Deutsche bei Einsturz von Ballermann-Lokal getötet

Rettungskräfte durchsuchen die Trümmer. Isaac Buj/EUROPA PRESS/dpa

Tragödie am Ballermann: Beim Einsturz eines voll besetzten Restaurants an der Playa de Palma auf Mallorca sind zwei deutsche Frauen und zwei weitere Menschen ums Leben gekommen. Die deutschen Todesopfer seien 20 und 30 Jahre alt, teilte die Polizei in Palma mit. Zudem seien beim Unglück am Donnerstagabend eine 23-jährige Spanierin, die in dem Lokal gearbeitet haben soll, und ein 44 Jahre alter Mann aus dem Senegal getötet worden.

Bei den deutschen Todesopfern handele es sich mutmaßlich um Urlauberinnen, hieß es auf Anfrage. Warum das Gebäude auf der bei deutschen Urlaubern sehr beliebten Mittelmeer-Insel einstürzte, war zunächst unklar.

Die Polizei korrigierte die Zahl der Verletzten, die nach dem Unglück in Krankenhäuser gebracht wurden, von 16 auf 14. Es handele sich um zehn Niederländer, drei Deutsche und einen Spanier - es seien acht Männer und sechs Frauen im Alter zwischen 24 und 34 Jahren. Neun von ihnen seien mit Stand Freitagabend noch in Krankenhäusern behandelt worden, aber niemand schwebe mehr in Lebensgefahr.

Das Unglück erschütterte zu später Stunde nicht nur die Balearen, sondern ganz Spanien. In Madrid sprach Ministerpräsident Pedro Sánchez auf X, vormals Twitter, den Familien der Todesopfer sein Beileid aus und betonte: «Ich verfolge aufmerksam die Folgen des schrecklichen Einsturzes am Strand von Palma.»

Überlastung des ersten Stockwerks mögliche Einsturz-Ursache

Der Unfall geschah direkt am Strand, nur circa einen Kilometer von den Kultlokalen Megapark und Bierkönig entfernt. Das Gebäude des Medusa Beach Club stürzte gegen 20.30 Uhr ein. Der erste Stock sei dabei sofort bis zum Keller eingebrochen, wo auch sehr viele Gäste zu Abend gegessen hätten, berichteten «El País» und andere Medien unter Berufung auf Augenzeugen. Eine erste Überprüfung habe ergeben, dass die Überlastung des ersten Stockwerks eine mögliche Ursache für den Einsturz sei, sagte Feuerwehrchef García.

Am frühen Freitagmorgen hatten Einsatzkräfte unter den Trümmern noch fieberhaft nach Opfern gesucht. Ein Polizeisprecher hatte aber kurz vor Mitternacht gute Nachrichten übermittelt: «Mit 90-prozentiger Sicherheit» seien unter den Trümmern keine Opfer mehr, sagte er auf Nachfrage. Weitere Opfer wurden bis Freitagabend auch nicht mehr geborgen.

Javier, ein Bewohner der Playa de Palma, war in unmittelbarer Nähe, als das Gebäude an der Straße Cartago schnell wie ein Kartenhaus und mit lautem Getöse in sich zusammenfiel. «Es hörte sich wie eine Bombe an», erzählte er einem Reporter der Regionalzeitung «Última Hora». Andere Menschen sagten, das Gebäude sei erst «vor ein paar Jahren» renoviert worden. Der Teil im ersten Stock, der einstürzte, sei als Chill-out-Bereich genutzt worden.

«Wir sind hier alle schockiert»

Wie sehr das Unglück die Playa und deren Bewohner erschütterte, zeigt die Reaktion von Raúl Pursnami, der ein Modegeschäft neben dem eingestürzten Gebäude betreibt. «Wir sind hier alle schockiert. Ich kann nicht sprechen, sie waren meine Nachbarn», sagte er der Zeitung «El País». Auch er habe ein sehr, sehr lautes Geräusch gehört. «Ich kam gerade aus dem Laden und sah, wie das ganze Gebäude einstürzte. Das ist eine Schande, denn theoretisch muss jedes Jahr eine Inspektion durchgeführt werden.» Alles sei sehr schnell gegangen, während die Leute im Restaurant gegessen und auch getanzt hätten.

«Última Hora» berichtete am Freitag unter Berufung auf die Behörden, das Gebäude sei erst vor kurzer Zeit einer bautechnischen Inspektion unterzogen worden. Dabei seien «kleinere Probleme festgestellt worden, die die Struktur jedoch nicht beeinträchtigten». Allerdings sei die Balkonterrasse als «nicht begehbar» eingestuft worden, schrieb das Blatt.

Um den Einsturz aufzuklären, werden nach Behördenangaben alle Genehmigungen für bauliche Veränderungen sowie alle Betriebslizenzen des Lokals untersucht. «Wir prüfen, ob alles in Ordnung ist. Und wenn nicht, werden wir herausfinden, warum», wurde der Regionalminister für Stadtplanung Óscar Fidalgo von der Regionalzeitung «Diario de Mallorca» zitiert. «Wir schauen uns alles an. Aber ich kann mit den Daten, die wir im Moment haben, keine Vermutungen anstellen.»

Viele Gäste im Restaurant zum Zeitpunkt des Einsturzes

Zum Zeitpunkt des Einsturzes seien viele Gäste im Restaurant gewesen, das zum Teil auch als Cocktailbar mit Livemusik fungierte, berichteten Medien. Einsatzkräfte der Polizei, der Feuerwehr und der Notfalldienste seien schnell vor Ort gewesen. Die angrenzenden Lokale und Wohnhäuser wurden aufgrund von Einsturzgefahr evakuiert, das Gebiet abgeriegelt. Psychologen und Ärzte betreuten am Unglücksort noch Stunden nach dem Einsturz Leichtverletzte, Angehörige der Opfer und sichtlich mitgenommene Zeugen der Tragödie.

Bis zu 1000 Menschen hätten sich nach dem Einsturz vor dem Unfallort versammelt, berichteten die Regionalzeitungen «Diario de Mallorca» und «Última Hora». Angehörige von Mitarbeitern bangten um ihre Lieben, Schaulustige debattierten über die möglichen Ursachen. Immer wieder musste die Polizei die Menge bitten, ruhig zu sein, damit die Rettungsteams die Stimmen möglicher Überlebender unter den Trümmern hören könnten.

Die regionale Ministerpräsidentin Marga Prohens, der Bürgermeister von Palma, Jaime Martínez, und der erste stellvertretende Bürgermeister, Javier Bonet, fuhren noch am Abend ebenfalls schnell zum Strand, um sich vor Ort ein Bild von der Tragödie und den Rettungsarbeiten zu machen. Bürgermeister Martínez rief eine dreitägige Trauer aus.

Nach dem Start der Party-Saison sind seit Ende April wieder zahlreiche Touristen am Ballermann, der - anders als die Besucher der englischen Partyhochburg Magaluf westlich von Palma - mehrheitlich aus Deutschland kommen. Viele Besucher gingen am Freitag an der Playa zum Urlaubs-Alltag über. Während in der Nähe zwei Ermittler die Unglücksstelle untersuchen, werden an der nächsten Ecke Kaffees serviert. Die Gäste dieses Lokals scheinen komplett entspannt zu sein - und schauen nicht skeptisch zur Decke.

Der Unfall geschah direkt am Strand, nur wenige Straßen von den Kultlokalen Megapark und Bierkönig entfernt. Isaac Buj/EUROPA PRESS/dpa

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