"Raffzahn"-Transfermarkt - Max Eberl über den Zwiespalt als Bayern-Sportchef

By Lennart Sörnsen

Bis zu 150 Millionen Euro soll Real Madrid für Kylian Mbappé auf den Tisch legen. Eine stolze Summe - nicht viele Transfers waren bislang teurer. Und das obwohl Mbappés Vertrag bei Paris Saint-Germain ausläuft und der Franzose somit ablösefrei den Verein wechselt. Für den 25-Jährigen selbst ein wahnsinnig lukrativer Deal. Schließlich fließt das Geld statt an den französischen Hauptstadtclub nun zu einem großen Teil in der Form eines Hangelds in die Taschen des Spielers und seiner Berater.

Mbappé is bei weitem kein Einzelfall, in den vergangenen Saisons wurden ablösefreie Wechsel immer mehr zur Norm - eine Entwicklung, die vor allem den Vereinen ein Dorn im Auge sein muss. Und selbst bei Wechseln von Spielern mit laufenden Verträgen, die häufig dank einer Ausstiegsklausel zu haben sind, wird eine Handgeld-Zahlung mehr und mehr Usus.

"Das Geld geht aus dem Markt. Es profitieren Spieler, Familie, Berater - alle aber kein Verein. Wenn alles Geld irgendwann rausgeht, dann ist nichts mehr da für uns, womit wir alle wirtschaften können", befürchtet Max Eberl im Rahmen der Veranstaltung 'Die Zukunft des Fußballs' der Süddeutschen Zeitung und Stadion der Träume München.

Eine bedenkliche Entwicklung in einem ohnehin maßlos aufgeblähten Geschäft, in der die Vereine sich mit immer höher werdenden Ablösesummen zunehmend von den Fans entfernen und teils hohe Verschuldungen in Kauf nehmen, um beim Rennen um Erfolge vorne mitzuspielen. Was dabei rauskommen kann, kann man aktuell am Beispiel des FC Barcelona beobachten, bei dem in den letzten Saisons etliche neue Spieler aufgrund der hohen Schuldlast des Vereins zunächst nicht registriert werden konnten - trotzdem tütet der Verein weiter reihenweise hochkarätige Transfers ein.

Auch Eberl äußerst Bedenken über die stetig ansteigenden Ablösesummen im Geschäft. "Es fühlt sich nicht so richtig schön an", so der 50-Jährige. "Es ist zu groß. Irgendwann ist es auch mal übersättigt. Und dann kommt Saudi-Arabien. Das ist der Markt gerade."

Zwiespalt zwischen Erfolg und wirtschaftlicher Vernunft

Gleichwohl spielt natürlich auch der FC Bayern durchaus bei diesem Spiel mit. Erst im vergangenen Jahr stießen die Münchener finanziell in neue Gefilde vor und legten für England-Star Harry Kane für einen Wechsel von den Tottenham Hotspur eine Ablöse von annähernd 100 Millionen Euro auf den Tisch und knackten so erneut den Bundesliga-Rekord, den man wenige Jahre zuvor beim 80-Mio.-Transfer von Lucas Hernandez selbst aufgestellt hatte.

Transfers, die dringend nötig sind um in der Bundesliga, vor allem aber in der Champions League, weiter mithalten zu können. Schließlich gehört Erfolg zum Selbstverständnis des FC Bayern. "Ich werde hier nicht gefeiert, wenn ich Fünfter werde", ist sich auch Eberl bewusst. Gleichzeitig soll das berühmte Festgeldkonto weiter gefüllt werden. "Man will einfach beides in Einklang bringen", so Eberl. "Das hat der FC Bayern immer geschafft."

Durch diese Situation ensteht ein Zwiespalt zwsichen sportlichem Erfolg auf der einen Seite und wirtschaftlich vernünftiger Arbeit auf der anderen. Eine nicht immer einfache Situation, wie Eberl offen zugibt. So möchte er dies "in der Summe nicht mitmachen, aber ich will natürlich auch erfolgreich sein. In dem Zwiespalt stecke ich dann als Sportverantwortlicher."


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