Lange Texte zusammenfassen: Welche KI ist am besten?

In der Schule, im Studium und in vielen Berufen muss man ständig Texte lesen, verstehen und wiedergeben. Aber nicht immer bleibt genügend Zeit, um alle Texte gründlich zu studieren. Für solche Fälle sind KI-Tools gut geeignet, um sich eine Zusammenfassung des Textes erstellen zu lassen.

Diese enthält naturgemäß nicht alle Informationen des Originals, aber die wesentlichen Punkte lassen sich gut erfassen.

Für die Zusammenfassung kommen zum einen die neuen KI-Chatbots wie ChatGPT, Gemini oder Copilot in Frage. Diese sind teilweise kostenlos nutzbar, bieten eine gute Leistung, haben aber Schwächen in der Bedienung.

Neben kurzen Texten können auch ganze Bücher und Youtube-Videos von den KI-Tools zusammengefasst werden. Spezielle Onlinedienste, die sich auf Zusammenfassungen spezialisiert haben, sind in der Regel kostenpflichtig und oft unflexibel.

Lesetipp: Die besten KI-Tools für Texte, Bilder und Videos

Zusammenfassungen ganzer Bücher

Sie können die neuen KI-Chatbots nach Zusammenfassungen ganzer Bücher fragen. Das Ergebnis ist jedoch gemischt. Oft entsprechen diese Zusammenfassungen inhaltlich in etwa dem, was man auch in Buchbesprechungen in den Medien oder bei Wikipedia findet. Das ist schon mal nicht schlecht.

Bei einigen Büchern wissen die Chatbots aber mehr als das. Dann können Sie weitere Informationen abrufen, indem Sie Fragen stellen wie:

In einigen Fällen ist es auch möglich, Zusammenfassungen für jedes einzelne Kapitel eines Buches zu erhalten. Am häufigsten und umfangreichsten ist dies allerdings nur mit der kostenpflichtigen Pro-Version von ChatGPT möglich. Aber auch die kostenlosen KIs ChatGPT, Gemini und Copilot können neben einer Zusammenfassung weitere Informationen zu vielen Büchern ausgeben.

Achtung: Es kann vorkommen, dass sich ein Chatbot die Zusammenfassung eines Buches komplett ausdenkt, wenn er das Buch nicht kennt oder andere Probleme vorliegen (siehe Kasten „Fallstricke“).

Die KIs im Vergleich

Der KI-Chatbot ChatGPT kann den Inhalt vieler Bücher sehr detailliert wiedergeben. Die Pro- Version liefert sogar Zusammenfassungen einzelner Kapitel. Wenn es schlecht läuft, erfindet der Bot den Inhalt.

IDG

Die neuen Chatbots eignen sich überwiegend gut, um sich kurze Texte zusammenfassen zu lassen. Wir haben uns Gemini, ChatGPT und Copilot angesehen.

Gemini: Der KI-Chatbot von Google namens Gemini (vormals Bard) kann Texte zusammenfassen. Auf die Frage „Bitte fasse den folgenden Text zusammen…“ antwortete er jedoch an einem Tag „Als Sprachmodell kann ich hier nicht helfen“. An einem anderen Tag war Gemini überhaupt nicht erreichbar …

Abgesehen von diesen Pannen lieferte Gemini an allen anderen Tagen brauchbare Zusammenfassungen, reagierte gut auf Rückfragen („Bitte führe Punkt xy näher aus“) und verarbeitete auch längere Texte. Wir konnten einen Text mit über 30.000 Zeichen eingeben. Für lange Texte ist Gemini daher unsere Empfehlung, wenn Sie einen kostenlosen Chatbot verwenden möchten. Texte von Websites, auf die Sie per Link verweisen, verarbeitete das KI-Tool im Test allerdings nicht.

