EM-Countdown -1: Wer gewann die EM als Spieler und als Trainer?

By Hendrik Gag

Morgen rollt endlich der Ball bei der Heim-EM 2024 in Deutschland. Im Eröffnungsspiel stehen sich das DFB-Team und Schottland gegenüber. Anpfiff ist um 21 Uhr, gespielt wird in der Münchener Allianz-Arena.

Einen Tag vor Turnierbeginn blicken wir auf den einzigen Mann, der die Europameisterschaft sowohl als Spieler als auch als Trainer gewinnen konnte: Berti Vogts.

Die EM 1972 ist in Deutschland vor allem für das Viertelfinale gegen England bekannt. Vor der eigentlichen Endrunde traten die beiden Mannschaften in Hin- und Rückspiel gegeneinander an. Die Mannschaft von der Insel galt als klarer Favorit, die DFB-Elf musste zudem ersatzgeschwächt zum Hinspiel ins Londoner Wembley-Stadion reisen. Auch Vogts fehlte verletzt, zudem fielen Wolfgang Overath und Wolfgang Weber aus.

Überraschenderweise war es jedoch die deutsche Mannschaft, die spielbestimmend agierte und nach Toren von Uli Hoeneß, Günter Netzer und Gerd Müller hochverdient mit 3:1 gewann. Die Mannschaft ging als "Wembley-Elf" in die deutsche Fußball-Geschichte ein. Das Rückspiel in Berlin endete 0:0.

Bei der Endrunde in Belgien schaltete die deutsche Mannschaft zuerst den Gastgeber mit 2:1 aus, bevor sie im Finale 3:0 gegen die Sowjetunion gewann. Obwohl er im Kader stand, fiel Berti Vogts weiterhin aus, Europameister darf er sich dennoch nennen.

Europameister 1996, Vogts zweiter EM-Titel | Christian Liewig - Corbis/GettyImages

Bei der EM 1996 stand Vogts deutlich mehr im Mittelpunkt. Als Co-Trainer war er mit dem DFB-Team 1990 Weltmeister geworden und hatte anschließend den Chefposten vom zurückgetretenen Franz Beckenbauer übernommen. Vor seinem Abschied hatte der Kaiser die Messlatte hochgelegt: "Wir sind jetzt die Nummer 1 in der Welt und schon lange die Nummer 1 in Europa. Jetzt kommen die Spieler aus Ostdeutschland noch dazu. Ich glaube, dass die deutsche Mannschaft über Jahre hinaus nicht zu besiegen sein wird."

Den Erwartungen kam Vogts' Mannschaft in den kommenden Jahren nicht nach. Bei der EM 1992 verlor das Team im Finale gegen die Überraschungs-Mannschaft aus Dänemark. Zwei Jahre später schied Deutschland erneut gegen einen Außenseiter aus, diesmal schon im WM-Viertelfinale gegen Bulgarien (1:2).

Entsprechend hoch war der Druck auf Vogts vor dem Kontinentalturnier in England. Seine Auswahl legte gut los. Mit Siegen gegen Tschechien (2:0) und Russland (3:0) und einem Unentschieden gegen Italien (0:0) gewann Deutschland die Gruppe.

Im Viertelfinale setzte sich die DFB-Elf mit Toren von Jürgen Klinsmann und Matthias Sammer mit 2:1 gegen Kroatien durch, bevor im Halbfinale der Gastgeber zum ewig jungen Klassiker bat.

Wie bereits im Halbfinale der WM 1990 ging es mit einem 1:1 nach 120 Minuten ins Elfmeterschießen. Alan Shearer (3. Minute) und Stefan Kuntz (16. Minute) hatten früh die beiden einzigen Treffer der Partie besorgt. Die ersten fünf Schützen blieben auf beiden Seiten makellos, dann scheiterte der heutige Trainer der Three Lions, Gareth Southgate an Andy Köpke. Anschließend blieb Andy Möller cool - Deutschland stand im Finale!

Bierhoff bringt Titel mit dem ersten Golden Goal

Im EM-Finale stand die Mannschaft erneut einem Überraschungs-Team gegenüber, es ging gegen Tschechien. Und die Osteuropäer übernahmen die Führung. In der 59. Minute traf der Dortmunder Patrik Berger per Elfmeter. Anschließend schlug die Stunde des Oliver Bierhoff. Der Stürmer kam in der 69. Minute ins Spiel, sein erster Einsatz seit dem zweiten Gruppenspiel gegen Russland. Vier Minuten später köpfte er das 1:1 nach einer Freistoßflanke von Christian Ziege. Beim 1:1 bleib es nach 90 Minuten: Verlängerung.

In der Verlängerung wurde Bierhoff endgültig zum Helden. Der Joker feuerte in der 95. Minute einen eigentlich harmlosen Schuss Richtung tschechisches Tor ab, der jedoch noch leicht abgefälscht wurde. Keeper Petr Kouba ließ den Ball durch die Finger gleiten, Bierhoff hatte das Golden Goal erzielt. Deutschland war Europameister!

Für Vogts blieb die EM '96 das Highlight seiner Zeit als Bundestrainer. Zwei Jahre später trat er nach einer enttäuschenden WM zurück. In Frankreich war die DFB-Elf im Viertelfinale an Kroatien gescheitert (0:3). Es folgten ein sechseinhalbmonatiges Engagement bei Bayer Leverkusen, sowie weitere Stationen als Nationaltrainer von Kuwait, Schottland, Nigeria und Aserbaidschan.

Bei der anstehenden EM könnten zwei Trainer Vogts' Kunststück wiederholen. Frankreich-Trainer Didier Deschamps (2000) und Bondscoach Ronald Koeman (1988) holten den Titel bereits als Spieler.


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