Neuer Behandlungsansatz: Nanopartikel beschädigen Krebszellen von innen heraus

Mit Hilfe von Nanopartikeln wird genetisches Material in die Tumorzellen gebracht, ©euronews

"Alles hat sich verändert. Nichts ist mehr wie früher. Absolut nichts. Von meinem Selbstbild bis hin zu meinem Umgang mit Dingen hat sich alles verändert", sagt die junge Ärztin Laura. Bei ihr wurde Brustkrebs im dritten Stadium festgestellt. "Seit acht Monaten bin ich ein völlig anderer Mensch. Ich bin eine andere Version von mir selbst. Die Art und Weise, wie es einen selbst und sein Umfeld verändert, ist sehr drastisch. Alles ist ganz anders", fügte sie hinzu.

Ernste Nebenwirkungen der Behandlung

Pedro (62) hat seinen Lungenkrebs überlebt. Nach Chemo- und Strahlentherapie hat er eine Hormontherapie sowie eine experimentelle Behandlung bekommen. "Nach meiner gleichzeitig durchgeführten Radio- und Chemotherapie sehen meine Nägel wie gespalten aus. Ich kann keine Tüten oder Ähnliches mehr öffnen, ich habe meinen Tastsinn verloren. Jetzt fühlt sich alles weich an. Es ist, als wären meine Hände immer nass, als ob ich gerade geduscht hätte. Und dann gibt es noch das Gefühl eines Sonnenbrands", erzählt er und zeigt seine Haut, die wie verbrannt aussieht.

Laura und Pedro gehören zu den zahlreichen Menschen, die mit Krebs zu kämpfen haben. Diese bösartige Krankheit zählt weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Das könnte sich aber bald ändern.

Neue Therapie könnte alles ändern

Nun arbeiten Wissenschaftler im Rahmen des europäischen Projekts ULISES an einer neuartigen Krebsbehandlung mit Nanopartikeln. Mithilfe von winzigen Teilchen sollen Krebszellen so umprogrammiert werden, dass sie für das Immunsystem des Patienten "sichtbar" werden. Diese Therapie wird bereits gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs getestet.

"Die Idee besteht darin, das Immunsystem zu aktivieren, und wir tun dies, indem wir besondere Moleküle in den Tumor einbringen, die eine Immunreaktion auslösen können", erklärt Cristina Fillat, Projektkoordinatorin von ULISES.

Hoffnung für Patienten mit tödlichen Tumoren

Mittels Nanopartikel wird genetisches Material in die Tumorzellen gebracht. Die dafür geeigneten Nanopartikel werden im Institut für Onkologie von Valencia (IVO) entwickelt. Sie ähneln denjenigen winzigen Teilchen, die für Covid-19-Impfstoffe verwendet werden.

"Wenn dieser Impfstoff bei Bauchspeicheldrüsenkrebs wirksam ist, könnte er eine neue therapeutische Möglichkeit für andere Arten von Tumoren eröffnen, die ebenfalls tödlich sind und für die es derzeit keine Behandlung gibt", erklärt Antonio López-Guerrero, der das Labor für Molekularbiologie des IVO leitet.

Sollte die Behandlung wirken, wäre dies allein schon ein Meilenstein für die Wissenschaft, sagt López-Guerrero. Die Nebenwirkungen der neuen Therapie wären ebenfalls deutlich geringer als bei Chemo- und Strahlentherapie, die derzeit gegen Krebs eingesetzt werden.

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