Wie füllen die Bundesligisten das 80-Millionen-Loch?

Die DFL schüttet im Juni viel weniger Geld an die Bundesligisten aus als ursprünglich geplant. dpa

Die Vereine der beiden Fußball-Bundesliga haben ein Finanzproblem. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) schüttet im Juni viel weniger Geld aus als ursprünglich geplant.

Rund 80 Millionen Euro fehlen zum Ende der nun abgelaufenen Saison, die für viele auch das Geschäftsjahr ist. Vor allem die ohnehin klammen Clubs haben Probleme, weil es das angekündigte und nun fehlende Geld erst im Dezember geben soll.

Ende April hatte die DFL ein Schreiben verschickt, das viele Vereine aufgeschreckt hat. «Die Auskehrungsrate Juni 2024 wird von ursprünglich 127 Mio. Euro auf 47 Mio. Euro gekürzt», hieß es in dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. In Summe verringere sich «die derzeit prognostizierte Gesamtauskehrungssumme» in der laufenden Saison von 1,179 auf 1,099 Milliarden Euro.

Vereinen fehlt das Geld

«Der Zeitpunkt, auch im Kontext der laufenden beziehungsweise ausgesetzten Auktion der Bundesliga-Medienrechte, war überraschend», sagte Eric Huwer, Finanzvorstand des Zweitligisten Hamburger SV. Der vorübergehende Ausfall habe in der heterogenen Clublandschaft der 1. und 2. Bundesliga verschiedene Auswirkungen, erklärte er.

Jedem Verein fehlen jetzt rund sieben Prozent des eingeplanten Geldes. «Das ist schwierig für uns», sagte Ilja Kaenzig, Geschäftsführer des VfL Bochum. Dem in der Relegation gerade noch geretteten Bundesligisten stehen im Juni rund 2,5 Millionen Euro weniger zur Verfügung. «Das können wir nicht überbrücken, das müssen wir einsparen.»

Bei einem Zweitligisten wie dem HSV beträgt der Ausfall immerhin noch etwa 1,2 Millionen Euro. Dennoch versichert Finanzchef Huwer: «Uns betrifft es ehrlicherweise nicht in besonderem Maße, wir nehmen es zur Kenntnis. Die Handbreit Wasser unterm Kiel, also die Risikovorsorge, die wir für solche unvorhersehbaren Ausfälle bis zu einem gewissen Grad vorhalten, ist ausreichend.» Früher hätte es den Verein das durchaus Probleme bereiten können, wenn sich kurzfristig Beträge dieser Größenordnung verzögern, räumte Huwer ein.

Gerade für die bereits verschuldeten Clubs oder für Vereine mit einer größeren Abhängigkeit aus den Medienerlösen ist es schwierig, das Loch zu stopfen. Wer bereits finanzielle Problem hat, bekommt nicht so einfach einen Kredit bei der Bank oder muss möglicherweise die Einnahmen aus dem Dauerkartenverkauf zur Überbrückung nehmen. Auch hat nicht jeder ein Festgeldkonto wie der FC Bayern München, dem durch die vorläufige Reduzierung schätzungsweise 6,3 Millionen fehlen.

DAZN und DFL streiten vor Schiedsgericht

Es gibt auch kleinere Clubs, die nicht ins Straucheln geraten. Zweitliga-Absteiger VfL Osnabrück kann das Minus nach Angaben von Geschäftsführer Michael Welling abfedern. «Das stellt uns nicht vor große Probleme», versicherte Welling. Er verwies lediglich auf «ausgefallene Zinserträge» auf rund eine halbe Million Euro.

Das versprochene Geld soll später fließen, «da Zahlungen von Partnern nicht zu den vertraglichen Fälligkeitsterminen erbracht werden konnten», schrieb die DFL. «Auf Veranlassung der betreffenden Partner mussten insofern Vereinbarungen über spätere Zahlungen getroffen werden.» Der Großteil der nun fehlenden Einnahmen mit rund 50 Millionen muss vom Sport-Internetsender DAZN nachgezahlt werden, der wegen der unterbrochenen Auktion der TV-Rechte mit der DFL streitet und vors Schiedsgericht gezogen ist. Um welches Unternehmen es neben DAZN geht, oder ob es mehr als zwei Schuldner sind, ist derzeit nicht bekannt.

Von DAZN fehlen die Raten im März und April. In Abstimmung mit dem DFL-Präsidium wurde die fehlende Summe zunächst durch «ein kurzfristiges Bankdarlehen zwischenfinanziert», hieß es in dem Brief von den Geschäftsführern Steffen Merkel und Marc Lenz sowie Finanzdirektor Jörg Degenhart. «Für die Auskehrung im Juni 2024 ist jedoch nunmehr eine Kürzung der Auskehrungen unumgänglich.»

Die Frage, warum die DFL kein Bankdarlehen bis Dezember aufgenommen hat, blieb unbeantwortet. Das Medien-Unternehmen schrieb dazu an die Vereine: «Dass die Finanzierung für die Clubs offensichtlich nicht ausreichend vonseiten der DFL abgesichert wurde, kam auch für DAZN äußerst überraschend.»

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