«Starliner» zu erstem Flug mit Besatzung aufgebrochen

Die «Starliner»-Kapsel von Boeing an Bord einer Atlas-V-Rakete hebt vom Space Launch Complex 41 der Cape Canaveral Space Force Station zu einem Flug zur Internationalen Raumstation ab. John Raoux/AP/dpa

Nach jahrelangen Verzögerungen ist das krisengeplagte Raumschiff «Starliner» erstmals zu einem bemannten Testflug zur Internationalen Raumstation ISS aufgebrochen. Mit den Nasa-Astronauten Barry Wilmore und Suni Williams an Bord startete das Raumschiff vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida mithilfe einer «Atlas V»-Rakete, wie Live-Bilder der US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigten. «Los geht's, Atlas! Los geht's, Starliner! Viel Glück, Butch und Suni!», hieß es aus dem Kontrollzentrum, kurz bevor die Rakete abhob.

«Zwei mutige Nasa-Astronauten sind auf ihrem Weg bei diesem historischen ersten Testflug eines brandneuen Raumschiffs», sagte Nasa-Chef Bill Nelson. Der «Starliner» von Boeing markiere ein neues Kapitel in der amerikanischen Forschung. «Die bemannte Raumfahrt ist eine kühne Aufgabe - aber deswegen ist sie es auch wert. Es ist eine aufregende Zeit für die Nasa, unsere kommerziellen Partner und die Zukunft der Exploration.»

Testflug mehrfach verschoben

Der Testflug war zuvor wegen verschiedener technischer Probleme an Raumschiff und Rakete mehrfach verschoben worden und in den vergangenen Wochen zweimal nur wenige Minuten vor einem geplanten Start abgesagt worden. Unter anderem gab es Probleme mit einem Helium-Leck und einem fehlerhaften Computersystem am Boden.

Der «Starliner» - ein teilweise wiederverwendbares Raumfahrzeug, das aus einer rund drei Meter hohen Kapsel für die Besatzung und einem Servicemodul besteht und im Unterschied zum «Crew Dragon» nicht auf dem Wasser, sondern auf der Erde landet - wird am Donnerstag an der ISS erwartet, wo Wilmore und Williams rund eine Woche lang bleiben sollen.

Blick in das Raumschiff

Die 58-jährige Williams und der 61-jährige Wilmore waren zuvor jeweils schon zweimal im All. «Es fühlt sich fast unwirklich an», hatte Williams im Vorfeld über ihre Rückkehr zur ISS gesagt. Für die Ankunft des «Starliner» war an der ISS extra die derzeit dort angedockte «Crew Dragon»-Raumkapsel an eine andere Andockstation umgezogen.

Ersatzteil ist mit an Bord

Kurzfristig nahm der «Starliner» auch noch ein dringend benötigtes Ersatzteil für die ISS mit: Eine Urin-Pumpe an Bord der ISS, die dabei hilft, das Urin der Astronautinnen und Astronauten in Trinkwasser umzuwandeln, sei früher als gedacht kaputtgegangen, hieß es von de Nasa. Ein rasch besorgtes Ersatzteil sei nun in den «Starliner» gepackt worden - damit das rund 70 Kilogramm schwere Stück mitfliegen konnte, mussten allerdings zwei Koffer wieder ausgeladen werden, in denen sich Kleidungsstücke und Hygienegegenstände von den Astronauten Williams und WIlmore befänden. An Bord der ISS gebe es aber ausreichend Kleidungsstücke und Hygienegegenstände, die die beiden nutzen könnten.

Im Mai 2022 hatte der vom US-Flugzeugbauer Boeing entwickelte und gebaute «Starliner» erstmals einen erfolgreichen unbemannten Flug zur ISS absolviert und dort vier Tage verbracht - ein wichtiger Test für das Raumschiff. Bei einem ersten Test ohne Besatzung 2019 war der «Starliner» gar nicht erst an der ISS angekommen.

Künftig soll es als Alternative zur «Crew Dragon»-Raumkapsel von SpaceX Astronauten zur ISS transportieren. Wegen einer Reihe von Problemen liegt das Projekt allerdings weit hinter dem Zeitplan, während der «Crew Dragon» schon seit einigen Jahren regelmäßig Astronauten zur ISS bringt.

Die NASA-Astronauten Butch Wilmore (r) und Suni Williams vor dem Start in der Boeing «Starliner»-Kapsel. Uncredited/NASA/AP/dpa
Die Nasa-Astronauten Butch Wilmore (l) und Suni Williams kurz vor dem Start in Cape Canaveral zu gehen. Chris O'Meara/AP/dpa
Der «Starliner» ist ein teilweise wiederverwendbares Raumfahrzeug, das aus einer rund drei Meter hohen Kapsel für die Besatzung und einem Servicemodul besteht. Joel Kowsky/NASA via AP/dpa

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