Kompany mit klarer Spielidee: Die Auswirkungen auf das Transfer-Geschehen der Bayern

By Dominik Hager

Nach der enttäuschenden Spielzeit 2023/24 plant der FC Bayern unter dem neuen Trainer Vincent Kompany einen Kader-Umbruch. Es ist damit zu rechnen, dass einige Spieler die Münchner verlassen und auf der anderen Seite einige interessante Kräfte verpflichtet werden.

Max Eberl erklärte im Rahmen der PK, dass die Planungen der Bayern schon im vollen Gange sind.
"Wir haben schon intensiv über Spieler und den Kader gesprochen. Christoph und ich haben natürlich bereits an der Kaderplanung gearbeitet. Wir sind da wohl schon ein Stück weiter, als man denkt", setzte er ein mutiges Statement.

Ein wenig erinnerte dies an das legendäre Hoeneß-Statement aus dem Sommer 2019. "Wenn ihr wüsstet, wen wir schon alles sicher haben", kündigte der FCB-Patron vom Tegernsee damals an. Was folgte war jedoch ein äußerst schleppendes Transferfenster, das mit einem überteuerten Hernández-Deal einem gescheiterten Sané-Transfer und "Not-Leihen" endete. Trotzdem gewannen die Bayern in der Spielzeit 2019/20 das Triple. Vielleicht also doch ein positives Omen.

Ich werde schauen, welche Spieler hungrig genug sind, um für den FC Bayern spielen zu können.

Noch keine konkreten Hinweise auf Zu- und Abgänge

Stand jetzt liegt jedoch vieles noch im Unklaren, was den Bayern-Kader 2024/25 betrifft. Alles konzentrierte sich auf die von vielen Absagen geprägte Trainer-Suche. In Sachen Neuzugänge gab es hingegen wenig zu vermelden. Namen wie Theo Hernández, Nico Williams, Xavi Simons, Chris Führich Serhou Guirassy, Dani Olmo oder Brajan Gruda waren als potenzielle Kandidaten zu lesen, wirklich konkret scheinen die Angelegenheiten aber noch nicht zu sein.

Ähnlich verhält es sich auf der Abgangsseite. Ein Davies-Wechsel gilt noch immer als sehr gut möglich. Zudem sollen Serge Gnabry und Leon Goretzka zu den Streichkandidaten gehören, während auch die Vertragskonstellationen bei Leroy Sané und Joshua Kimmich (beide bis 2025) zumindest größere Spekulationen über einen Abgang zulassen.

"Bei uns gibt es keine Streichlisten. Natürlich gibt es Spieler, die es künftig schwerer haben könnten, das ist aber normal im Leistungssport", wollte Eberl im Rahmen der PK auf keine Abschieds-Kandidaten genauer eingehen.

Kompany verlangt hundertprozentige Arbeitseinstellung

Welche Spieler letztlich kommen oder gehen, dürfte auch nicht unwesentlich von Vincent Kompany abhängen. Dieser muss seine Mannschaft und den Verein natürlich erst noch besser kennenlernen, hat jedoch einen genauen Plan, auf welche Charaktere er setzen möchte.

"Es ist noch zu früh, um über Spieler zu reden. Ich bin gespannt darauf, mit ihnen zu arbeiten. Ich möchte herausfinden, wie hungrig die Spieler sind. Ich werde schauen, welche Spieler hungrig genug sind, um für den FC Bayern spielen zu können", kündigte der Bayern-Coach im Rahmen der Pressekonferenz an.

Für Halbgas und ein entspanntes Zurücklehnen wird in München unter Kompany also schon mal kein Platz sein. Der Belgier selbst hat den Anspruch, "24 Stunden am Tag zu arbeiten" und sich "zu 100 Prozent auf seinen Job zu konzentrieren". Diese Arbeitseinstellung verlangt er auch von seinen Spielern.

Stimmt diese nicht, kann Kompany schnell ungemütlich werden. Dies bekam mit Joshua Zirkzee ein Ex-Bayern-Profi bereits zu spüren. "Zirk, als ich das letzte Mal über deine Einstellung gesprochen habe, hast du nur ein f*****g Lächeln gezeigt. Aber ich brauche eine andere Einstellung. Du warst nicht gut, genau wie alle anderen. Ich hätte jeden früher vom Platz nehmen können", wütete Kompany in einer Kabinen-Ansprache bei RSC Anderlecht, die viral ging.

Trotz dieses Zwischenfalls ist laut Bild eine Bayern-Rückkehr von Zirkzee angesichts des Trainer-Wechsels wahrscheinlicher, da Kompany in Anderlecht auch das fußballerische Potenzial des jungen Angreifers sah und dieser in Belgien unter dem neuen FCB-Coach aufblühte.

Kompany soll dem FC Bayern zur spielerischen Dominanz verhelfen

Neben einer gesunden Einstellung verlangt Kompany seinen Akteuren aber auch spielerisch alles ab. Der Belgier benötigt ein Team, das neben einem aggressiven Pressing einen dominanten Offensiv-Fußball spielen kann. Dies ist seine klare Spielphilosophie, weshalb es auch nicht verwunderlich ist, dass es für ihn bei Burnley in der Championship so gut und in der Premier League so schlecht lief. Das Spielerpersonal bei Burnley hatte das fußballerische Potenzial, die Zweitliga-Teams zu dominieren, nicht aber gegen die Top-Klubs aus dem Oberhaus anzukommen. Beim FC Bayern findet er sich aber wieder vielmehr in der Position wieder, die er mit dem Insel-Klub in der Championship hatte.

