"Es geht ihm nicht gut. Es scheint kompliziert zu sein, das ist der Negativpunkt des Abends", sagte Frankreichs Trainer Didier Deschamps am Montagabend in Düsseldorf. Dabei startete Topfavorit Frankreich mit einem 1:0-Sieg gegen Österreich in das Turnier.
Bei der Partie stand einmal mehr Superstar Kylian Mbappé im Fokus – und das nicht nur, weil er das unglückliche Eigentor von Pechvogel Maximilian Wöber Ende der ersten Halbzeit vorbereitete.
Mit blutiger und krummer Nase musste der Superstar des Turniers kurz vor Spielende ausgewechselt werden. Nun beginnt das große Rätselraten, wie es mit dem 25-Jährigen weitergeht. Watson liefert Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Was ist Kylian Mbappé passiert?
Die Szene, die Mbappé wohl für den Rest des Turniers verfolgen dürfte, spielte sich in der 86. Minute ab. Der Superstar hatte im Duell mit Bayern-Spieler Konrad Laimer einen Freistoß an der linken Strafraumkante herausgeholt. Eine Sache für das feine Füßchen von Antoine Griezmann.
Der Routinier trat zum Standard an und hob den Ball in den Sechzehner auf den Kopf seines Teamkollegen. Mbappé setzte zum Kopfball an, doch krachte im Luftduell in die Schulter vom österreichischen Verteidiger Kevin Danso. Der Franzose blieb auf dem Rasen liegen und hielt sich die heftig blutende Nase.
Dass das kein normaler Zweikampf war, wurde spätestens klar, als er zur Behandlung vom Feld geführt wurde. Die Fernsehkameras fingen die stark lädierte Nase ein.
Les Bleus mussten vorübergehend in Unterzahl spielen, weil Schiedsrichter Jesus Gil Manzano ihnen einen Wechsel zunächst verweigerte. Mbappé hielten seine Schmerzen nicht davon ab, selbst wieder gleiche Verhältnisse herzustellen.
Der künftige Madrilene ging ohne Erlaubnis auf den Platz zurück und setzte sich auf den Boden. Referee Manzano verwarnte ihn mit Gelb, weshalb der 25-Jährige sich im weiteren Turnierverlauf zurückhalten muss. Bei zwei Verwarnungen droht ein Spiel Sperre. Schließlich kam für ihn in der 90. Minute Youssouf Fofana in die Partie.
Welche Verletzung hat Mbappé?
Mannschaftsarzt Franck Le Gall meldete Nationaltrainer Didier Deschamps schnell den Verdacht auf einen Nasenbeinbruch, wie "Le Parisien" berichtet. Nähere Untersuchungen in der Umkleidekabine hatten einen Nasenbeinbruch mit Verschiebung der Nasenscheidewand zum Ergebnis.
Mbappé wurde noch in der Nacht ins Düsseldorfer Universitätsklinikum gebracht, wo er sich einer radiologischen Untersuchung unterzog, wie der französische Fußballverband mitteilte. Die brachte die finale Bestätigung: Die Nase ist gebrochen. Der 25-Jährige kehrte gegen 2 Uhr morgens ins französische Camp in Paderborn zurück.
Muss Mbappé operiert werden?
Muss sich Mbappé einer Operation unterziehen? Diese knifflige Frage trieb den medizinischen Staff der Franzosen um. Denn eine solche Behandlung hätte wohl das sichere Turnier-Aus bedeutet.
Doch die Untersuchung im Düsseldorfer Universitätsklinikum brachte Entwarnung. Der Superstar werde in den nächsten Tagen behandelt werden, ohne sich sofort einer Operation zu unterziehen, teilte der französische Fußballverband mit.
Für den Stürmer werde eine Maske angefertigt werden müssen, um eine Rückkehr in den Wettbewerb zu ermöglichen. Diese Gesichtsmasken sind in der Regel aus Carbon und bei Gesichtsverletzungen üblich. Nach einem Jochbeinbruch hatte beispielsweise der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger bei der EM 2021 mit einem solchen Schutz gespielt.
Mbappé nahm sein neues Accessoire offenbar mit Humor. "Ideen für Masken?", schrieb er in der Nacht auf Dienstag auf X.
Kann Mbappé gegen die Niederlande spielen?
Laut "Le Parisien" drängt Mbappé darauf, im nächsten Gruppenspiel am Freitag gegen die Niederlande auf dem Feld zu stehen. Die Entscheidung darüber wird wohl das medizinische Personal fällen. Coach Didier Deschamps könnte es vorziehen, den Superstar für die K.o.-Phase zu schonen, schließlich haben die Franzosen mit dem ersten Sieg bereits einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale gemacht.
"Ich möchte nicht im Konjunktiv sprechen", betonte Deschamps, "aber eine französische Nationalmannschaft mit Kylian Mbappé ist immer stärker." Sollte er jedoch ausfallen, "werden wir ohne ihn weiterkämpfen".
Nach einem Nasenbruch schnell wieder zu spielen, ist nicht ungewöhnlich. In der vergangenen Saison waren etwa der Torwart vom OGC Nizza Marcin Bulka und Stéphanois Cafaro von Saint-Étienne wenige Tage später wieder im Einsatz gewesen.
Früherer Mannschaftsarzt gibt düstere Prognose ab
Der ehemalige Arzt der französischen Nationalmannschaft Fabrice Bryand nimmt allzu hoffnungsvollen Prognosen den Wind aus den Segeln. "Eine gebrochene Nase bedeutet normalerweise eine Ausfallzeit von 4 bis 6 Wochen", erklärt der Mediziner gegenüber "Ouest France". Er versorgte die Équipe Tricolore zwischen 2010 und 2012.
"Aber wir haben es mit Spitzensportlern zu tun und es kommt auf die Schwere der Verletzung an", betont Bryand. "Liegt nur ein Bruch der Nasenscheidewand vor, gehen sie unter Umständen das Risiko ein, ihn mit einer Maske spielen zu lassen."
Einen Einsatz in der Gruppenphase und im möglichen Achtelfinale hält er für unwahrscheinlich: "Man muss mindestens 8 bis 10 Tage warten, bis es abklingt." Wenn er wieder auf dem Platz steht, werde es auch nach 10 oder 15 Tagen noch schmerzhaft sein.
