Was ist dran an der Drei-Sekunden-Regel?

Tja, da liegt das gute Essen. Ist es jetzt noch genießbar oder schädlich?

Verdammt: Gerade wollte man noch vom großzügig beschmierten Marmeladen-Brot abbeißen – schon fällt einem das gute Stück herunter. Wo eben noch ein gewöhnlicher Fußboden war, ist jetzt ein buntes Kunstwerk zu bestaunen.

Kein Problem: Noch sind keine drei Sekunden vergangen, also kann man das noch essen. Oder etwa nicht?

Die berühmte Drei-Sekunden-Regel

Viele werden schon von der Drei-Sekunden-Regel gehört haben, denn sie ist mittlerweile alt und etabliert. Man kennt sie aus dem Kindesalter, überliefert von den Geschwistern oder aufgeschnappt auf dem Schulhof. Die Bedeutung liegt auf dem Boden: Essen, das heruntergefallen ist, bleibt genießbar, solange es weniger als drei Sekunden dort lag.

Bei einem kürzeren Bodenkontakt, so die simple Theorie dahinter, haben Keime weniger Zeit, sich auf dem Essen auszubreiten. Aber um es in den Worten von Jonathan Frakes in "X Factor" auszudrücken: Ist diese Geschichte wirklich wahr, oder völlig frei erfunden? Dieser Frage sind Forschende bereits auf den Grund gegangen.

Essen auf dem Boden – was sagt die Wissenschaft?

Ein Forschungsteam an der Rutgers University in New Jersey hat bereits mit einer Studie von 2016 den Wahrheitsgehalt dieser Regel auf die Probe gestellt – wenn auch in diesem Fall unter dem Namen Fünf-Sekunden-Regel, die sich mancherorts als alternative Regel etabliert hat. Das Team um den Spezialisten für Lebensmittelwissenschaften Donald Schaffner ist dabei folgendermaßen vorgegangen:

Verschiedene Lebensmittel wurden jeweils auf unterschiedliche Bodenbeläge fallengelassen. Bei dem Essen handelte es sich um Brot, mit Butter bestrichenes Brot, Wassermelone und Fruchtgummis. Teppich, Fliesen, Holz und Edelstahl, worauf die Produkte gelandet sind, wurden zuvor mit einem Salmonellen-ähnlichen Bakterium präpariert.

Schließlich wurden die Lebensmittel unterschiedlich lang auf dem Boden liegen gelassen, nämlich weniger als eine Sekunde, fünf Sekunden, 30 und 300 Sekunden – und daraufhin auf Bakterien untersucht.

Drei-Sekunden-Regel: Was wir wissen

Das Team kam zu dem Schluss, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen – und ja, auch die Zeit ist dabei wichtig: Nach wenigen Sekunden waren grundsätzlich weniger Bakterien an den Speisen zu finden als nach 30 Sekunden.

"Die Regel ist eine starke Vereinfachung (...). Bakterien können sofort kontaminieren.
\- Donald Schaffner, Rutgers University -

Noch entscheidender war allerdings die Frage, ob es sich dabei um feuchtes Essen handelte wie etwa Wassermelone oder eher trockenes wie eine Scheibe Brot. Denn: Je feuchter das Lebensmittel, desto mehr Keime bleiben daran haften.

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Außerdem konnte man feststellen, dass harte Böden wie Fliesen weniger Bakterien übertragen als weiche Böden wie Teppich. Bei einer Scheibe Brot, die auf harten Boden fällt, ist die Drei-Sekunden-Regel also weitaus besser anzuwenden als bei einem saftigen Stück Melone, das auf dem Teppich landet.

Allerdings stellt Schaffner von der Rutgers University klar: "Die Regel ist eine starke Vereinfachung dessen, was tatsächlich passiert, wenn Bakterien von einer Oberfläche auf Lebensmittel übertragen werden. Bakterien können sofort kontaminieren." Ob man jetzt also von drei oder fünf Sekunden ausgeht: Ganz sicher kann man in beiden Fällen nicht sein.