Renten in Europa: Welche Länder sind die besten und die schlechtesten für den Ruhestand?

Ein älteres Ehepaar sitzt auf einer Bank in einem Park in Gelsenkirchen, Deutschland. ©Martin Meissner/Copyright 2022 The AP. All rights reserved.

Einkommensbezogene Renten stellen für Europäer ab 65 Jahren die Haupteinkommensquelle dar. Allerdings ist weniger als die Hälfte der Verbraucher in der EU zuversichtlich, dass sie genug Geld haben werden, um im Ruhestand bequem leben zu können. In mehreren Ländern sinkt diese Zuversicht auf 30 % oder noch weniger. Dies gibt Anlass zur Sorge über die Angemessenheit der Renten.

Der Schutz älterer Menschen vor Armut ist eine Schlüsselfunktion der Rentensysteme. Die Altersrente ist eine regelmäßige Zahlung, die dazu dient:

1. das Einkommen des Leistungsempfängers nach dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben aufrechtzuerhalten; oder

2. zur Unterstützung des Einkommens älterer Menschen (mit Ausnahme von Zahlungen, die nur für einen begrenzten Zeitraum geleistet werden).

Riesige Unterschiede bei den Renten in Europa

Nach Angaben von Eurostat unterscheiden sich die Altersrenten in Europa sowohl nominal als auch in Kaufkraftstandards (KKS) erheblich. Um die Daten zu vereinfachen, hat Euronews Business die jährlichen Renteneinkommen in monatliche Beträge umgerechnet, indem sie durch 12 Monate geteilt wurden.

Im Jahr 2021 variierten die durchschnittlichen monatlichen Bruttorentenausgaben pro Leistungsempfänger innerhalb der EU stark, von 2.575 € in Luxemburg bis zu 226 € in Bulgarien, wobei der EU-Durchschnitt bei 1.224 € lag.

Einschließlich der Länder der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) und der EU-Beitrittskandidaten meldete Island mit 2.762 € den höchsten Durchschnitt, während Albanien mit 131 € den niedrigsten aufwies.

Die 'Großen Vier der EU' und die nordischen Länder liegen über dem EU-Rentendurchschnitt

Die Altersrente pro Empfänger lag in allen "Großen Vier" der EU über dem EU-Durchschnitt. Italien meldete mit 1 561 € die höchste Rente, während Frankreich, Spanien und Deutschland mit jeweils rund 1 450 € fast identische Werte aufwiesen.

Auch die nordischen Länder schnitten gut ab: Ihre durchschnittlichen Altersrenten lagen über denen der "Großen Vier".

Balkanländer verzeichnen die niedrigsten Renten

Die sieben Schlusslichter der Rangliste sind allesamt Balkanländer. Die durchschnittlichen Ausgaben für Altersrenten in Luxemburg waren fast 11-mal so hoch wie die in Bulgarien, was auf erhebliche Unterschiede hinweist. Selbst wenn man Luxemburg als Ausreißer ausklammert, ist der EU-Durchschnitt immer noch fast sechsmal so hoch wie der in Bulgarien verzeichnete.

Einige dieser Rentenunterschiede können auf die unterschiedlichen Preisniveaus in den EU-Mitgliedstaaten zurückgeführt werden, da Eurostat feststellt, dass die Lebenshaltungskosten in der gesamten Region erheblich voneinander abweichen.

Rentenunterschiede verringern sich deutlich in KKS

In Kaufkraftstandards (KKS), einer künstlichen Währungseinheit, die die Preisniveauunterschiede zwischen den Ländern ausgleicht, verringern sich die Disparitäten erheblich.

In KKS gerechnet reicht die durchschnittliche Altersrente von 437 in Bulgarien bis 1.681 in Luxemburg. Das bedeutet, dass ein Rentenempfänger in Luxemburg eine fast viermal so hohe Bruttorente erhält wie einer in Bulgarien.

Laut der Eurobarometer-Umfrage 2023 der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) sind nur 42 % der Verbraucher in der EU zuversichtlich, dass sie genug Geld haben werden, um im Ruhestand bequem leben zu können.

Die Zuversicht ist in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich, wobei Luxemburg (61 %), die Niederlande (59 %) und Dänemark (58 %) die höchste Zuversicht aufweisen. Umgekehrt ist die Zuversicht in Lettland (23 %), Slowenien (27 %) und Polen (28 %) am geringsten.

Starke Korrelation: Renten und Vertrauen in den Ruhestand

Euronews Business hat eine starke positive Korrelation zwischen dem Grad des finanziellen Vertrauens in ein bequemes Leben im Ruhestand und der Höhe der monatlichen Altersrente festgestellt.

Diese Korrelation deutet darauf hin, dass das Vertrauen in Länder mit höheren Renten höher ist, während es in Ländern mit niedrigeren Renten tendenziell abnimmt.

Europäisches Parlament weist auf das Risiko der Altersarmut hin

Expertengruppen und Interessenvertreter haben eine Reihe von Empfehlungen zur Stärkung der Nachhaltigkeit und Angemessenheit der EU-Rentensysteme vorgelegt, so das Europäische Parlament in seinem Briefing.

"So wie die Rentensysteme derzeit gestaltet sind, sind immer mehr Menschen von Altersarmut bedroht. Dieser Trend steht im Widerspruch zu den Bemühungen der EU, die Armut zu verringern", heißt es in dem Briefing.

Herausforderungen beim internationalen Rentenvergleich

Der Vergleich des internationalen Rentenniveaus ist aufgrund der großen Unterschiede in den Rentensystemen schwierig. Bei diesen Vergleichen werden häufig die Auswirkungen von Steuern und Sozialbeiträgen auf die endgültigen Rentenbeträge übersehen. Die Zahlen werden aus der Eurostat-Datenbank berechnet, indem die Gesamtausgaben für Altersrenten durch die Zahl der Empfänger geteilt werden.

"Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass diese Zahlen zu den Rentenausgaben pro Empfänger nicht notwendigerweise die Höhe oder Angemessenheit der individuellen Altersrenten in den verschiedenen Ländern widerspiegeln", erinnert Eurostat.

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