Ukraine bei EM früh unter Druck: «Keine Wahl und keine Zeit»

Ukraines Olexander Sintschenko und Rumäniens Dennis Man (r) kämpfen um den Ball. Daniel Karmann/dpa

Nach der deutlichen Auftaktniederlage der Fußball-EM gegen Rumänien wissen die Ukrainer, dass der Einzug ins Achtelfinale zu einer Mammutaufgabe geworden ist. «Jetzt müssen wir nur noch gewinnen, um aus der Gruppe zu kommen», sagte Olexander Sintschenko. Der Arsenal-Profi und seine Teamkollegen waren den Rumänen deutlich mit 0:3 unterlegen.

Durch den überraschenden 1:0-Erfolg der Slowakei gegen Favorit Belgien verkomplizierte sich die Lage weiter: Am Freitag geht es just gegen die Slowaken, fünf Tage danach folgt das Duell gegen die Belgier. Vor Turnierbeginn hatten Experten gerade die Rumänen als schwächsten Gegner identifiziert, auch die Slowakei schien nicht überlegen. Nach dem ersten Spieltag führen just jene beiden Teams das Klassement der Gruppe E an.

«Keine Wahl und keine Zeit»

Nach solchen Spielen sei es schwer, neuen Mut zu finden, räumte Ukraines Torhüter Andrij Lunin ein. Der Ersatzkeeper von Real Madrid hatte mit Patzern vor zwei Gegentoren entscheidenden Anteil an der Niederlage und bat die Fans im Anschluss um Entschuldigung. Hadern bringt aber nichts, das weiß der Schlussmann. «Wir haben keine Wahl und keine Zeit. Wir müssen uns erholen, umschalten und weitermachen», sagte Lunin.

So sieht das auch Trainer Serhij Rebrow. «Sie müssen sich jetzt aufraffen», sagte er in Richtung seiner Schützlinge. «Ich bin mir sicher, dass wir im nächsten Spiel eine andere Einstellung haben werden.»

In den vergangenen Tagen war die Situation in der Heimat mehr als zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs und die Gedanken der Auswahlfußballer dazu gefragter als der sportliche Ausblick. Immer wieder hieß es, dass es für die Ukrainer nicht nur um Sport gehe, sondern auch darum, der kriegsgeschundenen Bevölkerung daheim zumindest ein wenig Freude zu bereiten.

Rebrow: Krieg ausblenden

Coach Rebrow forderte seine Spieler nach der Rumänien-Enttäuschung nun auf, den Krieg so gut es geht auszublenden. «Ich sage immer, dass die Spieler denjenigen, die unser Land verteidigen, sehr dankbar sind.» Ablenkung aber schade dem sportlichen Erfolg - die Köpfe der Spieler müssten freier sein. «Wir müssen vergessen, was zuhause passiert», meinte der ehemalige Stürmerstar.

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