Will Smith muss seine Karriere retten – und "Bad Boys 4" ist die letzte Chance

Will Smith steckt gerade in der kompliziertesten Phase seiner Karriere.

Anfang der 90er Jahre plante Will Smith die perfekte Hollywood-Karriere. Er wolle der größte Filmstar der Welt werden, sagte er zu seinem damaligen Manager. Die Antwort von James Lassiter: "Okay. Lass uns herausfinden, was dafür nötig ist."

Und Will Smith fand heraus, was dafür nötig ist: Er ist bis heute der einzige Schauspieler, der mit acht aufeinanderfolgenden Filmen 100 Millionen Dollar an den US-Kinokassen einspielen konnte – eine Bestmarke, die wohl nie übertroffen wird.

Aber einen Oscar gewann Smith einfach nicht, die noch immer wichtigste Film-Auszeichnung blieb ihm trotz aller kommerzieller Erfolge lange verwehrt. Bis zum 27. März 2022.

Die Oscar-Ohrfeige sorgte für einen Bruch in Will Smiths Karriere

Am wohl schwärzesten Tag seiner Karriere verlor Smith die Kontrolle: Nachdem der Comedian Chris Rock Smiths Lebensgefährtin Jada Pinkett Smith mit einem geschmacklosen Witz beleidigt hatte, stürmte Smith die Oscar-Bühne und ohrfeigte Rock live vor einem Millionen-Publikum.

Kurz darauf nahm Smith in einer bizarren Szene den Oscar als Bester Hauptdarsteller für seine Rolle in "King Richard" entgegen.

Die berühmte Ohrfeige bei der Oscar-Verleihung 2022.

Mehr als zwei Jahre nach dem Vorfall kehrt Smith jetzt mit "Bad Boys 4" in die Kinos zurück. Seitdem hat sich vieles geändert. Die Ohrfeige hat auf der – trotz Scientology-Mitgliedschaft – blütenreinen Weste des Superstars Flecken verspritzt.

Der Vorfall zog unmittelbare berufliche Konsequenzen nach sich:

  • Smith darf zehn Jahre lang nicht an Oscar-Veranstaltungen teilnehmen. Er und seine Frau mussten eine Stiftung schließen, nachdem die Spendenbeiträge immer weiter gesunken waren.
  • Geplante Filmprojekte, an denen Smith beteiligt war, wurden auf Eis gelegt.
  • Der einzige Film, der seit der Ohrfeige veröffentlicht wurde, war schon vorher abgedreht und wurde aufgrund des Skandals verschoben.
  • Als das aufwendige Sklaven-Drama "Emancipation" irgendwann doch auf Apple TV+ erschien, wurde es kaum beachtet.
  • Ein Jahr nach dem Vorfall hatten sich Smiths stark gesunkene Beliebtheitswerte noch nicht erholt, ergab eine Umfrage.

Schon vor der Ohrfeige sank Will Smiths Stern

Zur Wahrheit gehört auch: Die Anziehungskraft von Will Smith schwand schon lange vor seinem Oscar-Skandal. Seit den 2010ern sammelte er mehr Flops als Hits. Erfolgreiche Blockbuster führte er in der Regel nicht mehr an, er war nur ein kleiner Teil von ihnen, wie in "Aladdin" 2019. Die Ohrfeige verstärkte eine Entwicklung, die sich bereits abzeichnete.

Die "Bad Boys"-Reihe stellte in dieser Entwicklung vor dem Slap-Incident die große Ausnahme dar. Teil drei schaffte im Jahr 2020, kurz vor der Pandemie, einen Überraschungserfolg. In diesen sicheren Hafen fuhr das eingerostete Schauspiel-Schlachtschiff nun wieder ein.

Will Smith griff nach dem letzten Strohhalm. Würde "Bad Boys 4" nicht funktionieren, stünde er vor dem Nichts. Seit dem 5. Juni läuft der Blockbuster weltweit in den Kinos.

"Bad Boys 4" ist Will Smiths Rettungsring

"Emancipation" rausgerechnet, war Will Smith mehr als zwei Jahre nicht in einer neuen Hollywood-Produktion zu sehen. Er war natürlich dennoch präsent, rechtfertigte und entschuldigte sich. Aber es geschah, was lange undenkbar war:

Hollywood vertraute Will Smith nicht mehr. Warum kehrte er nun ausgerechnet mit "Bad Boys 4" zurück?

Die Rolle des Mike Lowery begleitet Will Smith länger als jede andere in seiner Karriere. Die Figuren aus anderen erfolgreichen Smith-Franchises wie "Independence Day" und "Men in Black" ließ er irgendwann hinter sich.

"Bad Boys 4", das bedeutet: nach Hause kommen, sowohl für das Publikum als auch für den in Ungnade gefallenen Star. Wenn Will Smith in der vertrauten Miami-Umgebung nochmal die alten Sprüche des charmanten Drogen-Polizisten aufsagt und seinen Kumpel Martin Lawrence liebevoll verspottet, dann kann man den ganzen Ärger um die Ohrfeige auch mal gut sein lassen.

Dennoch stand die Ohrfeige wie ein Elefant im Raum. Dieses Problem lösten Will Smith und das Regie-Duo Adil El Arbi und Bilall Fallah in einer bemerkenswerten Szene.

Will Smith kassiert in "Bad Boys 4" Ohrfeigen – und hat Erfolg

Will Smith ist ein PR-Profi. Im Vorfeld der Veröffentlichung des wohl wichtigsten Blockbusters seiner Karriere verhielt er sich aber auffällig unauffällig. Geschrieben wurde im Vorfeld des Films viel über seinen Skandal und wie er sich auf den Erfolg des Film auswirken könnte. Smith schwieg. Stattdessen ließ er seinen Film sprechen – und sich ohrfeigen.

In "Bad Boys 4" gibt es eine Szene, in der Martin Lawrence seinem Schauspielpartner kräftig ins Gesicht klatscht, und das mehrfach. Der Moment steht unübersehbar im Dialog mit der Oscar-Entgleisung. Smith tut Buße auf der fiktionalen Ebene – zumindest kann man das so lesen.

Meldung

Das erste, meist über den Erfolg eines Blockbusters entscheidende Wochenende hat "Bad Boys 4" nun hinter sich gebracht. Und es scheint tatsächlich, als ginge Will Smith aus dem größten Skandal seiner Karriere doch irgendwie als Gewinner hervor. "Bad Boys 4" übertraf die Erwartungen und spielte schon in den ersten Tagen weltweit über 100 Millionen US-Dollar ein.