Überragender Gündogan führt DFB-Team gegen Ungarn ins Achtelfinale: Spielbericht & Einzelkritik

By Oscar Nolte

Der deutsche EM-Zug rollt weiter! Am Mittwochabend konnte die deutsche Nationalmannschaft auch ihr zweites Gruppenspiel gegen Ungarn mit 2:0 gewinnen, tat sich phasenweise aber sehr schwer damit, den ungarischen Abwehrriegel zu knacken und ließ defensiv zu viel zu. Jamal Musiala und Ilkay Gündogan trafen für das DFB-Team. Mit dem Sieg gegen Ungarn konnte Deutschland den Einzug ins Achtelfinale bereits perfekt machen.

Musiala bringt Deutschland in Führung

Die Partie in Stuttgart begann fulminant, mit einem Schockmoment für Deutschland: nach wenigen Sekunden agierte Joshua Kimmich als letzter Mann gegen Roland Sallai zu zögerlich, der Stürmer vom SC Freiburg spitzelte den Ball an Kimmich vorbei, scheiterte aber an dem furchtlos herauseilenden Manuel Neuer.

Nach dieser kalten Dusche fing sich Deutschland und warf die Motoren umgehend an. Die Nagelsmann-Elf suchte in den ersten Minuten häufig Kai Havertz, der sich fantastisch zwischen den Abwehrketten der Ungarn bewegte und häufig in gefährliche Räume vordrang. In der elften Minute setzte sich Havertz entschlossen gegen Willi Orban durch und scheiterte aus spitzem Winkel am stark reagierenden ungarischen Torwart Peter Gulacsi.

Beide Mannschaften spielten mit offenem Visier und kreierten Torchancen, die deutsche Mannschaft dominierte das Spiel aber. Belohnen konnte sich die deutsche Mannschaft in der 22. Minute: Kapitän Ilkay Gündogan erkämpfte sich einen verloren gegangenen Ball im Strafraum gedankenschnell wieder und hatte dann das Auge für Jamal Musiala, der aus sieben Metern - mit Beihilfe eines ungarischen Verteidigers und der Unterkante der Latte - zur Führung und seinem zweiten Turniertor abstaubte.

Ungarn zeigte sich vom Rückstand unerschrocken und tauchte vor allem bei Standards gefährlich vor dem deutschen Tor auf. Manuel Neuer musste in der 26. Minute einen Freistoß von Dominik Szoboszlai aus dem Winkel kratzen. In der Nachspielzeit jubelten die Ungarn kurz, nachdem Neuer zunächst einen Kopfball nach einem Freistoß aus dem Halbfeld sensationell parierte, dann aber gegen Sallai im Nachschuss war. Zuvor lag allerdings eine Abseitsstellung vor, der Treffer zählte zurecht nicht.

Gündogan sorgt für die Entscheidung

Deutschland fand nicht gut in die zweite Halbzeit, ein abgefälschter Fernschuss von Toni Kroos war das gefährlichste, das die Nagelsmann-Elf gegen den ungarischen Abwehrriegel zu Stande brachten. Der Bundestrainer reagierte umgehend und brachte bereits nach 57. Minuten Leroy Sane und Niclas Füllkrug für den blassen Wirtz und Havertz.

Ungarn indes blieb auch in der Offensive aktiv und kam in der 60. Minute beinahe zum Ausgleich: Barnabas Varga setzte einen Kopfball relativ unbedrängt aber knapp über die Latte. Wenige Minuten später zog Deutschland dem Underdog dann den Stecker: Mittelstädt brach auf der linken Seite durch, fand mit seiner flachen Hereingabe Ilkay Gündogan und der Kapitän vollstreckte eiskalt zum 2:0.

Danach konnte Deutschland das Tempo etwas rausnehmen. Einige aussichtsreiche Möglichkeiten ließ die DFB-Elf etwas fahrlässig liegen, blieb aber aktiv und ließ Ungarn nicht mehr wirklich in die Partie kommen. Glück hatten die Deutschen dann aber kurz vor Schluss, als Ungarn noch einmal vor dem Tor auftauchte und Kimmich auf der Linie ausputzen musste.

Mit dem insgesamt verdienten 2:0-Sieg gegen Ungarn löst Deutschland das Ticket für das Achtelfinale.

Deutschland schlägt Ungarn: Das DFB-Team in der Einzelkritik

1. Manuel Neuer

Musste nach wenigen Sekunden bereits eingreifen, reagierte gegen den durchgebrochenen Roland Sallai aber entschlossen und furchtlos. Sammelte allein in der ersten Halbzeit zwei weitere bärenstarke Paraden. Im zweiten Durchgang wenig gefordert.

Note: 9/10

2. Maximilian Mittelstädt

Sehr umtriebig im ersten Durchgang, jedoch etwas glücklos in seinen zahlreichen Flanken-Versuchen. In der 67. Spielminute saß dann aber seine flache Hereingabe auf Ilkay Gündogan, die der Kapitän eiskalt zum 2:0 verwertete.