Copilot: Der KI-Assistent von Microsoft steht als Chatbot kostenlos zur Verfügung. Er verarbeitet allerdings nur Eingaben bis zu einer Länge von 4000 Zeichen. Das reicht für kurze E-Mails und andere kurze Texte. Für viele Textaufgaben ist das aber zu wenig. Außerdem fehlten bei unseren Tests nützliche Hilfen. So liefern Gemini und ChatGPT oft Zusammenfassungen mit Bullet Points oder Fettdruck im Text, um wichtige Punkte eines Textes hervorzuheben. Insgesamt machte Copilot mit seinem Web-Chatbot den schwächsten Eindruck auf uns.

ChatGPT: Der bekannteste Chatbot bietet in der kostenlosen Version das Sprachmodell ChatGPT 3.5 an. Dieser verarbeitet Texteingaben bis zu 15.000 Zeichen und lieferte in unserem Test gute Zusammenfassungen. Ein Versuch mit diesem Chatbot lohnt sich unserer Meinung nach immer.

ChatGPT Pro: Der Dienst kostet rund 24 Euro im Monat und bietet dann das Sprachmodell ChatGPT 4.0 sowie die Möglichkeit, längere Texte zu bearbeiten. Diese können auch als Dokument etwa als Word- oder PDF-Datei hochgeladen werden.

Das Tool kann Texte dann nicht nur zusammenfassen, sondern auch komplett korrigieren oder stilistisch überarbeiten. Zusammenfassungen erstellt das Tool in vielen Fällen auch aus Texten von Webseiten, zu denen man nur den Link eingibt.

Das Zusammenfassen von Webseiten funktioniert weder mit Gemini noch mit Copilot. ChatGPT macht das mit einigen, aber nicht allen Websites. Vor allem Medienseiten sind für die Bots tabu.

IDG

Von der Qualität der Zusammenfassungen hat unsChatPGT Pro am besten gefallen.

Ein Beispiel: Hier findet sich ein Bericht über die juristische Aufarbeitung der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal im Jahr 2021. Er beginnt aber mit einem Einzelschicksal und imitiert damit den Stil einer Reportage. Die Zusammenfassung durch die KI stellt alle sachlichen Fakten des Berichts an den Anfang und erwähnt das Einzelschicksal der Katastrophe erst am Ende der Zusammenfassung.

Hier hat der Chatbot die Fakten so sortiert, dass man sich schnell einen guten Überblick verschaffen kann, die tragischen Details sind aber nicht unerwähnt gelassen. Die Zusammenfassungen der kostenlosen Chatbots ließen das Einzelschicksal am Anfang ihrer Zusammenfassungen stehen. Sie zeigten damit weniger Textverständnis für das Original und weniger Verständnis für die Aufgabe einer Zusammenfassung.

Alternativen: Es gibt zwar auch andere Dienste, die das Hochladen von Textdateien für eine Zusammenfassung erlauben, diese sind aber meist nach einer sehr kurzen Testphase kostenpflichtig. Und hinter diesen Diensten stehen meist wieder die oben erwähnten Chatbots. Man bezahlt also einen Vermittler. Ein gutes Beispiel ist Chat- PDF, wo man zwei PDF-Dokumente pro Tag kostenlos zusammenfassen lassen kann.

Wer sich hin und wieder ein PDF zusammenfassen lassen möchte, kann den Onlinedienst ChatPDF nutzen. Zwei Dokumente pro Tag sind kostenlos. Außerdem können Fragen zum Dokument gestellt werden.

IDG

Prompts für Textzusammenfassungen

Wer sich Texte von einem Chatbot zusammenfassen lässt, schreibt einfach in das Chatfenster „Fasse folgenden Text zusammen: …“ Diese Aufgabe lässt sich variieren, zum Beispiel so: „Fasse den folgenden Text in Bullet Points zusammen“ oder „Nenne die 10 wichtigsten Thesen“ oder „Identifiziere den wichtigsten Punkt“ oder „Was ist in dieser Mail ist besonders dringend?“.

