Wolff Fuss: Magenta-Kommentator über das Schottland-Spiel und das DFB-Team

Star-Kommentator Wolff-Christoph Fuss hofft auf ein Sommermärchen 2.0.

Beim Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Schottland haben Millionen Menschen seine Stimme gehört: Wolff-Christoph Fuss.

Der 47-Jährige, der die Partie für Magenta TV kommentiert hat, ist seit über zehn Jahren eine der prägenden Stimmen unter den deutschen Fußball-Kommentatoren: Fuss hat schon das Finale der Champions League kommentiert und auch die Endspiele der Weltmeisterschaften 2018 und 2022. Für das EM-Finale am 14. Juli ist er ebenfalls fest eingeplant.

Im Gespräch mit watson spricht der Star-Kommentator über sein EM-Fieber, den Kader des DFB-Teams sowie über den Wettbewerb mit den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF.

Wolff Fuss bildet mit den Expert:innen Tabea Kemme, Michael Ballack und Moderator Johannes B. Kerner den Kern des Magenta-EM-Teams.

Watson: Als Kommentator bist du ja schon ein alter Hase, eine Heim-EM ist aber sicher auch für dich etwas ganz Besonderes. Wie blickst du auf die kommenden Wochen?

Wolff-Christoph Fuss: Es fühlt sich einfach spektakulär an. Ich hatte das Glück, schon bei der WM 2006 mit dabei zu sein und weiß somit, wie und dass dieses Land unter Euphorie funktioniert. Es ist mein allererster Wunsch, dass sich diese Leichtigkeit und Begeisterung in den kommenden vier Wochen erneut einstellt – wohl wissend, dass am sportlichen Abschneiden der deutschen Mannschaft ganz viel hängt. Für mich als Fußball-Kommentator gibt es aber nichts Größeres, als ein Turnier im eigenen Land begleiten zu dürfen.

Schauen wir auf die deutsche Gruppe: Bei der Schweiz kennt man viele Spieler aus der Bundesliga, bei Ungarn zumindest ein paar. Nur bei den Schotten sieht das anders aus. Wie hast du dich als Kommentator auf das Schottland-Spiel vorbereitet?

Indem ich mir Spiele von Schottland genau angeschaut und die einzelnen Spieler und die taktischen Abläufe analysiert habe. Meine Redaktion hilft mir außerdem mit einer ausführlichen Info-Mappe, dazu kenne ich viele schottische Kollegen, die mir wichtige Hinweise mitgegeben haben. Mit so viel starker Unterstützung ist eine gute Vorbereitung auf jedes Team möglich.

Im Vorfeld der EM war die Vorfreude in Deutschland definitiv spürbar, was Anfang des Jahres noch ganz anders aussah. Wie hat das DFB-Team diesen Umschwung geschafft?

Durch zwei Topleistungen in den Spielen im März gegen Frankreich und die Niederlande. Danach hat man gesehen, wie schnell es kippen kann – im positiven Sinne –, wenn die Fans endlich wieder eine Perspektive haben, eine Aussicht auf mitreißenden, erfolgreichen Fußball und einer Mannschaft mit Typen, mit denen man sich identifizieren kann. Wenn die deutsche Mannschaft es jetzt noch schafft, in den Gruppenspielen zu überzeugen, dann haben wir hier ganz schnell 2006 2.0.

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Im Umgang mit den Fans hat sich beim DFB einiges geändert. Bei der Kaderbekanntgabe hat man einen kreativeren Ansatz gewählt und auch mit Blick auf die Torhymne ist man auf die Fans zugegangen. Inwiefern spielt all das bei der aktuellen Stimmung rund um das Team eine Rolle?

Die Maßnahmen waren authentisch und nahbar. Was also in den letzten Jahren immer bloß propagiert wurde, ist in diesem Fall gelebt worden. Gerade die Kadernominierung hat mir sehr gut gefallen und auch wenn ich weiß, dass das nicht überall Anklang gefunden hat, habe ich das Gefühl, die Mannschaft und die Fans sind näher zusammengerückt. Die Kluft, die während der WM in Katar so groß war, wie wohl niemals zuvor, ist so geschlossen worden. Größere Nahbarkeit, höhere Identifikation – das tut uns allen gut. Dennoch sind wir gut beraten, mit einem gesunden Maß und einer gesunden Mitte ins Turnier zu gehen. Deutschland sollte keinen Gegner unterschätzen. Demut scheint mir grundsätzlich ein guter Ratgeber.

Mit Leon Goretzka und Mats Hummels hat Bundestrainer Julian Nagelsmann auf zwei Spieler verzichtet, die zweifelsohne zu den verdientesten in Deutschland gehören. Statt auf große Namen hat er auf aktuelle Form und auf das richtige Teamgefüge gesetzt. Wie siehst du diese Herangehensweise?

Leon Goretzka und Mats Hummels sind wirklich absolute Härtefälle. Beide hätten man sicher mitnehmen können, aber der Bundestrainer hat anders entschieden. In der Startelf hat er sie nicht gesehen und auch nicht als Herausforderer von der Bank, was ich total verstehen kann. Das sind hochdekorierte Fußballer, die sich nicht mit einer Ersatzrolle begnügen werden. Das entspräche weder ihrem Naturell, noch ihrer Vita. Ich bin mir außerdem sicher, dass am Ende die wenigsten sagen werden: 'Mit Hummels und Goretzka wäre es aber besser gelaufen.'

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Du wirst für Magenta TV die EM kommentieren. Inwiefern müsst ihr als kostenpflichtiger Sender ein noch stärkeres Programm, einen noch besseren Service bieten, um den frei empfangbaren Öffentlich-Rechtlichen die Stirn zu bieten?

So habe ich das ehrlich gesagt noch nie gesehen. Es geht, finde ich, nicht darum, gegen jemanden zu arbeiten und eine Konkurrenzsituation herzustellen, sondern die beste Leistung abzuliefern, mit den besten Leuten. Magenta TV versteht sich als Premium-Fernsehen, zeigt als einziger Dienst alle 51 EM-Spiele und hat dafür durch die Bank die besten Leute verpflichtet. Teil dieses Teams zu sein, empfinde ich als große Auszeichnung.