischen den ethnischen Gruppen im Land bauen. Maria Derlos, eine junge Wählerin will für einen Kandidaten stimmen, der die russischsprachige Minderheit kennt und versteht: "Er vertritt und versteht auch die Probleme, die Herausforderungen und Chancen der russischsprachigen Minderheit, und betrachtet sie nicht einfach als etwas, das irgendwo integriert werden muss. Sondern sieht es als Gesamtbild, dass wir uns in beide Richtungen integrieren."

Aber auch pro-russische Kandidaten

Aber es gibt auch pro-russische Kandidaten in Estland, wie Aivo Peterson. Anvar Samost, der Leiter der Nachrichtenabteilung des öffentlich-rechtlichen estnischen Rundfunks ERR warnt vor dieser Partei: "Die Partei oder Bewegung ist sehr, sehr freundlich gegenüber Putin. Die Ironie ist, dass der Haupt- oder vielleicht der einzige Kandidat dieser Partei momentan in Untersuchungshaft sitzt, weil er wegen Zusammenarbeit mit dem russischen Geheimdienst angeklagt ist."

Magdalena Chodownik von Euronews erklärt auch, dass nicht alle Russen in Estland wählen werden. Denn einige von ihnen haben trotz jahrelangem Aufenthalt in Estland keine estnische Staatsbürgerschaft. Die Europawahlen finden vom 6. bis 9. Juni statt.

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