Dänische Nationalspieler verzichten für Frauen-Team auf mehr Gehalt

Die dänische Nationalmannschaft der Männer hat ein Zeichen gegen den Gender Pay Gap gesetzt.

In kaum einem anderen Berufsfeld ist der Gender Pay Gap so extrem wie im Fußball. Damit wird der geschlechtsspezifische Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern beschrieben. Da der Männer-Fußball nach wie vor einen Großteil der Gelder durch Sponsoring, Einschaltquoten und Werbung eintreibt, scheint es nach wie vor kaum oder nur sehr schleppend Veränderungen für die Gehälter von Profi-Fußballerinnen zu geben.

Dass man dabei auch als nicht von der ungleichen Bezahlung betroffener Spieler durchaus selbst aktiv werden und die eigenen Interessen durchsetzen kann, hat pünktlich zum Start der Europameisterschaft die dänische Nationalmannschaft der Männer bewiesen. In Verhandlungen mit dem Dänischen Fußballverband konnte sie wichtige Errungenschaften hin zu einer gerechteren und faireren Fußballwelt in Dänemark erreichen.

Dänische Nationalmannschaft setzt sich für faire Bezahlung ein

Die dänische Herren-Nationalmannschaft hat einen neuen Vierjahresvertrag mit dem Dänischen Fußballverband (DBU) unterzeichnet, der nach der EM 2024 in Kraft treten wird. Das berichtete die Internationale Spielerinnen- und Spielervereinigung FIFPRO. Die Spieler haben sich dabei für gleiche Arbeitsbedingungen für die Frauen-Nationalmannschaft eingesetzt. Unterstützung bekamen sie von ihrer Gewerkschaft Spillerforeningen.

"Die Herren-Mannschaft hat sich dafür entschieden, keine Änderungen der Bedingungen in ihrem neuen Vertrag zu fordern", teilte Spillerforeningen-Direktor Michael Sahl Hansen der FIFPRO mit. "Die Spieler haben also nicht nach besseren Bedingungen für sich selbst gesucht, sondern sich Gedanken über die Unterstützung der Frauen-Mannschaft gemacht."

Kontroverse Verhandlungen über Herkunft der Gehaltsaufstockung

Vor Beginn der Verhandlungen hatte der Fußballverband öffentlich erklärt, er strebe die "gleiche Bezahlung" für die Männer- und die Frauen-Nationalmannschaft an. "Es wurde jedoch kommuniziert, dass das Geld, das für diese Maßnahme benötigt wird, von der Herren-Mannschaft kommen sollte", so Michael Sahl Hansen. Diese Vorgehensweise sei weder für die Männer- noch die Frauen-Mannschaft akzeptabel gewesen.

"Wir wollten nicht mit der DBU reden, wenn die einzige Möglichkeit, den Frauen mehr Geld zu geben, darin bestünde, es von der Herren-Mannschaft abzuziehen. So schafft man keine Gleichberechtigung", sagte Michael Sahl Hansen der FIFPRO. Seine Gewerkschaft wählte zusammen mit der Herren-Mannschaft daher einen anderen Ansatz.

Ihr Ziel sei es demnach nicht gewesen, die Bedingungen und die Bezahlung der Herren-Mannschaft zu senken, um sie der Frauen-Mannschaft anzugleichen, sondern die Bedingungen und die Bezahlung der Frauen auf das Niveau der Herren-Mannschaft anzuheben. Der Alternativ-Plan sah deshalb Folgendes vor:

  • Das Männer-Nationalteam lehnt eine Gehaltserhöhung ab.
  • Die Spieler:innen der Männer- und Frauen-Nationalmannschaft erhalten die gleiche Grundvergütung für Einsätze in der Nationalmannschaft.
  • Der Versicherungsschutz für die Frauen-Nationalmannschaft und die U-21-Nationalmannschaft der Männer wird verbessert. Dies wird durch eine Senkung des Versicherungsschutzes der Männer-Nationalmannschaft finanziert.
  • Die Spieler und die DBU werden gemeinsam ein Clubhaus für alle Nationalmannschaften – Männer, Frauen und Jugend – schaffen.
  • Ein Entwicklungsfonds, der von der Herrenmannschaft (50 Prozent) und der DBU (50 Prozent) finanziert wird, soll eingerichtet werden. Die Mannschaft und die DBU wollen jeweils eine Million dänische Kronen (ca. 134.000 Euro) in einen Topf einzahlen, wenn sich ein Team für eine künftige Meisterschaft wie die Weltmeisterschaft oder die Uefa Euro qualifiziert, um die Bedingungen der Mannschaft zu verbessern.

Dänische Nationalspieler zufrieden mit den Vorschlägen

Wie Sahl Hansen erklärt, habe er keine Probleme gehabt, die Spieler der Herren-Mannschaft von dem Plan zu überzeugen. "Als wir dem Verhandlungsteam, das aus Andreas Christensen, Thomas Delaney, Christian Eriksen, Pierre-Emile Hojbjerg, Simon Kjaer und Kasper Schmeichel bestand, den Plan vorstellten, waren sie sehr zufrieden. Das war das, was sie wollten."

Der Spillerforeningen-Direktor betonte jedoch auch, dass die Spieler eigentlich nicht verantwortlich für Dinge wie die Finanzierung von Maßnahmen wie einem Entwicklungsfonds, einer Spielerversicherung oder einem Clubhaus für die Spieler:innen seien. Die Herren-Mannschaft zeige jedoch ihr außerordentliches Engagement für die Förderung des dänischen Fußballs.

Dänemark hat die die Entwicklung des Frauenfußballs maßgeblich vorangetrieben.

"Als wir dem Fußballverband diesen Plan erläuterten, erkannten sie, dass es sich um ein großzügiges Angebot handelte" berichtet Sahl Hansen über die Verhandlungen mit dem DBU. Noch vor Beginn der Europameisterschaft wurde die Vereinbarung unterzeichnet.

Auch die Spielerinnen des Frauenteams hätten positiv auf die Vereinbarung mit den Männern reagiert. "Sie sind froh, dass die männlichen Spieler ihnen helfen, sind aber auch der Meinung, dass das Geld nicht von der Herren-Mannschaft, sondern von der DBU kommen sollte", erklärte Sahl Hansen gegenüber FIFPRO: "Sie freuen sich auf die Verhandlungen mit dem Fußballverband, die nach dem Sommer beginnen sollen."