Studie: Deutsche Autokonzerne mit Dämpfer zu Jahresbeginn

Deutsche Autohersteller verzeichnen im ersten Quartal 2024 einen Umsatzeinbruch von 1,7 Prozent. Nichtsdestotrotz bleibt dies der zweithöchste Wert in diesem Zeitraum seitdem die Studie erstellt wird. Sina Schuldt/dpa

Zu Jahresbeginn mussten die deutschen Autohersteller einer Analyse zufolge im internationalen Vergleich einen Dämpfer hinnehmen. «Mit einem Umsatzminus von 1,7 Prozent und einem Gewinneinbruch um ein Viertel entwickelten sich die drei deutschen Autokonzerne insgesamt deutlich schlechter als die Mehrheit ihrer Wettbewerber», teilte die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY mit.

Zusammengenommen machten Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz einen Umsatz von rund 148 Milliarden Euro. Das war demnach immer noch der zweithöchste Wert in einem ersten Quartal seit die Studie erstellt wird. Für die Analyse hat EY die Finanzkennzahlen der 16 weltweit größten Autohersteller ausgewertet. Die Erhebung gibt es seit 2011.

Gemessen am Vorjahreszeitraum stieg der Umsatz aller Konzerne im ersten Quartal um 3,9 Prozent auf rund 493 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag bei rund 33,8 Milliarden Euro - und damit 0,7 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Mit einem Gewinnplus rund 87 Prozent und einem Umsatzwachstum von 17 Prozent trumpften insbesondere die Autobauer aus Japan auf: Das lag am andauernden Wertverfall des Yen, der japanische Produkte im Ausland billiger macht und zu Wechselkursgewinnen führt.

Kia ist profitabelster Autokonzern zu Jahresbeginn

Die Profitabilität sank leicht: Die durchschnittliche Ebit-Marge, die den operativen Gewinn ins Verhältnis zum Umsatz setzt, lag bei 7,4 Prozent. Mit 13,1 Prozent profitabelster Autokonzern war Kia. Die Südkoreaner führen die Rangliste vor BMW (11,1 Prozent) und Mercedes (10,8 Prozent) an. Letzterer war im Gesamtjahr 2023 noch der profitabelste Konzern gewesen, vor Stellantis. Die Opel-Mutter machte im ersten Jahr keine Angaben zum Gewinn. Die Marge des E-Auto-Herstellers Tesla sackte im Vorjahresvergleich von 11,4 auf 5,5 Prozent ab.

Der Gegenwind für die Autobranche nimmt EY-Marktbeobachter Constantin Gall zufolge zu. «Im ersten Quartal war der Neuwagenabsatz der Top-Autokonzerne leicht rückläufig, die Nachfrage reicht bei weitem nicht an das Vor-Pandemie-Niveau heran», teilte er mit. Von Januar bis März verkauften die Hersteller rund 15,5 Millionen Autos und damit rund drei Millionen Fahrzeuge weniger als im ersten Quartal 2019.

EY-Experte: Keine schnelle Erholung in Sicht

Eine schnelle Erholung ist Gall zufolge derzeit nicht absehbar: Die Konjunktur schwächele, die geopolitischen Spannungen und Kriege sorgten für große Verunsicherung in vielen Regionen. «Zusätzlich bremst die unklare Entwicklung der E-Mobilität: Sowohl in Europa als auch in den USA entwickeln sich die Verkäufe von Elektroautos enttäuschend», teilte er mit. Die Frage, welche Technologien sich durchsetzen werden, erscheine wieder relativ offen, sodass die Branche parallel in mehrere Antriebsarten investieren müsse.

Darüber hinaus entwickle sich der chinesische Automarkt zumindest für westliche Hersteller schwierig. «Einheimische Anbieter gewinnen Marktanteile, vor allem im Elektrosegment. Der Verdrängungswettbewerb ist brutal», teilte Gall mit. Während die Autokonzerne ihren Pkw-Absatz in Europa um drei Prozent erhöhten und in den USA sogar um knapp sechs Prozent, verzeichneten sie in China ein Minus von zwei Prozent. Immerhin: Die deutschen Hersteller verbuchten in China ein leichtes Plus. Im ersten Quartal entfielen 33,2 Prozent ihres globalen Neuwagenabsatzes auf das Land.

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