Neue Corona-Variante breitet sich aus – droht eine Sommerwelle?

In Deutschland breitet sich eine neue Corona-Variante aus.

Alpha, Delta oder Omikron: vor wenigen Jahren waren die griechischen Bezeichnungen für die verschiedenen Covid-Varianten noch omnipräsent. Seit dem Ende der Corona-Maßnahmen im April 2022 sind die neuen Varianten weitgehend aus dem kollektiven Bewusstsein verschwunden. Längst ist für die meisten Menschen die Normalität zurückgekehrt.

Klar ist dennoch: Corona ist nie verschwunden. Besonders in der Erkältungssaison im Herbst und Winter gab es viele Infizierte, weshalb einige Kliniken wieder Maßnahmen wie eine Maskenpflicht eingeführt haben.

Während Winter und Frühjahr noch von der Omikron-Variante JN.1 geprägt war, breitet sich jetzt zusehends eine neue Variante aus. Ob diese gar zu einer Sommerwelle führen wird, ist offen.

Neue Covid-Variante KP.2 breitet sich aus

Wie die "Bild" berichtet, ist die Covid-Variante KP.2 dabei, die bisher dominierende JN.1-Variante zu verdrängen. Beide gehören zur Gruppe der sogenannten "FLiRT"-Varianten und sind Abkömmlinge von Omikron. Eine japanische Studie zeigt, dass KP.2 eine höhere virale Fitness als JN.1 aufweist und zur weltweit vorherrschenden Variante werden kann.

Laut neuester Daten des Robert Koch-Institutes (RKI) lag der Anteil der KP.2-Varianten an den kursierenden Covid-Varianten in der 19. Kalenderwoche (6. bis 12. Mai) bei rund 19 Prozent. Anfang April waren es noch drei Prozent.

Auch in anderen europäischen Ländern breitet sich die neue Variante aus. In den USA liegt der Anteil laut dem Center for Disease Control and Prevention schon bei 28,5 Prozent.

Dass sich immer wieder neue Virusvarianten verbreiten, ist keine Überraschung. "KP.2 ist Teil der schrittweisen Evolution von Sars-Cov-2", sagt Emanuel Wyler vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin im "Tagesspiegel". Und weiter: "Viren und die Immunität dagegen in der Bevölkerung verändern sich ständig. Es ist daher nicht zu erwarten, dass es je zu einem Stillstand kommen wird."

Laut einer Studie einer japanischen Forschergruppe, die im "The Lancet" veröffentlicht wurde, ist die Reproduktionszahl von KP.2 in den USA gegenüber JN.1 um 32 Prozent höher. Dass die neue Variante eine höhere virale Fitness aufweist, ist für Forschende allerdings wenig überraschend.

"Dass KP.2 im Vergleich zu JN.1 eine höhere Reproduktionszahl hat, ist eine Selbstverständlichkeit – sonst wäre es ja gar keine neue Variante, die wir bemerken würden", sagt Wyler.

Corona-Infektionen nehmen leicht zu

Ob die Verbreitung der KP.2-Variante zu einer Sommerwelle führen wird, lässt sich derzeit nicht seriös vorhersagen. Das hat auch mit der fehlenden Datenlage zu tun. Denn in Deutschland wird beispielsweise kaum noch auf Corona getestet.

In Deutschland wird kaum noch auf Corona getestet.

Einen Anhaltspunkt bietet das "GrippeWeb" des RKI, welches auf Selbstauskünften beruht. In der Kalenderwoche 21, vom 20. bis 26. Mai, blieb die Anzahl der akuten Atemwegserkrankungen demnach mit 4.600 Fällen pro 100.000 Einwohner:innen im Vergleich zur Vorwoche stabil.

Ein leichter Anstieg der Viruslast konnte beim Abwassermonitoring festgestellt werden. Laut dem Monatsbericht des "EU Wastewater Obsservatory for Public Health" lag sie in Deutschland Ende Mai bei 50.000 Gen-Kopien von Sars-CoV-2 pro Liter Abwasser. Anfang April waren es noch 22.000. Die Anzahl der Krankenhauseinweisungen nahm bisher nicht zu.

Covid: Risikogruppen sollten sich schützen

Auch, ob die KP.2-Variante den Immunschutz umgehen kann, ist derzeit noch unklar. Grob gilt die Faustregel: Je größer die Mutation des Virus, desto schwerer kann sich das Immunsystem gegen die Variante wehren. Bei KP.2 ist diese allerdings relativ gering. Laut "Tagesspiegel" sind im Vergleich zu JN.1 nur drei Aminosäuren im Spike-Protein, womit sich die Viren an Zellen andocken, verändert.

Alles in allem gibt es keinen Grund für Alarmismus und dennoch sollten gerade die Risikogruppen wachsam bleiben. "Hochrisikopersonen sollten weiterhin Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, Auffrischungsimpfungen und alle Formen des Schutzes beibehalten", mahnt etwa der US-amerikanische Mediziner Eric Topoi in seinem Newsletter.