RTL: Warum die EM-Show von Stefan Raab krachend scheitern musste

RTL hatte große Hoffnungen in sein "EM-Studio" gesetzt.

Im März hatte RTL eine eigene EM-Show zum Fußball-Turnier in Deutschland angekündigt. Der Gedanke dahinter war durchaus nachvollziehbar. Der Sender hatte sich immerhin zwölf EM-Partien für die Übertragung im Free-TV gesichert. Nicht viel, aber auch nicht wenig.

Irgendwie musste RTL eben die Lücken zwischen den eigenen Spielen füllen und einen thematischen Rahmen setzen, Präsenz zeigen. Das "RTL EM-Studio" entstand, erdacht von niemand geringerem als TV-Genie Stefan Raab beziehungsweise seiner Produktionsfirma Raab Entertainment. Spiele-Highlights und Geschichten rund um das Turnier stehen im Mittelpunkt.

RTL-Plan mit Stefan Raab-Show geht nach hinten los

Auch die Moderatoren sind prominent: Raab-Wegbegleiter Elton und Dschungelcamp-Host Jan Köppen sind an Bord. Nahezu täglich läuft die Sendung während der EM, und das zur besten Sendezeit von 20.15 Uhr bis 21 Uhr. Ein waghalsiger Plan, mit dem sich RTL, das zeigt sich nun, heftig verkalkuliert haben könnte.

Wie "DWDL" berichtet, schalteten aus der werberelevanten Zielgruppe nicht mal eine halbe Million Menschen beim "EM-Studio" ein, lediglich 3,3 Prozent Marktanteil kratzte das Format zusammen. Aber wen wundert das?

Parallel lief in der ARD schon die Vorberichterstattung für die Partie Italien gegen Albanien. Wer den Tag mit der EM verbrachte, blieb sowieso im Ersten, wo zuvor Spanien den Gruppenkontrahenten Kroatien mit 3:0 schlug. Die Quoten der Live-Übertragung sind bislang überragend, das erste EM-Spiel der deutschen Mannschaft war gefragter als jede Partie der WM 2022 in Katar.

Welchen Mehrwert bietet eine Show auf einem anderen Sender, die (fast) das Gleiche präsentiert wie die besser aufgestellte Konkurrenz, nur später und anders aufbereitet? Ist überhaupt Besserung in Sicht?

RTL sitzt mit neuer Raab-Show in der Quotenfalle

Wie groß die Quotenerwartungen von RTL an das EM-Format waren, lässt sich schwer sagen. Während der EM tun sich alle Sender gegen die Live-Übertragungen schwer, egal, was sie zeigen.

ProSieben und Sat.1 verlegen sich auf Ausweichprogramme und senden Quoten-Kanonenfutter. Ein Beispiel: ProSieben brachte am Samstag parallel zur Partie Italien gegen Albanien eine drei Jahre alte Wiederholung von "Wer stiehlt mir die Show?". Damit will der Sender gar nichts gewinnen. Er will Sendezeit füllen, und das mit möglichst wenigen Ressourcen.

Meldung

RTL wiederum hat nun viel Aufwand in die Entwicklung einer Show investiert, die noch fast vier Wochen die Primetime blockiert und scheinbar kaum Zuschauer:innen interessiert. Das könnte zum Problem werden.

Der nächste Quotentest steht heute an: Am Sonntag zeigt RTL sein erstes EM-Spiel. Da wird sich zeigen, ob das "EM-Studio" zumindest in Kombination mit einer exklusiven Live-Übertragung funktioniert.

Allerdings läuft bei RTL nur das 15-Uhr-Spiel Polen gegen die Niederlande. Den Rest der Sonntagspartien zeigt im Free-TV das ZDF. Damit steht das "EM Studio" heute wieder im luftleeren EM-Raum.