Darf ich auf der Arbeit Fußball schauen und im Trikot ins Büro?

Trikot tragen und Fußball schauen? Nicht alles ist im Büro erlaubt.

Die Fußballeuropameisterschaft der Männer steht kurz bevor: Am Freitag, 14. Juni ist um 21 Uhr Anstoß im ersten Gruppenspiel zwischen Gastgeber Deutschland und der schottischen Nationalmannschaft.

Während das Eröffnungsspiel erst abends beginnt, starten einige Spiele bereits im Nachmittag – also dann, wenn die meisten noch arbeiten.

Aber wie viel Fan-Sein ist im Büro erlaubt? Watson beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die EM-Spiele.

Darf ich ein Fußballtrikot auf der Arbeit tragen?

Grundsätzlich können Arbeitnehmende frei entscheiden, welche Kleidung sie zur Arbeit tragen, schreibt die Deutsche Presse-Agentur – das gilt auch für Fußballtrikots. Doch nicht in allen Berufen ist das angemessen.

In einigen Berufsfeldern, zum Beispiel im Bankwesen oder in Rechtsanwaltskanzleien, gehört schicke Kleidung zum guten Ton. Insbesondere, da Arbeitnehmende dort im ständigen Austausch mit Kund:innen und Mandant:innen sind und viele Unternehmen Wert auf ein seriöses Auftreten legen. Ein Trikot wäre da wohl eher unangemessen.

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Arbeitgebende dürfen ihren Angestellten bestimmte Kleidung durchaus verbieten. Und zwar dann, wenn die betrieblichen Belange höher zu bewerten sind als das Persönlichkeitsrecht einzelner Beschäftigter, erklärt Personaldienstleister Robert Half gegenüber der dpa.

Manchmal schreiben Arbeitsverträge, Betriebs- oder Dienstvereinbarungen ohnehin das Tragen bestimmter Arbeitskleidung vor – das gilt dann natürlich auch während einer Fußball-EM.Darüber hinaus haben Chef oder Chefin ein Weisungs- und Direktionsrecht.

Viele Fans möchten auch auf der Arbeit EM-Spiele schauen.

Abgesehen von dem äußerlichen Auftreten kann auch die Hygiene und Sicherheit eine Rolle bei der Kleidungswahl spielen. Feuerwehruniform, OP-Kittel oder Metzger:innen-Schürze gegen Trikot zu tauschen geht natürlich gar nicht.

Darf ich EM-Spiele während der Arbeitszeit schauen?

Eingeschworenen Fußballfans dürfte es schwerfallen, zu wissen, dass gerade ein spannendes EM-Spiel läuft, während sie selbst noch an den Schreibtisch gebunden sind. Einfach den Fernseher anschalten oder das Spiel auf dem Computer streamen, geht aber nicht.

Bevor die Belegschaft den Fernseher einschaltet, sollte sie die Erlaubnis der Vorgesetzten einholen, sagt Jurist Christoph Herrmann von der Stiftung Warentest gegenüber der "Rheinischen Post". "Es wäre auch möglich, dass der Betriebsrat eine Sondervereinbarung mit der Geschäftsführung trifft."

Das Streamen auf dem Computer könnte indes als private Nutzung der Geräte gewertet werden – und die ist in der Regel untersagt. "Wer dagegen verstößt, kann abgemahnt und beim wiederholten Mal sogar fristlos gekündigt werden", erklärt der Jurist.

Fußball und Bier im Büro? Nicht immer eine gute Idee.

Übrigens: Ein Viertel der Deutschen kann sich vorstellen, auch "heimlich" zu schauen. Das geht aus einer Umfrage des Portals "Kununu" hervor, wie der "Stern" berichtet.

Jeder neunte Mann sei sogar entschlossen, das zu tun, wenn Spiele während deren Arbeitszeit laufen. Und: Wenn die Nationalelf spielt, wollen möglicherweise sogar 43 Prozent der Beschäftigten den Fernseher auf der Arbeit einschalten.

Doch auch ohne konkretes Verbot sollten Arbeitnehmende auf Nummer sichergehen und vorher um Erlaubnis bitten. Denn wer Fußball schaut, konzentriert sich möglicherweise nicht vollkommen auf die Arbeit – und verletzt mit der privaten Internetnutzung die vertragliche Pflicht zur Arbeit, sagt Herrmann.

Darf ich EM-Spiele über das Radio im Büro hören?

In einigen Büros und vor allem in Werkstätten gehört das Radiohören dazu. Gerade in handwerklichen Betrieben haben Arbeitgebende oft nichts dagegen – solange dadurch niemand abgelenkt oder gestört wird.

Solange die Arbeitsleistung nicht beeinträchtigt werde und sich keine Mitarbeitenden in Hörweite beschweren, können die Vorgesetzten es nicht verbieten, sagt Jurist Herrmann. Dazu gibt es sogar eine Rechtsprechung von 1986. Damals hatte der Chef eines Verlags, in dem Landkarten hergestellt werden, den Mitarbeitenden verbieten wollen, während der Arbeitszeit Radio zu hören. Der Betriebsrat fand, er habe da ein Mitbestimmungsrecht und setzte sich vor Gericht durch.

"Radiohören ist die gefahrloseste Art, die Spiele während der Arbeitszeit zu verfolgen – wenn man sich an den Grundsatz hält: Die Arbeit geht vor", sagt Herrmann.

(mit Material der dpa)