Flugbegleiter: "Sie erzählte mir, dass ihr Mann im Urlaub gestorben sei"

Ein Flugbegleiter stellt die Sicherheitshinweise vor. (Symbolbild)

Glamourös durch Europa jetten und in Hotels absteigen oder doch nur Ärger mit unangenehmen Gästen und kaum Zeit für die Familie? Über den Job der Flugbegleiter:in gibt es verschiedene Vorstellungen.

Flugbegleiter:innen kümmern sich um das Wohl der Passagiere an Board. Sie sind für die gastronomische Versorgung zuständig und müssen auf die Durchsetzung von Sicherheitsvorkehrungen achten. Besonders in Notfällen und anderen kniffligen Situationen, heißt es, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Wie es wirklich ist, mehrmals am Tag durch Europa zu fliegen und von wütenden Passagieren angegangen zu werden, hat jetzt ein Flugbegleiter verraten.

Flugbegleiter gibt Einblicke in Berufsalltag

Der 18-jährige Levi Krauß hat dem "Spiegel" Einblicke in seinen Berufseinstieg als Flugbegleiter gegeben. Seit einem halben Jahr arbeitet er bei einer Kölner Fluggesellschaft. Den Traum vom Job über den Wolken hat er schon länger gehegt.

"Schon als Jugendlicher habe ich mir in den Kopf gesetzt, irgendwann die Uniform eines Flugbegleiters zu tragen", erzählt Kreiß. "Manchmal fotografierte ich Flugzeuge und postete sie auf Instagram – so groß war meine Faszination", berichtet er weiter.

Die Faszination für den Beruf ist während einem Nebenjob als Kellner entstanden. "Ich mochte die Rolle des Gastgebers und war gern im ständigen Austausch mit den Gästen", erzählt der 18-Jährige.

In einer sechswöchigen Ausbildung lernte er, was man bei einer Evakuierung auf dem Wasser beachtet, welche Sicherheitschecks man vor Abflug machen muss oder wie man die Mahlzeiten verteilt. "Plötzlich trug ich die Uniform, von der ich all die Jahre geträumt hatte", berichtet er stolz.

Während seinen knapp sechs Monaten als Flugbegleiter hat der Berufsanfänger schon einiges erlebt. Besonders eingeprägt hat sich bei ihm eine Begegnung auf dem Rückflug von den Kanaren mit einer älteren Dame. Er habe ihr sichtlich angesehen, dass es ihr nicht gut geht.

"Während des Fluges sprach ich sie an und sie erzählte mir, dass ihr Mann im Urlaub gestorben sei. Ich blieb bei ihr und wir unterhielten uns. Als die Dame dann ausstieg, umarmte sie mich ganz fest. Das ist eine ganz besondere Erinnerung, die ich nie vergessen werde", sagt Kreiß.

Doch auch weniger schöne Momente gehören zum Berufsalltag.

Wütende Passagiere: Flugbegleiter brauchen Nerven aus Stahl

"Einmal baute sich jemand wütend vor mir auf, weil er sich über die fehlende Beinfreiheit aufregte", erzählt der junge Mann. In einer solchen Situation versuche er freundlich zu bleiben und Verständnis zu zeigen.

Für häufig auftretende Probleme hat der Flugbegleiter Tipps parat: "Passagieren mit Flugangst erkläre ich bei Turbulenzen, dass man sie sich wie Schlaglöcher in der Luft statt auf der Straße vorstellen kann und sie keine Angst haben müssen. Bei Kreislaufproblemen rate ich den Passagieren, die Beine hochzulegen und etwas zu trinken."

Auch wenn er schon einen Notfall erlebte, bei denen ein Fluggast Anzeichen eines Herzinfarkts hatte, hat Kreiß keine Angst vor seinem Job: "Im Gegenteil: Jeder Start und jede Landung ist für mich ein Adrenalin-Kick. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als über den Wolken zu arbeiten."