Neben Kopfschmerzen und Übelkeit: Wie schadet Hitze meiner Psyche?

Heiße Sommertage belasten unsere psychische Gesundheit – dagegen hilft ein Fächer leider nicht.

In Deutschland werden es jährlich mehr Hitzetage, an denen die Temperatur auf über 30 Grad klettert. Dafür ist hauptsächlich der Klimawandel verantwortlich. Immer häufiger suchen uns außerdem länger andauernde Hitzewellen heim.

An heißen Tagen klagen viele Menschen oft über körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Übelkeit. Hitze quält aber auch unsere Psyche. Mehrere Hinweise deuten darauf hin, dass Hitze die Symptome von psychischen Erkrankungen intensivieren kann.

Lange Hitzewellen schaden der psychischen Gesundheit

Dass hohe Temperaturen unserer körperlichen Gesundheit zulasten fallen, ist keine Neuheit. Dehydration, Hitzeausschlag, Hitzekollaps oder Hitzschlag sind typische Beschwerden. Da es weltweit immer wärmer wird, untersuchen Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen Hitze und psychischer Gesundheit.

Bei Hitze kühlen sich die Deutschen an Badeseen ab und suchen Schatten.

Bis jetzt haben Studien ergeben, dass Hitze die menschliche Psyche beeinflusst und sich die Symptome verstärken oder völlig neu erscheinen können.

Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass mehr Notaufnahmen-Besuche während Hitzewellen verzeichnet wurden als bei regulären Temperaturen. Keine spezifische psychische Störung oder Krankheit sticht besonders hervor und tritt häufiger auf.

Es stellte sich vielmehr heraus, dass Menschen mit Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder psychotischen Krankheiten bei Hitze öfter in der Notaufnahme landen.

Wie kann sich Hitze auf die psychische Gesundheit auswirken?

Eine Studie aus den USA liefert folgende Ergebnisse: Die Fälle von psychischen Erkrankungen mit Behandlungsbedarf steigen parallel zu den höheren Temperaturen. Laut der Gesundheitskasse AOK besuchten rund fünf Prozent mehr Menschen bei Tagestemperaturen von mehr als 30 Grad die Notaufnahme.

An heißen Tagen kämpfen die Notaufnahmen mit großen Anstürmen und sind häufig überlastet.

Zwischen Hitze und psychischen Symptomen besteht also durchaus ein Zusammenhang. Dabei gibt es auch verschiedene Möglichkeiten, wie hohe Temperaturen auf unsere Psyche schlagen.

Äußerer Stressfaktor

Hitze ist ein sogenannter exogener Stressor, der existierende psychische Krankheiten fördert. Exogener Stressor hört sich zwar kompliziert an, die Bedeutung dahinter ist aber relativ simpel.

Es handelt sich um äußere Umstände oder Reize, die die Psyche belasten und stressen können.

Hitzestress kann dazu führen, dass der Mensch die Kontrolle über sich selbst verliert. Daher gehen Forschende davon aus, dass erhöhte Aggressivität von Hitze getriggert werden kann. In psychiatrischen Kliniken gab es mehr aggressive Vorfälle, als die Temperaturen in die Höhe geschossen sind.

Schlechter Schlaf

Wenn es im Schlafzimmer heiß und stickig ist, fällt es den meisten von uns schwer, erholsam durchzuschlafen oder überhaupt einzuschlafen. Bei höheren Nachttemperaturen wird die Wahrscheinlichkeit größer, dass man kürzer schläft.

Mittlerweile gibt es zahlreiche Belege dafür, dass sich schlaflose Nächte auf die Psyche auswirken können. Schlafstörungen können psychische Störungen nicht nur verschlimmern, sondern auch Auslöser dafür sein.

Stärkere Zukunftsängste

Der Klimawandel gibt uns allen Grund zur Sorge. Manchen Menschen bereitet er mittlerweile Zweifel und Zukunftsängste. Deshalb hat sich der Begriff Klimaangst durchgesetzt.

Hitze ist eine der extremen Folgen der Erderwärmung. Deshalb plagt uns die Angst vor starker Hitze im Sommer als Stressor.

Sommerdepression: Ist die Hitze schuld?

Ständig dunkel und kalt: Winterdepression ist eine bekannte, saisonal abhängige Depression. Die Sommerdepression hingegen ist vielen Menschen noch fremd. Im Sommer ist doch alles schön und warm und alle sind glücklich und zufrieden – oder nicht?

Die psychische Erkrankung ist nicht durch die Hitze bedingt. Vielmehr soll der Hormonhaushalt dafür verantwortlich sein, genauer gesagt die Produktion des Botenstoffs Melatonin. Der regelt den Schlaf-Wach-Rhythmus und wird an langen, hellen Tagen weniger ausgeschüttet.

Die Forschung kam beim Zusammenhang zwischen depressiven Erkrankungen und Hitze auf ein erschütterndes Ergebnis: Während Hitzewellen nimmt die Zahl der Suizide samt den Temperaturen zu. Deshalb sollte Menschen mit psychischen Krankheiten im Sommer mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung geschenkt werden.

Psychische Probleme bei Hitze: Kann ich mich schützen?

Für psychisch gesunde Menschen und für Menschen mit existierenden psychischen Erkrankungen gibt es keine konkreten Maßnahmen, um die Psyche in Schutz zu nehmen.

Am besten hält man die typischen Regeln zum Hitzeschutz ein: Ausreichend trinken, leichte Kleidung tragen, Schatten suchen oder die Wohnung kühl halten.

Meldung

Besonders gefährdete Personen sollten sich im Vorhinein dringend mit einem Arzt oder einer Ärztin absprechen.

Darunter fallen Menschen mit einer substanzbezogenen Abhängigkeitserkrankung wie einer Drogensucht oder Menschen mit organischen, psychischen Störungen wie Demenz. Sie sind besonders anfällig, da sie sich oft nicht selbstständig vor Hitze schützen können.