Die britische Inflation erreicht im Mai das 2%-Ziel der BoE. Werden Zinssenkungen folgen?

Laut einem am Mittwoch vom Office for National Statistics (ONS) veröffentlichten Bericht hat die jährliche Inflationsrate in Großbritannien im Mai das Ziel der Bank of England (BoE) von 2% erreicht.

Diese Zahl entspricht den Erwartungen und stellt einen Rückgang gegenüber der Rate vom April von 2,3% dar. Die Daten zeigen eine deutliche Abschwächung des Inflationsdrucks und bringen sowohl Verbrauchern als auch politischen Entscheidungsträgern eine gewisse Erleichterung.

Wichtige Einflussfaktoren auf die Inflationsrate

Der ONS-Bericht identifiziert die Lebensmittelpreise als Hauptfaktor, der zum Rückgang sowohl des Verbraucherpreisindex einschließlich der Eigenheimkosten (CPIH) als auch der jährlichen Verbraucherpreisindexraten (CPI) beiträgt.

Dagegen stiegen die Kraftstoffpreise leicht an und trugen nur geringfügig zur Gesamtinflationsrate bei.

Auf monatlicher Basis stieg der Verbraucherpreisindex (CPI) im Mai 2024 um 0,3 %, verglichen mit einem Anstieg von 0,7 % im Mai 2023. Der Verbraucherpreisindex (CPIH), der die Wohnkosten von Eigenheimbesitzern einschließt, stieg in den zwölf Monaten bis Mai 2024 um 2,8 %.

Der Kern-VPI und der VPIH, ohne volatile Güter wie Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak, stiegen im gleichen Zeitraum um 3,5 Prozent bzw. 4,2 Prozent.

Auswirkungen auf Zinsentscheidungen

Die Bank of England wird am Donnerstag ihre neue Zinsentscheidung bekannt geben. Die aktuellen Inflationszahlen haben die Diskussionen über mögliche Zinssenkungen intensiviert.

Die Finanzmärkte hatten zuvor mit einer Zinssenkung im August gerechnet, die neuesten Daten haben jedoch ihre Erwartungen in Richtung einer möglichen Senkung im September verschoben.

Um der steigenden Inflation entgegenzuwirken, hat die BoE seit Dezember 2021 die Zinssätze kontinuierlich erhöht. Im Oktober 2022 erreichte die Inflation mit 11,1 % ihren höchsten Stand seit 1981.

Da sich die Inflation nun dem Ziel der BoE annähert, herrscht vorsichtiger Optimismus hinsichtlich einer möglichen Lockerung der Geldpolitik.

Bühne frei für Zinssenkungen?

Der Chefökonom der Confederation of British Industry, Martin Sartorius, kommentierte die jüngsten Inflationsdaten mit den Worten:

“Der Rückgang der Inflation wird für die Haushalte eine willkommene Nachricht sein, auch wenn viele noch immer unter den Folgen der Inflation leiden. Die heutigen Daten legen den Grundstein für eine Zinssenkung des geldpolitischen Ausschusses [der Bank] im August, die den Erwartungen unserer jüngsten Prognose entspricht.”

Sartorius betonte jedoch auch, dass Vorsicht geboten sei. Er wies darauf hin, dass der inländische Preisdruck, etwa durch höhere Löhne, langsamer nachlasse. „Die Zinssetzer müssen den Rückgang der Gesamtinflation gegen diesen anhaltenden inländischen Druck abwägen“, sagte er.

Ruth Gregory vom Forschungsunternehmen Capital Economics äußerte sich ähnlich und erklärte:

Die Zahlen vom Mittwoch werden die Bank wahrscheinlich nicht dazu bewegen, die Zinsen am Donnerstag zu senken. Und da die Inflation im Dienstleistungssektor nur leicht nachlässt, sieht unsere Prognose, dass die Bank die Zinsen im August zum ersten Mal senken wird, etwas wackeliger aus.

Breiterer wirtschaftlicher Kontext

Die jüngsten Inflationszahlen kommen nach einer längeren Phase hoher Inflation in Großbritannien. Der anhaltende Inflationsdruck wurde durch Faktoren wie die COVID-19-Pandemie und den Krieg in der Ukraine verursacht.

Trotz des jüngsten Rückgangs bleibt der Weg zu nachhaltiger wirtschaftlicher Stabilität ungewiss.

Die bevorstehende Zinsentscheidung der BoE wird mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, da sie Aufschluss über die Strategie der Notenbank zur Wahrung der Preisstabilität bei gleichzeitiger Förderung des Wirtschaftswachstums geben wird.

Die Möglichkeit von Zinssenkungen im weiteren Jahresverlauf unterstreicht den vorsichtigen Ansatz der BoE bei der Navigation durch das komplexe Wirtschaftsumfeld.

Dass Großbritanniens Inflationsrate im Mai das Ziel der BoE von 2% erreichte, stellt einen wichtigen Meilenstein in der wirtschaftlichen Erholung des Landes dar. Während der Rückgang der Lebensmittelpreise eine entscheidende Rolle bei der Abschwächung der Inflation spielte, bleibt die anhaltende Inflation im Dienstleistungssektor ein Grund zur Sorge.

Während sich die BoE auf die Bekanntgabe ihrer Zinsentscheidung vorbereitet, bereiten die neuesten Daten den Boden für mögliche Zinssenkungen, wobei Zeitpunkt und Ausmaß dieser Senkungen weiterhin von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung und dem inländischen Preisdruck abhängen.

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