Note: 8/10

3. Jonathan Tah

Konnte mit gutem Stellungsspiel und Zweikampfverhalten einige brenzlige Situationen entschärfen. Gutes Spiel des Leverkuseners.

Note: 8/10

4. Antonio Rüdiger

Gute Zweikampf- und Passwerte. Sehr sicher im Zusammenspiel mit Jonathan Tah. Ebenfalls eine gute Leistung.

Note: 7/10

5. Joshua Kimmich

Reagierte nach wenigen gespielten Sekunden zu zögerlich gegen Roland Sallai und ermöglichte dem Ungarn somit eine große Torchance. Blieb im ersten Durchgang zudem offensiv blass. Wurde in der zweiten Halbzeit präsenter und verfehlte in der 69. Minute mit einem Schuss aus spitzem Winkel nur knapp das 3:0. Rettete kurz vor Schluss auf der Linie.

Note: 7/10

6. Robert Andrich (bis 71.)

Traf nach einer Ecke von Toni Kroos beinahe per Volley zum 1:0. Blieb ansonsten blass, bemühte sich vor allem darum, als Staubsauger möglichst viel abzuräumen.

Note: 6/10

7. Toni Kroos

Leistete sich ungewohnt viele Fehlpässe, spielte aber auch viele Bälle mit Risiko. Orchestrierte das deutsche Offensivspiel gewohnt dominant und schlug viele gute Ecken. Erprobte sich auch das ein ums andere Mal im Zweikampf.

Note: 8/10

8. Ilkay Gündogan (ab 84.)

Sehr gute Strafraumbesetzung im ersten Durchgang. Tauchte immer wieder in den gefährlichen Räumen auf und beschäftigte die ungarische Defensive. Im Passspiel gewohnt sicher, auch auf engem Raum. Erkämpfte sich vor dem 1:0 den Ball schlitzohrig und bediente dann mit viel Übersicht Torschütze Jamal Musiala. In der zweiten Halbzeit trat Gündogan dann nach Vorarbeit von Mittelstädt auch als Torschütze in Erscheinung - toller Auftritt des Capitano!

Note: 10/10

9. Florian Wirtz (57.)

Blieb im ersten Durchgang etwas im Schatten seiner Offensiv-Kollegen. Glänzte dafür mehrfach in der Rückwärtsbewegung. Ohnehin mit viel Bewegung abseits des Balles. Wurde nach 57. Minuten ausgewechselt.

Note: 6/10

10. Jamal Musiala (bis 71.)

In der schwabischen Heimat kaum einzufangen. Enorm umtriebig, immer gefährlich und im Dribbling kaum zu stoppen. Krönte eine starke erste Halbzeit mit dem Abstauber zum 1:0 - sein zweiter Turniertreffer. Legte in der 44. Minute beinahe nach, traf mit seinem Abschluss aus knapp 16 Metern aber nur das Außennetz. Blieb im zweiten Durchgang ohne die großen Momente und ging nach 71. Minuten vom Platz.

Note: 9/10

11. Kai Havertz (bis 57.)

Öffnete besonders in der Anfangsphase des Spiels unglaublich viele Räume und bewegte sich klug zwischen den Ketten. Belohnte sich für sein starkes Stürmerspiel beinahe mit einem Treffer, scheiterte in der elften Minute aber an Peter Gulacsi. Guter Auftritt des Arsenal-Stürmers - umso überraschender kam seine Auswechslung in der 57. Minute.

Note: 8/10

12. Leroy Sane (ab 57.)

Tauchte in der 74. Minute gefährlich im Strafraum auf, scheiterte mit seinem Abschluss aus der Halbposition aber am starken Gulacsi. Zog zwei Minuten später nach tollem Doppelpass mit Ilkay Gündogan aus der Distanz ab, wieder reagierte Gulacsi glänzend. In der 88. Minute erneut gefährlich vor dem Tor, aber wieder glücklos. Ließ kurz vor Schluss eine gute Konterchance schlampig liegen.

Note: 6/10

13. Niclas Füllkrug (ab 57.)

Rieb sich viel auf, blieb aber ohne viele Aktionen. In der 87. Minute mit einer guten Kopfballchance, konnte den Ball aber nicht drücken.

Note: 5/10

14. Emre Can (ab 71.)

Starkes Spiel vom nachnominierten Dortmunder. Gewann viele wichtige Zweikämpfe und leitete einen Konter mit einem guten Dribbling ein. Chance - erneut - genutzt.

Note: 7/10

15. Chris Führich (ab 71.)

Durfte erste Minuten bei der EM schnuppern. Deutete seine Qualitäten in einigen Situationen an, konnte sich aber noch nicht auszeichnen.

Note: 5/10

16. Deniz Undav (ab 84.)

Feierte ebenfalls seine EM-Premiere.

ohne Bewertung.


Dieser Artikel wurde ursprünglich auf 90min.com/DE als Überragender Gündogan führt DFB-Team gegen Ungarn ins Achtelfinale: Spielbericht & Einzelkritik veröffentlicht.