Zahnarzt-Praxen bleiben geschlossen: Wie viel verdient man als Zahnarzt?

Wer sich für den Beruf als Zahnarzt entscheidet, kann gut verdienen. Die Unterschiede sind allerdings groß.

Wer Zahnschmerzen oder andere Probleme mit den Zähnen hatte, konnte am Dienstag vielerorts nicht in die Zahnarzt-Praxis des Vertrauens und musste womöglich auf einen Notdienst ausweichen. Zahnarzt-Praxen blieben in mehreren Bundesländern geschlossen.

Grund dafür ist ein Protest gegen die aus Sicht der Zahnärzt:innen "kranke" Gesundheitspolitik.

Die Ärzt:innen klagen über zu viel Bürokratie und steigenden wirtschaftlichen Druck, was ihrer Meinung nach zu immer mehr Praxisschließungen führt. Tatsächlich zeigt sich ein kontinuierlicher Rückgang der niedergelassenen Zahnärzt:innen, wie Daten der Bundeszahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) belegen.

Obwohl die wirtschaftlichen Herausforderungen größer werden, leiden Zahnärzt:innen nicht unter schlechten Gehältern. Allerdings gehören sie nicht mehr zu den Spitzenverdiener:innen unter den Arztberufen.

Wie viel verdient man als Zahnarzt oder Zahnärztin in Deutschland?

Das Mediangehalt der Zahnärzt:innen liegt laut dem Jobportal Stepstone bei 63.100 Euro brutto pro Jahr. Damit liegt das Gehalt etwa zweimal über dem eines Durchschnittsdeutschen. Im Vergleich dazu erzielen Ärzt:innen insgesamt ein mittleres Einkommen von etwa 95.000 Euro jährlich.

Laut der Bundesagentur für Arbeit beträgt das monatliche Mediangehalt der Zahnärzt:innen rund 5340 Euro bei Vollzeitbeschäftigung. Ein Viertel verdient weniger als 3650 Euro, ein weiteres Viertel mehr als 6750 Euro im Monat.

Zahnärzt:innen gehören nicht mehr zu den Spitzenverdiener:innen.

Das Einkommen der Zahnärzt:innen variiert allerdings stark, je nach Tätigkeit und Beschäftigungsform. Dazu zählen Unterschiede zwischen Berufseinsteiger:innen und Fachärzt:innen, wie beispielsweise in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie. Zudem spielt es eine Rolle, ob die Zahnärzt:innen angestellt oder selbstständig sind. Besonders die Umsatzbeteiligung kann das Gehalt angestellter Zahnärzt:innen erheblich steigern.

Dabei gilt: Selbstständige Zahnärzt:innen können deutlich höhere Einnahmen erzielen. Der durchschnittliche Einnahmen-Überschuss betrug 2021 laut KZBV rund 203.000 Euro jährlich. Allerdings kommt damit auch viel Bürokratie ins Spiel. Von den Einnahmen müssen Steuern, Sozialabgaben und Investitionen in die Praxis finanziert werden. Und: Die Eröffnung oder Übernahme einer Praxis kostet meist mehrere Hunderttausend Euro. Die Praxisinhaber:innen arbeiten im Durchschnitt knapp 44 Wochenstunden.

Der Median des Einnahmen-Überschusses lag bei etwa 169.000 Euro pro Jahr, was monatlich gut 14.000 Euro entspricht. In den alten Bundesländern liegt dieser Median höher als in den neuen Bundesländern.

Selbstständige Zahnärzt:innen können deutlich höhere Einnahmen erzielen.

Die Mehrarbeit der Selbstständigen hat wohl auch zu einer Zunahme der angestellten Zahnärzt:innen geführt, wie ntv berichtet. Von etwa 45.000 derzeit niedergelassenen Zahnärzt:innen sind demnach knapp 24.000 angestellt. Berufseinsteiger:innen als Assistenzzahnärzt:innen starten mit einem Gehalt von 2500 bis 3500 Euro.

82 Prozent der angestellten Zahnärzt:innen profitieren von einem Verdienstmodell mit Umsatzbeteiligung, wodurch ihre Gehälter erheblich gesteigert werden können. Ohne Umsatzbeteiligung liegen die Gehälter nach drei Jahren Berufserfahrung zwischen 3500 und 5600 Euro, mit Umsatzbeteiligung zwischen 4600 und 12.400 Euro monatlich. Im Durchschnitt erzielen angestellte Zahnärzt:innen mit Umsatzbeteiligung etwa 7400 Euro.

In der Zahnarzt-Praxis: Spezialisten auf dem Land verdienen am meisten

Grundsätzlich gilt: Wer spezialisiert ist, verdient mehr. Angestellte Spezialist:innen, wie Mund-Kiefer-Gesichtschirurg:innen, verdienen im Schnitt etwa 11.800 Euro monatlich. Zahnärzt:innen in Kliniken können außerdem auch mit mehr Gehalt rechnen als ihre Kolleg:innen in Praxen.

Auf dem Land sind die Verdienstmöglichkeiten ebenfalls besser. Eine Befragung der Apobank aus den Jahren 2019 und 2020 ergab, dass angestellte Zahnärzt:innen auf dem Land ein Jahresgehalt von durchschnittlich 82.000 Euro erzielen, während es in Großstädten etwa 68.000 Euro sind.

Wer spezialisiert ist, kann in der Zahnheilkunde mit einem höheren Gehalt rechnen.

In den vergangenen Jahrzehnten sind die Gehälter der Zahnärzt:innen im Vergleich zu anderen Ärztegruppen deutlich gesunken. Während sie 1980 noch zu den Spitzenverdiener:innen gehörten, liegen sie heute im Durchschnitt unter den Einkommen vieler anderer Fachärzt:innen.

Laut der KZBV verdienen sie etwa weniger als Hautärzt:innen, Internist:innen oder Urolog:innen, jedoch immer noch mehr als ihre Kolleg:innen in der Orthopädie und Chirurgie sowie weit mehr als in der Kindermedizin oder Neurologie.