Griechische Inselbewohner fühlen sich wie Bürger zweiter Klasse

Inselbewohnerinnen und -bewohner machen besonders in Griechenland einen wichtigen Teil der Bevölkerung aus ©euronews

Inselbewohnerinnen und -bewohner machen besonders in Griechenland einen wichtigen Teil der Bevölkerung aus - auch jetzt bei den anstehenden Europawahlen. Auf der Insel Milos sagen die Einheimischen, dass sich nicht viele Menschen wirklich für die Wahlen interessieren. Sie würden keine Bedeutung für ihr tägliches Leben sehen.

"Sie verstehen nicht, dass die meisten Entscheidungen von der Europäischen Union getroffen werden und für alle Mitgliedsstaaten gelten. Sie glauben also nicht, dass es sehr wichtig ist, sich zu beteiligen oder sich wirklich einzubringen", sagt Spiros Loukakis, der auf Milos eine Bar besitzt.

Andere auf der Insel sind enttäuscht und sagen, die EU müsste mehr für Inselbewohner tun - ein Teil der Bevölkerung, der in mancher Hinsicht benachteiligt ist. Vasilis Papaikinos ist Chef eines Restaurants.

"Die Europäische Union kann viele Dinge für die Inselbewohner tun, und sie muss es auch tun. Wenn ich sage „muss“, dann meine ich nicht, dass es zwingend notwendig ist. Aber hier fühlen wir uns isoliert, wir fühlen uns irgendwie als Bürger zweiter Klasse. Das betrifft zum Beispiel die Steuern oder die Transportkosten und auch die Kosten für die Produkte."

Die Fischer sorgen sich um die Fischbestände, ihre Lebensgrundlage, und fordern die EU auf, Maßnahmen zu ergreifen, so wie Frantzeskos Mavrogiannis. "Es gibt ein Problem mit den Fischbeständen. Aber sie ergreifen keine Maßnahmen und führen keine Kontrollen durch, um dieses Problem zu lösen."

Die Landwirte fordern Maßnahmen und EU-Richtlinen, die ihnenwenigstens einen kleinen Gewinn sichern, sagt Katerina Xidou. "Früher hatten wir einen gewissen Gewinn, wenn wir hart gearbeitet haben. Wir hatten auch Angestellte, uns ging es gut und wir hatten Gewinn. Aber jetzt reduzieren wir unsere Produktion, und wir haben auch Insekten, die die Ernten zerstören."

Euronews-Reporter Ioannis Karagiorgas fasst seine Eindrücke von der Stimmung auf der Insel Milos so zusammen: "Hoffnung und Verzweiflung. Das sind die Gefühle der griechischen Inselbewohner vor den Europawahlen. Einerseits hoffen sie, dass die EU ihnen helfen wird, ihre Probleme, wie die hohen Kosten und die Schwierigkeiten des Insellebens, endlich zu überwinden. Auf der anderen Seite denken sie aber auch, dass Europa sie vergessen hat. Viele sagen, dass sie sich wie Bürger zweiter Klasse fühlen."

© Euronews