«Ihr wollt es dunkler» - Neues Buch von Stephen King

Stephen King ist mittlerweile 76 Jahre alt, aber kein bisschen schreibmüde. Evan Agostini/Invision/AP/dpa

Er hat rund 40 Romane geschrieben in seinem langen Leben. Außerdem über 100 Kurzgeschichten, Novellen, Drehbücher, Gedichte, Essays, Kolumnen und Sachbücher. Aber im Nachwort seines neuesten Buchs räumt Stephen King ein, dass er den Akt des Schreibens immer noch nicht wirklich versteht. Manchmal sehe er die Wörter vor sich, bevor er sie schreibe - jeden Punkt, jedes Komma. Und: «Ich weiß nicht einmal, warum Menschen Geschichten brauchen und warum ich - neben vielen anderen - die Notwendigkeit verspüre, welche zu schreiben», berichtet der Horror-Autor. Er tut es einfach.

Stephen King ist mittlerweile 76 Jahre alt, aber kein bisschen schreibmüde. Am 30. Mai erscheint sein neues Buch: «Ihr wollt es dunkler». Es ist eine bunte Wundertüte aus zwölf völlig unterschiedlichen Geschichten und Genres. Kleinster gemeinsamer Nenner: Grusel.

Es geht um Moral, Glauben und das Richtige

Da ist etwa die Geschichte vom Schulhausmeister Danny Coughlin, ein aufrechter Mann, Typ Arbeiterklasse, der in einer Wohnwagensiedlung lebt und ein eher unspektakuläres Leben führt - bis, ja bis er eines Nachts eine übersinnliche Eingebung hat. Ein Traum führt ihn an eine verlassene Tankstelle, wo Danny eine vergrabene Leiche entdeckt. Der Traum lässt ihn auch nach dem Aufwachen nicht mehr los. Danny entdeckt, dass die verlassene Tankstelle wirklich existiert - ebenso wie die Frauenleiche. Als er die Polizei informiert, macht er sich selbst zum Verdächtigen. Der zwanghafte Inspektor Jalbert ist jedenfalls überzeugt, sogar besessen von dem Gedanken, dass er der Mörder ist. Im Kampf um die Wahrheit verliert Danny alles, was ihm lieb ist. Es geht um Moral, um Glauben und darum, das Richtige zu tun.

Oder die Story von den «Klapperschlangen»: Stephen King kam nach eigenen Worten auf die Idee bei einem Morgenspaziergang, als er zwei grüne Plastikfiguren mit roter Mütze am Straßenrand entdeckte, zusammen mit der Warnung: «Langsam! Spielende Kinder». Der Plot: Der Witwer Vic Trenton verbringt einen Sommer auf einer Insel vor Florida, um Ferien zu machen und eine Protzvilla zu hüten. Beim Spazieren lernt er seine Nachbarin kennen, die stets einen leeren Zwillingsbuggy vor sich herschiebt und mit ihren lange verstorbenen Söhnen spricht. Auch Vic macht bald Bekanntschaft mit den beiden Jungs. In der Geschichte hat auch eine alte Figur von King ein kleines Gastspiel: Cujo, der blutrünstige Bestien-Bernhardiner, taucht kurz wieder auf.

Das moderne Amerika, finstere Mächte und alternde Helden

Es geht bei Kings Geschichten um das moderne Amerika, um finstere Mächte und um alternde Helden. Es geht um gute Aliens, die sich wie Teig kneten lassen, wenn es ihnen schlecht geht. Und um schlechte Aliens, die in die Körper von Ehefrauen schlüpfen, um auf ihren Männern herumzuhacken, die aber eigentlich die Menschheit ausrotten wollen. Es geht um Turbulenz-Experten, die Flugzeugabstürze mit der eigenen Todesangst verhindern und um Witwer, die ihren Lebensabend zwischen kleinen Hunden und großen Krokodilen verbringen.

Es ist schon erstaunlich, wie eifrig King auch mit 76 Jahren noch in die Tasten haut. Er selbst sagt: «Ich habe die Produktivität weder beabsichtigt noch nicht beabsichtigt.» In seinem Nachwort gesteht der große Autor des Horrors, dass er mit kaum einem seiner Werke wirklich zufrieden war. Aber es mache ihn einfach glücklich, Geschichten zu erzählen.

Die ganze Klaviatur der Furcht

Das merkt man auch: King spielt mal wieder auf der ganzen Klaviatur der Furcht - mit der Angst vor Monstern, vor dem Tod, vor Außerirdischen, vor dem Fliegen. Sein Stil bleibt unverkennbar. Für Fans ist es mit den Werken von Stephen King so ähnlich wie mit dem Cheeseburger der Lieblings-Fastfoodkette: Was man serviert bekommt, ist zwar nicht jedes Mal irre überraschend, aber man wird eben auch nie enttäuscht. Und auch wenn King selbst nicht so genau weiß, warum die Menschen so gern seine Gruselgeschichten lesen, ist er doch überzeugt: «Unsere Fantasie ist hungrig und muss gefüttert werden.»

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