Sie können dem Chatbot auch eine Rolle und eine Zielgruppe für die Zusammenfassung geben. Das sind üblichen Tricks beim Einsatz von KI-Chatbots und erzielen in vielen Fällen eine gute Wirkung. In unseren Tests hatten diese Tricks jedoch keine nennenswerte Wirkung bei Zusammenfassungen.

Copilot Pro: KI-Werkzeug für Microsoft Office

Die Bezeichnung der Chat-KI von Microsoft ist leicht verwirrend. Der zuvor genannte kostenlose Copilot ist als Website und als App für mobile Geräte verfügbar. Der kostenpflichtige Copilot Pro integriert sich unter anderem in die Office-Programme von Microsoft wie Word und das neue Outlook.

Siehe auch: Copilot Pro – Was kann die bessere Version der Microsoft-KI?

Zu den Stärken von Copilot Pro gehören die Zusammenfassungen von Texten etwa in Word oder aus E-Mails. Durch die Integration direkt in die Office-Anwendungen ist auch der Workflow schnell und effizient. Wer viele Zusammenfassungen benötigt und sich beim Beantworten von Mails im neuen Outlook von einer KI unterstützen lassen möchte, für den ist Copilot Pro eine gute Wahl. Achtung: Das Tool fasst nur die Mails für einen Account zusammen.

Spezial-Dienste: Online-Zusammenfasser

Neben den neuen KI-Chatbots gibt es eine ganze Reihe von Onlinediensten, die sich ausschließlich auf das Zusammenfassen von Texten spezialisiert haben, etwa www.paraphraser.io oder https://resoomer.com.

Bei unseren Stichproben konnte uns keiner dieser Dienste überzeugen. Zudem sind bei diesen Diensten auch keine Aufforderungen wie „Formuliere diese Punkte weiter aus“ möglich. Ein kostenpflichtiges Abonnement der Tools können wir nicht empfehlen.

Videos zusammenfassen

Im Browser Edge kann das Copilot-Fenster auf der rechten Seite eingeblendet werden. Das KI-Tool fasst den Inhalt von Youtube-Videos zusammen und liefert auch einen Zeitstempel zu jeder Aussage.

IDG

Youtube-Videos können hervorragende Wissensvermittler sein. Ob sich das Ansehen eines bestimmten Videos lohnt, ist aber oft nicht im Vorhinein klar. Hier kann eine Zusammenfassung des Inhalts helfen. Diese erhalten Sie am einfachsten mit dem Browser Edge.

Rufen Sie ein Youtube-Video auf und öffnen Sie Copilot über das Copilot-Symbol oben rechts. Geben Sie im Chatfenster die Aufgabe „Fasse dieses Video zusammen“ ein. Sie erhalten dann die Kernaussagen des Videos mit Zeitangabe. Die Zeitangabe ist sehr praktisch. Entdecken Sie in der Zusammenfassung eine relevante Information, können Sie schnell zu dieser Zeitmarke springen.

Alternative: Wenn Sie einen anderen Chatbot für die Zusammenfassung verwenden möchten, ist ein Workaround erforderlich. Dazu müssen Sie das Transkript des Videos kopieren und in das Chatfenster des anderen KI-Tools zusammen mit der Aufforderung zur Zusammenfassung einfügen.

Öffnen Sie dazu das Video und klicken Sie unterhalb des Films in der grau hinterlegten Infobox auf „mehr“. Ganz unten finden Sie den Button „Transkript anzeigen“. Es erscheint rechts neben dem Film, wahlweise mit oder ohne Zeitstempel (über ein Drei-Punkte-Menü).

Eine dritte Möglichkeit, ein Video zusammenzufassen, bieten spezialisierte Onlinedienste, zum Beispiel Monica oder Hix. Diese Dienste erfordern jedoch in der Regel ein kostenpflichtiges Abonnement, wenn ein Video länger ist oder Sie mehrere Videos pro Tag zusammenfassen möchten.

