Neuausrichtung: Oettinger führt kultiges Bier und neue Getränkemarke ein

Der Bierhersteller Oettinger erweitert sein Sortiment um ein bayrisches Kult-Bier.

Hopfen, Gerste, Wasser und Hefe – das hat Beständigkeit. Bis heute halten sich Brauereien in Bayern an das mehr als 500 Jahre alte Reinheitsgebot für Bier.

So auch die Brauerei Karmeliter. Das Familienunternehmen zählt zu den ältesten Brauereien Bayerns. Doch erstmals nach 672 Jahren liegt die Verantwortung der kleinen Privatbrauerei nun nicht mehr komplett in den Händen eines Familienmitglieds.

Der Bier-Riese Oettinger führt zukünftig das Karmeliter-Bier weiter. Ein strategischer Schachzug eines kapitalistischen Unternehmens, könnte man meinen. Vielmehr ist es jedoch eine Rettungsaktion des Großkonzerns. Denn die kleine Privatbrauerei hatte angekündigt, ihre Bierproduktion Ende Juni einzustellen.

Karmeliterbräu: Familienbetrieb kurz vor Schließung

Die Geschichte der Brauerei reicht weit bis ins 14. Jahrhundert zurück und erzählt die Anfänge der Brautradition, als ausgerechnet Mönche Deutschlands Rauschgetränk Nummer eins als beliebtes Lebensmittel etablierten.

Was einst von Mönchen als altertümliche Klosterbrauerei betrieben wurde, lag später wiederum in den Händen der Familie Brust. Seit 1923 ist das Klosterbräu ein privat geführtes Familienunternehmen.

Seit Anfang der 1990er Jahre ist Thomas Brust der Inhaber der Brauerei. Damals ist er die Nachfolge seines Vaters angetreten. Heute, im Alter von 60 Jahren, will auch er den Familienbetrieb an die nächste Generation weitergeben.

Doch seine Söhne lehnten ab, das Familienunternehmen stand kurzzeitig vor dem Aus.

Oettinger rettet Kult-Brauerei in Bayern

Als Oettinger-Chef Stefan Blaschak von dem Familien-Eklat erfuhr, witterte er offenbar die Chance, sein Biersortiment um das Karmeliter-Bier zu erweitern:"Es wäre ein enormer Verlust für die deutsche Braukultur und Biervielfalt gewesen, diese starke Marke und ihre urtümlichen Rezepturen zu verlieren", sagt Blaschak gegenüber dem Portal "GetränkeNews!".

Neben Pils und Radler vertreibt die Brauerei auch Weißbier, helles Lager, Export oder UR-Märzen. In Bayern gehört das Karmeliterbräu mittlerweile ein Stück weit zur Kultur.

Meldung

Das Bier der Familie Brust ist jedoch nicht Oettingers erste Errungenschaft in diesem Jahr. Bereits im Januar 2024 kaufte Oettinger den Proteinbierhersteller "JoyBräu" auf.

Das unkonventionelle Bier wurde von einem Hamburger Start-up entwickelt, das durch die TV-Sendung "Höhle der Löwen" bekannt geworden war. Im Sommer 2023 mussten die Jungunternehmer:innen allerdings Insolvenz anmelden.

Bierbrauer Oettinger geht neue Wege

Ein idealer Zeitpunkt für den Bierhersteller Oettinger, der seine Unternehmensstrategie neu ausrichtet und zukünftig weitere Märkte erschließen möchte. Demnach will Oettinger-Chef Stefan Blaschak auch "die Bereiche Softdrinks und Innovationen schlagkräftig" ausbauen.

Außerdem stehe die Stärkung der Eigenmarken im Vordergrund. Die Hauptmarke Oettinger hat bereits einen neuen "Look" bekommen, die beliebte Dosenbiermarke "0,5 Original" wird um weitere Biersorten erweitert und mithilfe einer neuen Eigenmarke "Oe" will die Firma "den gesamten Getränkemarkt" herausfordern, sagt Blaschak und beteuert die Innovationskraft der neuen Marke.

Ziel ist es, bis zum Jahr 2026 einen Großteil des Umsatzes mit alkoholfreien und innovativen Getränken zu erwirtschaften.