Demenz-Test erkennt Erkrankung Jahre früher

Eine Demenz wird häufig nicht direkt erkannt. Eine neue Methode könnte das ändern.

Eine Demenz entwickelt sich schleichend. Am Anfang ist häufig das Kurzzeitgedächtnis der Betroffenen gestört. Im weiteren Verlauf verlieren die Erkrankten auch immer mehr Erinnerungen aus ihrem Langzeitgedächtnis – und damit sämtliche Fähigkeiten, die sie sich im Laufe ihres Lebens angeeignet haben.

Aufhalten lässt sich dieser Prozess nicht. Verlangsamen aber schon. Um die Krankheit so gut wie möglich behandeln zu können, ist eine frühzeitige Erkennung wichtig. Genau das stellte jedoch bislang ein Problem dar. Wissenschaftler:innen aus Großbritannien haben nun ein Modell entwickelt, das die Früherkennung einer Demenz deutlich vorantreiben kann.

80 Prozent Wahrscheinlichkeit: Methode erkennt Demenz früher

Die Forschenden derQueen Mary University in London haben eine Methode entwickelt, mit der eine Demenz bereits bis zu neun Jahre vor der Diagnose erkannt werden kann. Die Ergebnisse stellten sie in der Fachzeitung "Nature Mental Health" vor.

Meldung

Die Wissenschaftler:innen haben mit Magnetresonanztomographie (fMRI)-Scans gearbeitet, um Veränderungen in relevanten Arealen des Gehirns feststellen zu können. Für die Studie haben sie die Scans von 1000 Menschen mit und ohne Demenz untersucht.

Mit der Hilfe der Scans konnten sie den Patient:innen einen individuellen Risikowert zuordnen, später einmal an Demenz zu erkranken. Den Risikowert glichen sie mit den tatsächlichen medizinischen Daten der Personen ab.

Das Ergebnis: Das Modell der Wissenschaftler:innen konnte die Wahrscheinlichkeit einer späteren Demenzerkrankung mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent feststellen.

Forscher wollen Behandlung von Demenz vorantreiben

Das britische Forschungsteam erhofft sich durch sein Modell, in der Zukunft viel genauer zu bestimmen, wer an Demenz erkrankt.

Denn: Diese Vorhersagen "werden für die Entwicklung von Behandlungen von entscheidender Bedeutung sein." Die Methoden können "den irreversiblen Verlust von Gehirnzellen verhindern". Dieser Gehirnzellenverlust verursache die Symptome der Demenz, erklärt Studienleiter Charles Marshall.

Samuel Ereira, Hauptautor der Studie, sieht in der Methode ein großes Potenzial, die Wechselwirkungen zwischen Umwelt, Neurobiologie und Krankheit genauer zu verstehen. Er sagt:

"Mithilfe dieser Analysetechniken bei großen Datensätzen können wir diejenigen mit hohem Demenzrisiko identifizieren und auch herausfinden, welche Umweltrisikofaktoren diese Menschen in eine Hochrisikozone gebracht haben."

Bei ihren Untersuchungen kam auch heraus, dass soziale Isolation die Wahrscheinlichkeit einer Demenz erhöhen könnte.

Warnsignale für eine Erkrankung an Demenz können laut dem Bundesgesundheitsministerium unter anderem Sprachstörungen, Stimmungsschwankungen, Vergesslichkeit, Interessensverlust oder die Fehleinschätzung von Gefahren sein.

Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2023 sind mehr als 55 Millionen Menschen weltweit von Demenz betroffen. Jährlich gibt es fast zehn Millionen Neuerkrankungen. Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Krankheit.