Gerichtszeichnerin packt über Trump-Prozess aus

Der Prozess gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump ist laut der Gerichtszeichnerin sehr ungewöhnlich im Vergleich zu anderen.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump muss sich aktuell im historischen Schweigegeld-Prozess in New York vor Gericht verantworten. Er wird beschuldigt, mit gefälschten Geschäftsunterlagen ein Schweigegeld an die frühere Pornodarstellerin Stormy Daniels vertuscht zu haben. Damit habe er in illegaler Weise die Präsidentschaftswahl beeinflusst.

Mehr als 20 Zeug:innen haben ausgesagt, die Zeugenbefragungen sind beendet, nur Trump selbst hat nicht ausgesagt. Und das, obwohl er dies mehrfach angekündigt hatte. Am Dienstag, 28. Mai, sollen die Schlussplädoyers stattfinden, spätestens ein paar Tage danach wird das Urteil erwartet.

Da Kameras während des Verfahrens verboten waren, spielten Gerichtszeichnerinnen eine wichtige Rolle im ersten Strafprozess gegen Trump. Nur so konnte die Öffentlichkeit einen visuellen Eindruck vom Geschehen im Gericht erhalten. Nun äußern sich zwei Zeichnerinnen – und sprechen von "bizarren" Vorgängen.

Gerichtszeichnerin packt über Trump-Prozess in den USA aus

Die Gerichtszeichnerinnen Elizabeth Williams und Jane Rosenberg nahmen eigenen Angaben zufolge jeden Tag in der dritten Reihe Platz. Mit dabei: ihr Material, bestehend aus Ölpastellkreide, Bleistifte, Kohlestifte, Papier sowie Sitzkissen.

Elizabeth Williams (links) und Jane Rosenberg (Mitte) verfolgten den Trump-Prozess.

Sie waren schon bei vielen Prozessen dabei, arbeiten seit den 1980er Jahren in dem Business. Doch der Schweigegeld-Prozess mit Trump ist einer, den sie noch nie in vergleichbarer Weise erlebt haben. Rosenberg sagt darüber zur BBC:

"Es ist Trump, deshalb hatte ich noch nie in meinem Leben so viel Medienpräsenz. Ich habe über spektakuläre Fälle berichtet – das sind die einzigen, für die Zeichner engagiert werden –, aber jeden Tag verwenden (Medienorganisationen auf der ganzen Welt) meine Skizzen."

Wegen der Prominenz von Trump und seiner Zeit im Weißen Haus gab es zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen, Vorschriften und andere Vorgänge. Rosenberg sei noch nie "so in meiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt" gewesen. "Nicht einmal auf der Toilette", fügt sie an. Zudem sei es wirklich schwierig, hineinzukommen, einen Sitzplatz zu bekommen und sich einzurichten.

Gerichtszeichnerin verrät: Sichtfeld im Trump-Prozess eingeschränkt

Beide Frauen berichten der BBC, dass sie normalerweise in der ersten Reihe sitzen. Doch sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung hätten die ersten beiden Reihen für sich beansprucht.

Die Gerichtszeichnerin Williams berichtet, dass der ehemalige Boulevard-Verleger David Pecker, einer der Zeugen, eine Gruppe von Anwälten mitbrachte, die ein Hindernis darstellte. "Sie hatten alle die größten Köpfe und waren die größten Männer", berichtet die Frau. Sie habe sich gefragt, ob diese nicht woanders sitzen hätten können.

Elizabeth Williams zeichnete die Szene mit David Pecker im Trump-Prozess.

Die Sicht auf das Geschehen sei deutlich eingeschränkt gewesen. Um einen Blick auf Zeugen, Richter Juan Merchan und die Anwälte zu erhaschen, hätten sie die Köpfe strecken müssen.

USA: Gerichtszeichnerin beschreibt Trump-Begegnung

Die Gerichtszeichnerin Rosenberg erzählt auch über Begegnungen mit Trump. Sie habe an vielen Gerichtsprozessen mit ihm teilgenommen. In der Vergangenheit habe er sogar mit ihr gesprochen:

"Während des Zivilprozesses gegen Trump wegen Betrugs musste er direkt an mir vorbeigehen und er blieb stehen, blickte über die Schulter und sagte: 'Oh, ich muss etwas abnehmen‘ oder 'Wirklich erstaunliche Arbeit'."

Für beide Künstlerinnen war es bisher außerdem eine besondere Herausforderung, die Fristen einzuhalten. Die Nutzung von Handys ist im Gerichtssaal während des Trump-Prozesses nicht gestattet und die Anwesenden dürfen den Saal nicht verlassen, wann immer sie wollen. Sie können ihre Arbeit also nur während der Pausen abliefern.

Normalerweise stellen sie ihre Skizzen auf einem Mülleimer in einer Gerichtstoilette auf, um ausreichend Licht zu bekommen, und sie dann mit Smartphones fotografieren. "Das ist höchst bizarr, aber so ist es nun einmal", sagt Williams. Sie liefere ab, so schnell sie könne.

USA: Keine Einschätzung des Trump-Prozesses möglich

Im laufenden Trump-Prozess haben sie teils neue Methoden entwickeln müssen. Aufgrund der Intensität dieses Falles und der zunehmend beengten Platzverhältnisse hat Rosenberg eine Ablage für ihr Fernglas und einen Stifthalter aus einem Papierhandtuchhalter neu konzipiert.

Eine Einschätzung darüber, wie der Prozess ausgehen könnte, wollen die Frauen nicht machen.

Die Gerichtszeichnerinnen beobachteten Trump akribisch.

Beide Gerichtszeichnerinnen haben jedoch vor, in der nächsten Woche anwesend zu sein. Bis zum letzten Tag des Prozesses gegen Trump wollen sie die Vorgänge im Gericht verfolgen. Denn, so ist Rosenberg überzeugt: "Es ist ein Dienst an der Allgemeinheit".