Sylt: Mehr als jeder Zehnte hat Vergleichbares miterlebt

«Ich bin Polin, soll ich gehen ??? Ihr macht dann meine Arbeit»:Eine Frau während einer Mahnwache gegen rechts in Kampen. Lea Sarah Albert/dpa

Mehr als jeder zehnte Deutsche hat schon mindestens einmal einen Vorfall wie die im Mai bekanntgewordene rassistische Entgleisung von Feiernden in einem Lokal auf der Insel Sylt persönlich erlebt. Das geht aus den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur hervor.

Auf einem nur wenige Sekunden langen Video, das zu Pfingsten entstanden sein soll, ist zu sehen und zu hören, wie junge Menschen auf Sylt zur Melodie des alten Party-Hits «L’amour toujours» von Gigi D'Agostino rassistische Parolen grölen. Scheinbar völlig ungeniert und ausgelassen singen sie «Deutschland den Deutschen - Ausländer raus!». Ein Mann macht eine Geste, die an den Hitlergruß erinnert. Von den Umstehenden scheint sich niemand daran zu stören. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte, nachdem sich das Video aus dem Nobellokal im Netz verbreitet hatte: «Ganz klar: Solche Parolen sind ekelig, sie sind nicht akzeptabel.»

In der Umfrage gaben zwölf Prozent der Befragten an, einen vergleichbaren Vorfall bereits selbst einmal miterlebt zu haben. 78 Prozent der Bundesbürger haben Vergleichbares persönlich noch nie gesehen oder gehört. Vier Prozent der Teilnehmer der Umfrage waren sich unsicher. Lediglich sechs Prozent der Befragten gaben an, der Vorfall auf Sylt sei ihnen nicht bekannt. Männer sowie Bürgerinnen und Bürger, die im Osten Deutschlands leben, gaben etwas häufiger an, bereits Augenzeugen eines solchen Vorfalls gewesen zu sein. Befragt worden waren ausschließlich Menschen, die an bundesweiten Wahlen teilnehmen, also nur Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft.

Ermittlungen gibt es nicht nur zu dem Vorfall auf Sylt. Die Polizei ermittelt auch wegen möglicher rassistischer Gesänge zu demselben Lied auf der Ostseeinsel Fehmarn. Bei einer Tanzveranstaltung sollen dort rund 15 Personen in der Nacht zum 5. Mai laut Polizei «ausländerfeindliche Parolen» gesungen haben.

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