Kompany wollte seine Philosophie in England nicht ändern und hat ebenso wenig vor, sich in München zu verändern. "Ich habe eine klare Idee und werde diese auch hier in Deutschland umsetzen", kündigte er an. Max Eberl findet genau das gut.

"Seine Spielidee passt perfekt zum FC Bayern. Wir wollen dominant und aggressiv sein. Der moderne Fußball geht dahin, dass man sehr viele Facetten in seinem Spiel haben muss", verdeutlichte der Münchner Sportvorstand.

Kompany nennt Pep Guardiola als einen seiner wichtigsten Einflüsse und an dessen Spielstil orientiert er sich auch, selbst wenn er nach Ballgewinn auf schnellere und direktere Lösungen baut.

Kompany möchte Sané zu Top-Leistungen bringen

Nun stellt sich natürlich die Frage, welche Spieler den komplexen Anforderungs-Katalog erfüllen können und welche nicht. Dies ist natürlich schwierig zu beurteilen, zumal Kompany noch nie mit dem Team zusammengearbeitet hat. Mit Ausnahme von Leroy Sané. Beide kennen sich aus gemeinsamen Spieler-Zeiten bei Manchester City. Aus diesem Grund hat sich Kompany auch nur zu Sané genauer geäußert.

"Wir hatten in Manchester eine sehr gute Zeit zusammen. Ich war bei City nicht nur Kapitän, ich war mehr als das. Ich werde versuchen, alles aus ihm und alles aus jedem Spieler rauszukitzeln", kündigte er an. Den beiden wird aus City-Zeiten ein guter Draht zueinander nachgesagt, weshalb die Chancen auf einen Sané-Verbleib steigen könnten. Doch auch Tuchel verstand es schon besser als so mancher Vorgänger, den zu Mentalitäts-Schwankungen neigenden Sané in die Spur zu bekommen.

Wird es für Davies, Goretzka und Gnabry eng? Diese Spieler passen zu Kompany

Inwiefern sich die Kompany-Verpflichtung auf die Zukunft von Goretzka, Gnabry, Kimmich und Davies auswirken könnte, ist noch schwer abzusehen. Vor allem die beiden Erstgenannten werden jedoch reichlich Feuer geben müssen, weil sie von ihren Anlagen auch im Kompany-System ersetzbar scheinen. Eine Problematik tut sich auch bei Davies auf. Kompany ist bekannt dafür, dass er seine Außenverteidiger gerne einrücken lässt. Dies würde sich positiv auf Noussair Mazraoui, Raphael Guerreiro und Joshua Kimmich auswirken, weniger aber auf den Kanadier. Der Roadrunner lebt schließlich von seinem Tempo und seinen Offensivläufen und weniger durch gestalterische Fähigkeiten.

Ansonsten dürften bei Kompany Spieler hoch im Kurs stehen, die wertvoll im Pressing und/oder spiel- und passstark sind. Der als Pressing-Monster verschriene Konrad Laimer dürfte also gute Karten haben sowie Jamal Musiala und Raphael Guerreiro, die starke Fußballer sind. Zudem verlangt Kompany von seinen Spielern Mut, was abermals Musiala sowie Coman und Sané entgegenkommen dürfte. Sowie Aggressivität, wofür Mazraoui, Kimmich, Upamecano und de Ligt stehen. In Summe dürfte aber ohnehin jeder Spieler die Chance haben, Kompany mit viel Engagement und Leistungsbereitschaft hinter sich zu bringen - selbst die vermeintlichen Streichkandidaten.

Viele Gerüchte, wenig konkretes: Was macht der FCB in Sachen Neuzugänge?

In Sachen Transfers ist die bereits erwähnte mögliche Rückkehr von Zirkzee wahrscheinlicher geworden, für den der FC Bayern eine Rückkaufoption hat. Alternativ ist aber auch ein Transfer von Serhou Guirassy weiterhin möglich. Kompany hat mit Burnley häufig auf das 4-4-2-System zurückgegriffen, wodurch auch in München eine Doppelspitze möglich erscheint. Angesichts des gesetzten Harry Kane ist es für den FC Bayern wichtig, dass der Trainer auch ein 4-4-2 anwendet, wenn man Angreifer wie eben Guirassy oder Zirkzee überzeugen möchte, nach München zu kommen.

Mit Blick auf die Orientierung von Kompany auf Dominanz und Ballbesitz dürften zudem starke Techniker wieder mehr in den Vordergrund rücken. Hiervon haben die Bayern nicht ganz so viele, was für Spieler wie Frenkie de Jong, Dani Olmo oder Xavi Simons sprechen würde, die allesamt unglaublich gut kicken können. Für Spieler wie Chris Führich, Nico Williams oder Brajan Gruda spricht hingegen vor allem, dass sie sich durch eine unverbrauchte und mutige Spielweise auszeichnen und angesichts der noch fehlenden großen Errungenschaften top-motiviert sein dürften.

Für eine klare Holding Six steht Kompany verglichen mit Tuchel nicht unbedingt, jedoch ist es wohl weiterhin der klare Wunsch des Vereins, eine Lösung zu finden. Als Kandidaten gelten neben Martin Zubimendi mit Amadou Onana (22) und Adam Wharton (20) zwei noch ganz junge Sechser aus der Premier League. Es ist gut möglich, das hier kein ganz großer Name kommt, weil es der Markt auch nicht wirklich hergibt, sondern ein junges Top-Talent. Kompany baut gerne auf die Jugend und entwickelt Spieler. Auf diese Weise würde der FC Bayern auch Aleksandar Pavlovic keine Steine in den Weg legen, sondern diesen mit einem anderen Youngster konkurrieren lassen.


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