"All Eyes on Rafah"-Bild: Was dahinter steckt und wie Israel reagiert

Nach Luftangriff auf Gaza: Ein Mensch in Indonesien zündet eine Kerze für die Opfer in Rafah an.

"Du bist dran!". Mit der neuen Funktion von Instagram genügt ein einziger Klick, um seine Solidarität mit der digitalen Welt zu teilen. Ein KI-generiertes Foto flutet Instagram seit Tagen, bereits am Mittwochabend wurde das Bild mehr als 40 Millionen Mal geteilt. Auch in den Storys bekannter deutscher und internationaler Stars taucht die Vorlage auf.

Das Foto, das gar kein echtes Foto ist, zeigt eine künstlich generierte Landschaft: Inmitten von unzähligen Zelten, säuberlich aufgereiht, prangt der Schriftzug "All Eyes on Rafah". Am Horizont ragen schneebedeckte Berge in den blauen Himmel. Weder das Zeltlager noch die Landschaft deuten auf Rafah, eine palästinensische Stadt im südlichen Gazastreifen, hin.

Aber warum blickt die ganze Welt auf Rafah?

Das Foto verbreitet sich auf Instagram rasant.

Israelischer Luftangriff auf Rafah löst weltweites Entsetzen aus

Vergangenen Sonntag sind laut der von der Terrororganisation Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mindestens 45 Menschen bei einem Luftangriff des israelischen Militärs getötet worden. Nach Angaben von Hilfsorganisationen hat Israel dabei ein Flüchtlingslager, eine humanitäre Schutzzone, getroffen. Auch am Mittwoch rückten weiterhin israelische Truppen nach Rafah vor.

Die Welt reagiert nicht nur im Internet auf die Bilder aus Rafah, wie ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus in Washington erklärte. Politiker:innen weltweit äußerten sich zu dem Vorfall. Darunter auch der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk: "Die Bilder aus dem Lager sind entsetzlich."

Das KI-generierte Foto nimmt auf Social Media weiterhin Fahrt auf. Die Botschaft ist klar: Durch die Verbreitung des Fotos drücken Millionen Menschen weltweit ihre Solidarität mit den Zivilisten und Opfern in Rafah aus. Auf Instagram entsteht ein Gefühl von Zusammenhalt.

Nur wissen vermutlich viele nicht, wer das Foto in die Welt gesetzt hat.

Wer sich hinter der viralen Instagram-Story verbirgt

Der Urheber des Fotos ist nach Angaben von "BuzzFeed News Deutschland" ein Fotograf namens Chaa (@shahv4012). Er lebt in Malaysia, einem Land, das seit Jahren die islamistische Terrororganisation Hamas unterstützt.

Chaa verbreitete in der Vergangenheit zahlreiche Inhalte, die vermuten lassen, welches politisches Weltbild er teilt. Eine Darstellung zeigt eine Landkarte, auf der Israel durchgestrichen und durch den Schriftzug Palästina ersetzt wird. In anderen Beiträgen bezeichnet Chaa die Ereignisse in Gaza als Genozid, Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu als "Kindermörder".

Am Mittwochmorgen startete Chaa ein Live-Video auf Instagram. Nachdem sich "BuzzFeed News Deutschland" zu erkennen gab und einen Versuch unternahm, den Urheber zu besagtem Foto zu befragen, beendete er den Livestream mit den Worten: "No comment for reporter and journalists".

Meldung

Kritik: Instagram als Ausdruck politischer Solidarität?

Die öffentliche Anteilnahme zu globalen Ereignissen via Instagram, ist nicht neu: Im Jahr 2015, nach den Terroranschlägen von Paris, stand die Welt unter dem Hashtag #JeSuisCharlie zusammen.

Fünf Jahre später löste der Tod des Schwarzen US-Amerikaners George Floyd durch brutale Polizeigewalt eine Protestwelle auf Instagram aus. Unter dem Hashtag #BlackOutTuesday teilten Millionen Menschen Bilder schwarzer Leere. Ein Zeichen im Kampf gegen Rassismus.

Die vergangenen Tage verdeutlichen erneut, wie wenig man politisch engagiert sein muss, um politisch engagiert zu wirken. Unter Aktivist:innen stößt dieser Trend auf Kritik.

Die Aktivistin Rosa Jellinek, lange Vorsitzende des queer-jüdischen Vereins Keshet Deutschland e. V., hat das Foto nicht in ihrer Story geteilt. "Als ob das [Bild] auch nur einem Menschen vor Ort helfen würde", schrieb sie auf Instagram. Vielmehr sollen sich die Menschen über den Krieg informieren und nicht wahllos Beiträge auf Social Media teilen. Für sie sei die Aktion "performativer Social-Media-Bullshit".

Mittlerweile ist der Aufschrei im Internet groß. Auch Stimmen aus Israel reagieren auf die Aktion und schlagen mit den gleichen Waffen zurück – einem Foto, generiert von künstlicher Intelligenz.

So reagiert Israel auf das "All Eyes on Rafah"-Foto

Das Foto zeigt eine in Trümmern liegende Stadt. Auf dem sandigen Boden hockt ein Kleinkind in Windeln, vor ihm ein Kämpfer der Hamas, die Flagge Israels steht in Flammen. Der Schriftzug "Where were your Eyes on October 7?" prangt über das Foto.

Der Urheber des Fotos ist diesmal keine Privatperson, sondern ein Staat. Gepostet wurde das Foto am Mittwoch auf X, ehemals Twitter, auf dem offiziellen Konto von Israel, das vom Ministerium für auswärtige Angelegenheiten geführt wird.

Das Foto erinnert an den 7. Oktober 2023, als die Hamas, eine Terrororganisation, über 1200 Zivilist:innen aus Israel ermordete und 240 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppte. Das Massaker der Hamas hat die ganze Welt erschüttert.

Das Foto lässt sich ziemlich eindeutig als Antwort auf die "All Eyes on Rafah"-Kampagne verstehen. Denn der israelische Urheber greift den Begriff der "Augen" aus dem Foto von Chaa auf und kontert in einer nahezu identischen Bildsprache.