EM 2024: Spanien-Fans stimmen Skandal-Song an – diese Dinge hast du im TV verpasst

Spanien setzte sich zum Start in die EM 2024 im Berliner Olympiastadion mit 3:0 gegen Kroatien durch.

Mit Spanien und Kroatien sind am frühen Freitagabend zwei Nationen in die EM 2024 gestartet, denen Expert:innen eine gute Rolle zutrauen. Die Iberer konnten diesen Status durchaus unterstreichen, setzten sich im Berliner Olympiastadion mit 3:0 durch.

Álvaro Morata, Fabián Ruiz und Dani Carvajal sorgten schon im ersten Durchgang für die klare Führung, die in der Folge stärker wackelte, als es der Blick aufs reine Ergebnis vermuten lässt.

Die Kroaten agierten im zweiten Durchgang deutlich zielstrebiger, konnten erstklassige Gelegenheiten, darunter ein Elfmeter, aber nicht verwerten.

Die Geschichte des Spieltags ist damit aber noch lange nicht auserzählt, denn vor Ort hat watson einige Eindrücke gesammelt, die dir vorm Fernseher verwehrt worden sind.

Spanisch? Kroatisch? Modrić! Fans feiern Party

Die Frage, welche Fangemeinschaft im Berliner Olympiastadion die Hoheit haben würde, sollte früh beantwortet werden. Schon auf der Anfahrt aus dem Berliner Norden, wo Kroatiens früherer Nationalspieler und -trainer Niko Kovač seine Wurzeln hat, dominierten rot-weiß-karierte Shirts das Bild. Spätestens am völlig überfüllten Stadionvorplatz war dann endgültig klar: Das wird ein Heimspiel für die Kroaten.

Es ist ein Eindruck, der sich im Stadion verfestigte. Gut drei Viertel der Plätze waren rot-weiß, im ganzen Rund hingen kroatische Banner. Und wenn immer etwas oder jemand den Anschein machte, auch nur einen Hauch Spanisch zu sein, gab es ein gellendes Pfeifkonzert: zum Einlaufen von "La Roja", zur Aufstellung, selbst zu Beginn der Nationalhymne.

"Es war eine großartige Atmosphäre", sollte Nationaltrainer Zlatko Dalić nach Schlusspfiff schwärmen: "Ich weiß nicht, wie viele kroatische Fans da waren, aber ich entschuldige mich für das heutige Spiel."

Kroatische Fans bestimmten das Bild im und am Olympiastadion.

Von bösem Blut zwischen den beiden Fanlagern kann trotz all der Pfiffe indes nicht die Rede sein. Klar, es wurde die eigene Mannschaft unterstützt. "Sieg, Remis oder Niederlage, das ist am Ende egal", waren sich ein Kroate und ein Spanier vor Spielbeginn aber einig: "Man muss das hier feiern. Und reichlich trinken."

Bei der Völkerverständigung half ein Mann übrigens ganz besonders. "Hala Madrid", rief ein Kroate einer Gruppe Spanier zu. Die Iberer stimmten ein, besangen kurz den Champions-League-Sieger. Noch mehr Spannkraft ihrer Stimmbänder widmeten sie anschließend Luka Modrić. Sechsmal hat der die Königsklasse mit Real gewonnen, in Kroatien ist er Rekordnationalspieler.

EM 2024: Kult-DJ spielt Lieblingslied der Kroaten

Noch mehr Erfahrung als der 38-Jährige, der im Berliner Olympiastadion zum 175. Mal für sein Land aufgelaufen ist, hatte an diesem Samstagnachmittag wohl nur ein Mann: Christian Fährmann.

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Der 48-Jährige spielte in den 90er-Jahren für Hertha BSC, ist mit dem Hauptstadtklub einst in die Bundesliga aufgestiegen. Das Olympiastadion kennt er aber nicht nur vom Rasen aus, sondern auch aus der DJ-Kabine. Als DJ Ferry liefert er bei Hertha-Heimspielen die musikalische Untermalung. An diesem Samstag war er ebenfalls dabei. EM statt 2. Bundesliga.

Und ihm gelang dabei ein echter Volltreffer. Kurz vor Beginn der Partie spielte der Ur-Berliner "Thank You (Not so Bad)", traf damit den Nerv der Kroaten. Die stimmen ähnlich lautstark ein, wie man es sonst nur von deutschen Fans bei NFL-Spielen kennt, wenn "Take me Home, Country Roads" läuft.

Das ist kein Zufall, wie Fährmann auf watson-Anfrage erklärte: "Das war gewollt. Ich spiele seit zehn Jahren im Stadion und beobachte auch sonst die Musikszene." Jede Idee gehe dabei zwar nicht auf, mit dem Kroaten-Liebling aber traf er den Nagel auf den Kopf.

EM 2024: Spanier singen "L’Amour toujours"

Ein populärer Song war wiederum auch auf der anderen Seite, bei den Spaniern am Marathontor, en vogue. Populär ist dabei aber mit Vorsicht zu genießen, denn es geht um "L’Amour toujours". Das Lied aus den 90er-Jahren feiert aktuell in rechten Kreisen ein Revival, wurde es doch um einen ausländerfeindlichen Text ergänzt. Nicht von Gigi D’Agostino selbst, das soll nicht unerwähnt bleiben.

Unter den Iberern scheint man sich gerne an die 90er-Jahre zurückzuerinnern, sechsmal stimmten die Fans den Klassiker am Samstagnachmittag an. Für deutsche Journalist:innen definitiv ein Grund zum Aufzucken, für Spanier:innen hingegen nicht.

Hier die Nachricht – hier der Sidekick bzw. das Abseitige

Ein spanischer Kollege erklärt auf Nachfrage, dass der Song in seiner Heimat ohne rechte Konnotationen dasteht und die neu gedichteten deutschen Textzeilen unbekannt sind.

Mit "L’Amour toujours" wollen die Spanier also schlichtweg ihren 3:0-Auftaktsieg feiern, nicht gewisse Personengruppen aus dem Land werfen. Einen weiteren Eklat bei einem großen Turnier hätte der spanische Fußballverband auch wirklich nicht gebrauchen können.