Von Bredow-Werndls Lohn: Nächster Titel und Olympia im Blick

Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl hat erneut den deutschen Meistertitel gewonnen. Friso Gentsch/dpa

Erst gab es lobende Klapse für Goldstute Dalera, dann kullerten bei Spitzen-Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl sogar ein paar Freudentränen. Sie hatte es im Gespür, dass ihr am Sonntag mal wieder die beste Kür geglückt war.

Belohnt wurde die 38-Jährige mit 89,600 Prozent und einem weiteren deutschen Meistertitel. Zudem ist sie im Gegensatz zu den anderen Kader-Reitern für die Olympischen Spiele schon fest eingeplant.

«Ich habe noch nie so ein Gefühl gehabt»

Zum zweiten Mal nacheinander und zum dritten Mal insgesamt sicherte sie sich in Balve beide Goldmedaillen - knapp sieben Wochen vor dem Start des Jahreshöhepunkts in der französischen Hauptstadt stimmen Form und Weg von Deutschlands größter Medaillenhoffnung im Dressursport.

«Ich habe noch nie so ein Gefühl gehabt. Mir sind sofort die Tränen in die Augen geschossen, als ich fertig war», sagte die Reiterin aus Aubenhausen mit stockender Stimme. Tags zuvor hatte sie bereits den Spécial gewonnen. «Es hat sich so leicht, so selbstverständlich und so kraftvoll angefühlt - ich hätte die Kür noch viermal so reiten können und Dalera wäre genau so gelaufen.»

In Balve, wo die nationalen Meisterschaften bis 2030 stattfinden werden, lief besonders am Donnerstag in der ersten Wertungsprüfung trotz des Erfolgs nicht alles perfekt. Auch am Samstag gab es kleine Schönheitsfehler. «Das ist aber völlig in Ordnung. Nur so bekomme ich einen ehrlichen Spiegel, was das richtige Maß ist», sagte die Mannschafts- und zweimalige Einzel-Olympiasiegerin von Tokio, die sich in der Kür steigerte und dem Druck des zweitplatzierten Frederic Wandres auf Duke of Britain (83,450 Prozent) standhielt.

Bundestrainerin Monica Theodorescu zeigte sich zwar zufrieden. Sie erkannte bei ihren Kader-Schützlingen vor dem nächsten Sichtungsturnier in Aachen, nach dem das weitere Paris-Aufgebot bekanntgegeben werden soll, aber «noch Verbesserungsbedarf».

Wettlauf gegen die Zeit bei Wendy de Fontaine

Das dürfte insbesondere für Isabell Werth gelten. Die siebenmalige Olympiasiegerin wollte im Sauerland ursprünglich mit Quantaz und Wendy de Fontaine antreten. Die Stute hatte sich jedoch unmittelbar vor dem nationalen Kräftemessen eine Prellung zugezogen. «Ich hoffe, dass es einen Weg für Wendy gibt», sagte Theodorescu. «Das Pferd muss zu 100 Prozent fit sein. Gesundheit und Fitness haben oberste Priorität.»

Da es bei den Spielen kein Streichergebnis für die Wertung gibt, gebe es laut der Bundestrainerin auch «überhaupt keinen Spielraum für Spielchen oder gesundheitliche Unsicherheiten». Mit Quantaz belegte Werth in beiden Meisterschaftswertungen jeweils den fünften Platz. «Heute habe ich es verbockt, weil ich die Wechsel zu leger und komisch geritten bin», sagte die 54-Jährige.

Anders als Werth muss sich von Bredow-Werndl derzeit nicht mit gesundheitlichen Problemen ihrer Top-Stute beschäftigen. «Dalera hat sich nie fitter und frischer angefühlt als jetzt. Sie hatte kein nasses Haar - trotz der Sonne und der Wärme. Genau das war mein Ziel. Da bleiben wir jetzt ganz ruhig und arbeiten in Ruhe weiter», sagte sie bereits am Samstag.

Choreographie an Tokio angepasst

Noch passt die Bayerin, die in Aachen pausieren wird, Kleinigkeiten in ihrem Programm an. «Das ist mein Hobby. Ich experimentiere wahnsinnig gerne», sagte von Bredow-Werndl. In Balve gab es bei der Kür schon einmal einen Vorgeschmack. «Ich habe nicht musikalisch, aber choreographisch umgestellt», sagte sie. «Ich glaube, es ist auch wichtig, dass ich immer in diesem Entwicklungsmodus bleibe. Deswegen habe ich in der Kür auch das Gefühl gehabt, dass es bessere Linien gibt für uns. Vielleicht war es eben die optimale Linie, die wir eben schon einmal in Tokio hatten.»

Das Ende ist bekannt: In Japan wurde von Bredow-Werndl für ihre Kreativität und Tüftelei mit drei Goldmedaillen belohnt. Eine Wiederholung dieser Ausbeute ist ihr großer Wunsch. Auch Theodorescu sieht sie «auf einem sehr guten Weg».

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