Unsere Empfehlung: Testen Sie Copilot im Edge-Browser für die schnelle Zusammenfassung von Videos.

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Business-KI

Dieser Artikel richtet sich in erster Linie an Heimanwender. Dennoch soll auch der Einsatz von zusammenfassender KI im Büro nicht unerwähnt bleiben. Denn wer die Enterprise-Lizenz zu Copilot für Microsoft 365 erwirbt, kann dem KI-Tool den Zugriff auf den Microsoft Graph bzw. auf die Daten des Sharepoint-Servers erlauben.

So kann Copilot beispielsweise alle E-Mails eines Benutzers analysieren. Copilot hat auch Zugriff auf die Kalendereinträge sowie die Protokolle aller Meetings, zu denen der Mitarbeiter eingeladen war. Zusammenfassungen dieser Datenmengen können unter Umständen viel Zeit sparen.

Fazit

Das kostenlose ChatGPT hat uns überzeugt. Es verarbeitet Texte mit bis zu 15.000 Zeichen.

Wer längere Texte gratis behandeln lassen möchte, sollte Gemini versuchen, dessen Ergebnisse allerdings nicht ganz so elegant wirken.

Mit dem kostenpflichtigen ChatGPT Pro nutzt man den derzeit wohl leistungsfähigsten Chatbot mit deutlich besseren Ergebnissen.

Fallstricke: Auf diese Probleme müssen Sie achten

Die neuen KI-Chatbots können Texte zusammenfassen. Das funktioniert aber nicht immer reibungslos. Hier einige Fallstricke.

Zu lange Texte: Die Chatbots akzeptieren nur eine begrenzte Textmenge über das Eingabefeld und können auch nur eine bestimmte Menge verarbeiten. Zwar soll die Pro-Version von Gemini sogar 7,5 Millionen Wörter verarbeiten können, aber das ist nicht typisch für für KI-Tools für Privatanwender und die kostenlosen Versionen der KI-Bots.

In Gemini Free konnten wir etwas mehr als 30.000 Zeichen eingeben. Bei dieser Textmenge waren wir mit der Zusammenfassung der Texte aber nicht ganz zufrieden, was aber auch an unseren Textproben gelegen haben kann.

Die kostenlose Version von ChatGPT kann 15.000 Zeichen verarbeiten. Die kostenpflichtige Plus-Version kann 100.000 Wörter verarbeiten. Hochgeladene Dateien sind in der Größe begrenzt (50 MB).

Zusammenfassungen ganzer Bücher: Das kann gut funktionieren, aber Vorsicht: Die Buchzusammenfassung kann auch komplett schief gehen. Wenn der Chatbot das Buch nicht kennt oder andere Probleme auftreten, erfindet das Tool einfach eine Zusammenfassung – passend zum angegebenen Buchtitel.

Wie bei KI-Chatbots üblich, klingt die Antwort plausibel – wer das Buch nicht kennt, fällt auf den komplett erfundenen Inhalt herein.

Langwieriger Workflow: Das Kopieren oder Hochladen einzelner Texte ist nicht gerade ein schneller und eleganter Weg, wenn man mehrere Texte pro Tag auf diese Weise bearbeiten möchte. Abhilfe schaffen Plug-ins etwa für Word wie Word-To-Chat-GPT oder Microsoft Copilot Pro, der sich in die Office-Tools integriert.

Datenschutz: Alle vorgestellten Tools sind Onlinetools. Das bedeutet, dass Sie Ihren Text auf den Server des Anbieters hochladen müssen, damit die KI den Text zusammenfassen kann. Für geheime Firmendokumente oder sehr private Daten ist das keine Option.

Unternehmen haben aber die Möglichkeit, beispielsweise Copilot von Microsoft in der eigenen Cloud zu betreiben. Privatanwender müssten über einen sehr leistungsstarken Rechner verfügen, um zum Beispiel mit GPT4All oder LM Studio einen lokalen Chatbot nutzen zu können.